Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

dißmahl aber ohngefehr ausgegangen seyn müsse.
Dem ohngeacht befahl mein Herr, noch so lange
gute Schildwacht zu halten, bis der Seiger zwey
Viertel auf 1. Uhr schlüge, um welche Zeit er sich
nebst mir, bey dem Hinter-Gebäude des Einneh-
mers einfinden wolte, um daselbst, als an dem
bequemsten Orte, einzubrechen, und so dann in
aller Stille die vordersten Haus-Thüren zu eröff-
nen, oder sich nach andern Retiraden umzusehen.|

Kurtz von der Sache zu reden, unser Vorhaben
schien nach Wunsch von statten zu gehen, indem
wir in aller Stille nicht allein das Hinter-Gebäu-
de durchbrachen, sondern auch alle Thüren im
Hause ohne das geringste Getöse eröffneten, wor-
bey ich mir mit Fleiß einen Riß in die rechte Hand
gab, daß das Geblüte hefftig hervor quall, mit-
hin desto bessere Ursache hatte, eine grosse weisse
Serviette so wohl um die Hand als um den Arm
zu binden. Es waren unserer 13. bemühet, die
letzte Thür zu der Kammer, worinnen der Einneh-
mer mit dem Gelde anzutreffen seyn solte, vollends
aufzubrechen, erreichten auch nach vieler Bemü-
hung unsern Zweck. Allein, indem die Thür völ-
lig aufgethan wurde, geschahe nicht allein in der
Kammer ein Pistolen-Schuß, sondern es zeigten
sich auch bey dem Bette des Einnehmers 12. Gehar-
nischte-Männer, die entsetzlich grosse Säbels an
der rechten Hand hangen, ihre Büchsen aber im
Anschlage liegen hatten. Jch war ohngeacht mei-
nes guten Gewissens, dennoch fast halb tod bey
diesem Anblicke, hörete aber aus der Kammer eine

Stim-
i i 4

dißmahl aber ohngefehr ausgegangen ſeyn muͤſſe.
Dem ohngeacht befahl mein Herr, noch ſo lange
gute Schildwacht zu halten, bis der Seiger zwey
Viertel auf 1. Uhr ſchluͤge, um welche Zeit er ſich
nebſt mir, bey dem Hinter-Gebaͤude des Einneh-
mers einfinden wolte, um daſelbſt, als an dem
bequemſten Orte, einzubrechen, und ſo dann in
aller Stille die vorderſten Haus-Thuͤren zu eroͤff-
nen, oder ſich nach andern Retiraden umzuſehen.|

Kurtz von der Sache zu reden, unſer Vorhaben
ſchien nach Wunſch von ſtatten zu gehen, indem
wir in aller Stille nicht allein das Hinter-Gebaͤu-
de durchbrachen, ſondern auch alle Thuͤren im
Hauſe ohne das geringſte Getoͤſe eroͤffneten, wor-
bey ich mir mit Fleiß einen Riß in die rechte Hand
gab, daß das Gebluͤte hefftig hervor quall, mit-
hin deſto beſſere Urſache hatte, eine groſſe weiſſe
Serviette ſo wohl um die Hand als um den Arm
zu binden. Es waren unſerer 13. bemuͤhet, die
letzte Thuͤr zu der Kammer, worinnen der Einneh-
mer mit dem Gelde anzutreffen ſeyn ſolte, vollends
aufzubrechen, erreichten auch nach vieler Bemuͤ-
hung unſern Zweck. Allein, indem die Thuͤr voͤl-
lig aufgethan wurde, geſchahe nicht allein in der
Kammer ein Piſtolen-Schuß, ſondern es zeigten
ſich auch bey dem Bette des Einnehmers 12. Gehar-
niſchte-Maͤnner, die entſetzlich groſſe Saͤbels an
der rechten Hand hangen, ihre Buͤchſen aber im
Anſchlage liegen hatten. Jch war ohngeacht mei-
nes guten Gewiſſens, dennoch faſt halb tod bey
dieſem Anblicke, hoͤrete aber aus der Kammer eine

