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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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hätten, uns mit allen Bedürffnissen reichlich zu ver-
sorgen. Er legte seine Verwunderung deßfalls zur
Gnüge an Tag, und ließ nicht ab, bis ich ihm, nach-
dem er mir den Eyd der Verschwiegenheit über ge-
wisse Puncte geleistet, so viel erzehlete, als mir Hr.
Wolffgang selbst von dem Felsenburgischen Staat
eröffnet hat. Sein Vergnügen über dergleichen
Geschichte war unbeschreiblich und wünschte derselbe
so wohl als ich, nur fein bald dieses glückselige Land
zu erblicken, welches ich ihm indessen auf meiner,
nach besten Vermögen selbst gezeichneten Land-und
See-Charte, wiese. Wir brauchten hierauf unsere
mathematischen Instrumenta fast täglich, um ja
nicht etwa auf einen Jrrweg zu gerathen und der Jn-
sul Felsenburg zu verfehlen, allein es hat uns den-
noch Kummer, Sorge und Gedult genug gekostet,
durch alle Verdrießlichkeiten, die sonderlich Wind
und Wetter verursachten, hindurch zu dringen, bis
uns endlich gestern früh bey aufgehender Sonne,
die, durch deren Strahlen erleuchtete Felsen Spi-
tzen, zu unaussprechlicher Freude in die Augen fie-
len.

Solchergestalt habe ich von allen Personen, die
mit uns aus Amsterdam gefahren sind, nicht mehr
zurück gebracht als 6. Boots-Knechte, und 4. Frey-
willige, nemlich den Nadler Johann George Bucht
aus dem Hildesheimischen, den Hut-Staffier Mi-
chael
Eichert von Bremen, den Handels-Diener
Friedrich Christian Fleischmann aus Glaucha, und
den Peruquen- Macher August Dietrich von
Erffurt. Die übrigen, so sich voritzo bey mir befin-

den,
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haͤtten, uns mit allen Beduͤrffniſſen reichlich zu ver-
ſorgen. Er legte ſeine Verwunderung deßfalls zur
Gnuͤge an Tag, und ließ nicht ab, bis ich ihm, nach-
dem er mir den Eyd der Verſchwiegenheit uͤber ge-
wiſſe Puncte geleiſtet, ſo viel erzehlete, als mir Hr.
Wolffgang ſelbſt von dem Felſenburgiſchen Staat
eroͤffnet hat. Sein Vergnuͤgen uͤber dergleichen
Geſchichte war unbeſchreiblich und wuͤnſchte derſelbe
ſo wohl als ich, nur fein bald dieſes gluͤckſelige Land
zu erblicken, welches ich ihm indeſſen auf meiner,
nach beſten Vermoͤgen ſelbſt gezeichneten Land-und
See-Charte, wieſe. Wir brauchten hierauf unſere
mathematiſchen Inſtrumenta faſt taͤglich, um ja
nicht etwa auf einen Jrrweg zu gerathen und der Jn-
ſul Felſenburg zu verfehlen, allein es hat uns den-
noch Kummer, Sorge und Gedult genug gekoſtet,
durch alle Verdrießlichkeiten, die ſonderlich Wind
und Wetter verurſachten, hindurch zu dringen, bis
uns endlich geſtern fruͤh bey aufgehender Sonne,
die, durch deren Strahlen erleuchtete Felſen Spi-
tzen, zu unausſprechlicher Freude in die Augen fie-
len.

Solchergeſtalt habe ich von allen Perſonen, die
mit uns aus Amſterdam gefahren ſind, nicht mehr
zuruͤck gebracht als 6. Boots-Knechte, und 4. Frey-
willige, nemlich den Nadler Johann George Bucht
aus dem Hildesheimiſchen, den Hut-Staffier Mi-
chael
Eichert von Bremen, den Handels-Diener
Friedrich Chriſtian Fleiſchmann aus Glaucha, und
den Peruquen- Macher Auguſt Dietrich von
Erffurt. Die uͤbrigen, ſo ſich voritzo bey mir befin-

den,
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[547/0563] haͤtten, uns mit allen Beduͤrffniſſen reichlich zu ver- ſorgen. Er legte ſeine Verwunderung deßfalls zur Gnuͤge an Tag, und ließ nicht ab, bis ich ihm, nach- dem er mir den Eyd der Verſchwiegenheit uͤber ge- wiſſe Puncte geleiſtet, ſo viel erzehlete, als mir Hr. Wolffgang ſelbſt von dem Felſenburgiſchen Staat eroͤffnet hat. Sein Vergnuͤgen uͤber dergleichen Geſchichte war unbeſchreiblich und wuͤnſchte derſelbe ſo wohl als ich, nur fein bald dieſes gluͤckſelige Land zu erblicken, welches ich ihm indeſſen auf meiner, nach beſten Vermoͤgen ſelbſt gezeichneten Land-und See-Charte, wieſe. Wir brauchten hierauf unſere mathematiſchen Inſtrumenta faſt taͤglich, um ja nicht etwa auf einen Jrrweg zu gerathen und der Jn- ſul Felſenburg zu verfehlen, allein es hat uns den- noch Kummer, Sorge und Gedult genug gekoſtet, durch alle Verdrießlichkeiten, die ſonderlich Wind und Wetter verurſachten, hindurch zu dringen, bis uns endlich geſtern fruͤh bey aufgehender Sonne, die, durch deren Strahlen erleuchtete Felſen Spi- tzen, zu unausſprechlicher Freude in die Augen fie- len. Solchergeſtalt habe ich von allen Perſonen, die mit uns aus Amſterdam gefahren ſind, nicht mehr zuruͤck gebracht als 6. Boots-Knechte, und 4. Frey- willige, nemlich den Nadler Johann George Bucht aus dem Hildesheimiſchen, den Hut-Staffier Mi- chael Eichert von Bremen, den Handels-Diener Friedrich Chriſtian Fleiſchmann aus Glaucha, und den Peruquen- Macher Auguſt Dietrich von Erffurt. Die uͤbrigen, ſo ſich voritzo bey mir befin- den, m m 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/563>, abgerufen am 24.11.2024.