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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Jch würde aber länger als zwey bis drey Tage
Zeit haben müssen, sagte hierbey der Capitain Horn,
wenn ich der Länge nach alles erzehlen wolte, wie
uns allhier von den Mindanaern und etlichen da-
selbst gegenwärtigen Engel-und Holländern begeg-
net worden, denn es hatten sich verschiedene, welche
des herumschweiffens überdrießig gewesen, daselbst
fest gesetzt, Weiber genommen und Kinder gezeu-
get, wie sie denn auch zwey Englische Priester bey
sich, und ein besonderes Haus zu Haltung des Got-
tes-Dienstes erbauet hatten, jedoch fanden sich vie-
le unverheyrathete Mannes-Personen unter ihnen,
welche mit dem dasigen Zustande nicht allerdings
zu frieden waren. Jmmittelst gieng unsere Hand-
lung daselbst sehr profitable von statten, das meiste
was wir eintauschten, bestund in lautern Golde,
Wachs, trefflichen Toback, Nägel-Rinde und
andern Specereyen. Nachdem wir uns aber eine
gantz neue Barque gebauet, fuhren wir mit diesem
leichten Schiffe auf andere umliegende Jnsuln, und
zogen aus selbigen einen ungemeinen Nutzen, in-
dem wir die Näglein und Muscaten-Nüsse, ausser
des ohne dieses wohlfeilen Preises, halb umsonst be-
kamen, anbey alle Gelegenheit flohen, unsern
Lands-Leuten den Holländern, welche sich auf die
Moluccischen Jnsuln fest gesetzt, vor die Augen zu
kommen.

Jndem aber ich und die arbeitsamsten von meinen
Leuten, unter Anführung des Capitains Wodley
allen möglichsten Fleiß und Mühe anwendeten,
die völlige Ladung auf das Schiff und die Barque
zu schaffen, mußte Adam Gorques nebst einer hin-

läng-

Jch wuͤrde aber laͤnger als zwey bis drey Tage
Zeit haben muͤſſen, ſagte hierbey der Capitain Horn,
wenn ich der Laͤnge nach alles erzehlen wolte, wie
uns allhier von den Mindanaern und etlichen da-
ſelbſt gegenwaͤrtigen Engel-und Hollaͤndern begeg-
net worden, denn es hatten ſich verſchiedene, welche
des herumſchweiffens uͤberdrießig geweſen, daſelbſt
feſt geſetzt, Weiber genommen und Kinder gezeu-
get, wie ſie denn auch zwey Engliſche Prieſter bey
ſich, und ein beſonderes Haus zu Haltung des Got-
tes-Dienſtes erbauet hatten, jedoch fanden ſich vie-
le unverheyrathete Mannes-Perſonen unter ihnen,
welche mit dem daſigen Zuſtande nicht allerdings
zu frieden waren. Jmmittelſt gieng unſere Hand-
lung daſelbſt ſehr profitable von ſtatten, das meiſte
was wir eintauſchten, beſtund in lautern Golde,
Wachs, trefflichen Toback, Naͤgel-Rinde und
andern Specereyen. Nachdem wir uns aber eine
gantz neue Barque gebauet, fuhren wir mit dieſem
leichten Schiffe auf andere umliegende Jnſuln, und
zogen aus ſelbigen einen ungemeinen Nutzen, in-
dem wir die Naͤglein und Muſcaten-Nuͤſſe, auſſer
des ohne dieſes wohlfeilen Preiſes, halb umſonſt be-
kamen, anbey alle Gelegenheit flohen, unſern
Lands-Leuten den Hollaͤndern, welche ſich auf die
Molucciſchen Jnſuln feſt geſetzt, vor die Augen zu
kommen.

Jndem aber ich und die arbeitſamſten von meinen
Leuten, unter Anfuͤhrung des Capitains Wodley
allen moͤglichſten Fleiß und Muͤhe anwendeten,
die voͤllige Ladung auf das Schiff und die Barque
zu ſchaffen, mußte Adam Gorques nebſt einer hin-

laͤng-
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[542/0558] Jch wuͤrde aber laͤnger als zwey bis drey Tage Zeit haben muͤſſen, ſagte hierbey der Capitain Horn, wenn ich der Laͤnge nach alles erzehlen wolte, wie uns allhier von den Mindanaern und etlichen da- ſelbſt gegenwaͤrtigen Engel-und Hollaͤndern begeg- net worden, denn es hatten ſich verſchiedene, welche des herumſchweiffens uͤberdrießig geweſen, daſelbſt feſt geſetzt, Weiber genommen und Kinder gezeu- get, wie ſie denn auch zwey Engliſche Prieſter bey ſich, und ein beſonderes Haus zu Haltung des Got- tes-Dienſtes erbauet hatten, jedoch fanden ſich vie- le unverheyrathete Mannes-Perſonen unter ihnen, welche mit dem daſigen Zuſtande nicht allerdings zu frieden waren. Jmmittelſt gieng unſere Hand- lung daſelbſt ſehr profitable von ſtatten, das meiſte was wir eintauſchten, beſtund in lautern Golde, Wachs, trefflichen Toback, Naͤgel-Rinde und andern Specereyen. Nachdem wir uns aber eine gantz neue Barque gebauet, fuhren wir mit dieſem leichten Schiffe auf andere umliegende Jnſuln, und zogen aus ſelbigen einen ungemeinen Nutzen, in- dem wir die Naͤglein und Muſcaten-Nuͤſſe, auſſer des ohne dieſes wohlfeilen Preiſes, halb umſonſt be- kamen, anbey alle Gelegenheit flohen, unſern Lands-Leuten den Hollaͤndern, welche ſich auf die Molucciſchen Jnſuln feſt geſetzt, vor die Augen zu kommen. Jndem aber ich und die arbeitſamſten von meinen Leuten, unter Anfuͤhrung des Capitains Wodley allen moͤglichſten Fleiß und Muͤhe anwendeten, die voͤllige Ladung auf das Schiff und die Barque zu ſchaffen, mußte Adam Gorques nebſt einer hin- laͤng-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/558>, abgerufen am 17.05.2024.