Stim-
i i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0519" n="503"/>
dißmahl aber ohngefehr ausgegangen &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Dem ohngeacht befahl mein Herr, noch &#x017F;o lange<lb/>
gute Schildwacht zu halten, bis der Seiger zwey<lb/>
Viertel auf 1. Uhr &#x017F;chlu&#x0364;ge, um welche Zeit er &#x017F;ich<lb/>
neb&#x017F;t mir, bey dem Hinter-Geba&#x0364;ude des Einneh-<lb/>
mers einfinden wolte, um da&#x017F;elb&#x017F;t, als an dem<lb/>
bequem&#x017F;ten Orte, einzubrechen, und &#x017F;o dann in<lb/>
aller Stille die vorder&#x017F;ten Haus-Thu&#x0364;ren zu ero&#x0364;ff-<lb/>
nen, oder &#x017F;ich nach andern <hi rendition="#aq">Retirad</hi>en umzu&#x017F;ehen.|</p><lb/>
            <p>Kurtz von der Sache zu reden, un&#x017F;er Vorhaben<lb/>
&#x017F;chien nach Wun&#x017F;ch von &#x017F;tatten zu gehen, indem<lb/>
wir in aller Stille nicht allein das Hinter-Geba&#x0364;u-<lb/>
de durchbrachen, &#x017F;ondern auch alle Thu&#x0364;ren im<lb/>
Hau&#x017F;e ohne das gering&#x017F;te Geto&#x0364;&#x017F;e ero&#x0364;ffneten, wor-<lb/>
bey ich mir mit Fleiß einen Riß in die rechte Hand<lb/>
gab, daß das Geblu&#x0364;te hefftig hervor quall, mit-<lb/>
hin de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;ere Ur&#x017F;ache hatte, eine gro&#x017F;&#x017F;e wei&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Serviette</hi> &#x017F;o wohl um die Hand als um den Arm<lb/>
zu binden. Es waren un&#x017F;erer 13. bemu&#x0364;het, die<lb/>
letzte Thu&#x0364;r zu der Kammer, worinnen der Einneh-<lb/>
mer mit dem Gelde anzutreffen &#x017F;eyn &#x017F;olte, vollends<lb/>
aufzubrechen, erreichten auch nach vieler Bemu&#x0364;-<lb/>
hung un&#x017F;ern Zweck. Allein, indem die Thu&#x0364;r vo&#x0364;l-<lb/>
lig aufgethan wurde, ge&#x017F;chahe nicht allein in der<lb/>
Kammer ein Pi&#x017F;tolen-Schuß, &#x017F;ondern es zeigten<lb/>
&#x017F;ich auch bey dem Bette des Einnehmers 12. Gehar-<lb/>
ni&#x017F;chte-Ma&#x0364;nner, die ent&#x017F;etzlich gro&#x017F;&#x017F;e Sa&#x0364;bels an<lb/>
der rechten Hand hangen, ihre Bu&#x0364;ch&#x017F;en aber im<lb/>
An&#x017F;chlage liegen hatten. Jch war ohngeacht mei-<lb/>
nes guten Gewi&#x017F;&#x017F;ens, dennoch fa&#x017F;t halb tod bey<lb/>
die&#x017F;em Anblicke, ho&#x0364;rete aber aus der Kammer eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">i i 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Stim-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0519] dißmahl aber ohngefehr ausgegangen ſeyn muͤſſe. Dem ohngeacht befahl mein Herr, noch ſo lange gute Schildwacht zu halten, bis der Seiger zwey Viertel auf 1. Uhr ſchluͤge, um welche Zeit er ſich nebſt mir, bey dem Hinter-Gebaͤude des Einneh- mers einfinden wolte, um daſelbſt, als an dem bequemſten Orte, einzubrechen, und ſo dann in aller Stille die vorderſten Haus-Thuͤren zu eroͤff- nen, oder ſich nach andern Retiraden umzuſehen.| Kurtz von der Sache zu reden, unſer Vorhaben ſchien nach Wunſch von ſtatten zu gehen, indem wir in aller Stille nicht allein das Hinter-Gebaͤu- de durchbrachen, ſondern auch alle Thuͤren im Hauſe ohne das geringſte Getoͤſe eroͤffneten, wor- bey ich mir mit Fleiß einen Riß in die rechte Hand gab, daß das Gebluͤte hefftig hervor quall, mit- hin deſto beſſere Urſache hatte, eine groſſe weiſſe Serviette ſo wohl um die Hand als um den Arm zu binden. Es waren unſerer 13. bemuͤhet, die letzte Thuͤr zu der Kammer, worinnen der Einneh- mer mit dem Gelde anzutreffen ſeyn ſolte, vollends aufzubrechen, erreichten auch nach vieler Bemuͤ- hung unſern Zweck. Allein, indem die Thuͤr voͤl- lig aufgethan wurde, geſchahe nicht allein in der Kammer ein Piſtolen-Schuß, ſondern es zeigten ſich auch bey dem Bette des Einnehmers 12. Gehar- niſchte-Maͤnner, die entſetzlich groſſe Saͤbels an der rechten Hand hangen, ihre Buͤchſen aber im Anſchlage liegen hatten. Jch war ohngeacht mei- nes guten Gewiſſens, dennoch faſt halb tod bey dieſem Anblicke, hoͤrete aber aus der Kammer eine Stim- i i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/519
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/519>, abgerufen am 25.11.2024.