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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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mir ohne fernere Weitläufftigkeit ihm zu folgen,
kauffte Tuch, Futter und alles, mich von Fuß auf
neue kleiden zu lassen, und gebrauchte mich von dato
an würcklich, nicht so wohl zu seinem Pferde-Jun-
gen, sondern als einen Aufwärter, indem er nebst
mir noch einen Reit-Knecht hatte.

Jch war um selbige Zeit wenig über 14. Jahr alt,
jedoch von dem Bettel-Brode dermassen wohl ge-
mästet worden, daß mich meiner Länge und star-
cken Leibes-Gestalt wegen, jederman vor einen 18.
jährigen Purschen ansahe, wußte mich auch in mei-
nes Herrn Weise dermassen wohl zu schicken, daß er
mir von Tage zu Tage immer günstiger wurde.
Derselbe hielt sich uiemahls lange an einem Orte
auf, sondern reisete beständig bald hier bald dort hin,
ausgenommen, wenn er etwa in diesem oder jenem
Gast-Hofe einen guten Wirth, und ihm gefällige
Gesellschafft antraff, zuweilen reisete er auch auf et-
liche Tage alleine weg, oder nahm nur den Reit-
Knecht mit sich, mich aber mußten mittlerweile die
Wirths-Leute aufs beste tractiren. Am aller-
merckwürdigsten war, daß er sehr öffters seinen
Nahmen veränderte, und sich bald vor einen Herrn
von Franckenstein, Lilienfeld, Rothenstein, Grü-
nenthal, bald wiederum anders nennen ließ, als
worzu er so wohl mich, als den Reit-Knecht vorhero
abrichtete und befahl, daß wir uns durchaus von
niemanden ausforschen lassen, sondern vorwenden
solten, wir wären nur allererst wenig Wochen bey
ihm gewesen. Jch war noch viel zu einfältig, die-
serhalb ein weiteres Nachdencken zu haben, lebte
aber seinen Befehlen desto genauer nach, zumahlen

da

mir ohne fernere Weitlaͤufftigkeit ihm zu folgen,
kauffte Tuch, Futter und alles, mich von Fuß auf
neue kleiden zu laſſen, und gebrauchte mich von dato
an wuͤrcklich, nicht ſo wohl zu ſeinem Pferde-Jun-
gen, ſondern als einen Aufwaͤrter, indem er nebſt
mir noch einen Reit-Knecht hatte.

Jch war um ſelbige Zeit wenig uͤber 14. Jahr alt,
jedoch von dem Bettel-Brode dermaſſen wohl ge-
maͤſtet worden, daß mich meiner Laͤnge und ſtar-
cken Leibes-Geſtalt wegen, jederman vor einen 18.
jaͤhrigen Purſchen anſahe, wußte mich auch in mei-
nes Herrn Weiſe dermaſſen wohl zu ſchicken, daß er
mir von Tage zu Tage immer guͤnſtiger wurde.
Derſelbe hielt ſich uiemahls lange an einem Orte
auf, ſondern reiſete beſtaͤndig bald hier bald dort hin,
ausgenommen, wenn er etwa in dieſem oder jenem
Gaſt-Hofe einen guten Wirth, und ihm gefaͤllige
Geſellſchafft antraff, zuweilen reiſete er auch auf et-
liche Tage alleine weg, oder nahm nur den Reit-
Knecht mit ſich, mich aber mußten mittlerweile die
Wirths-Leute aufs beſte tractiren. Am aller-
merckwuͤrdigſten war, daß er ſehr oͤffters ſeinen
Nahmen veraͤnderte, und ſich bald vor einen Herrn
von Franckenſtein, Lilienfeld, Rothenſtein, Gruͤ-
nenthal, bald wiederum anders nennen ließ, als
worzu er ſo wohl mich, als den Reit-Knecht vorhero
abrichtete und befahl, daß wir uns durchaus von
niemanden ausforſchen laſſen, ſondern vorwenden
ſolten, wir waͤren nur allererſt wenig Wochen bey
ihm geweſen. Jch war noch viel zu einfaͤltig, die-
ſerhalb ein weiteres Nachdencken zu haben, lebte
aber ſeinen Befehlen deſto genauer nach, zumahlen

da
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[478/0494] mir ohne fernere Weitlaͤufftigkeit ihm zu folgen, kauffte Tuch, Futter und alles, mich von Fuß auf neue kleiden zu laſſen, und gebrauchte mich von dato an wuͤrcklich, nicht ſo wohl zu ſeinem Pferde-Jun- gen, ſondern als einen Aufwaͤrter, indem er nebſt mir noch einen Reit-Knecht hatte. Jch war um ſelbige Zeit wenig uͤber 14. Jahr alt, jedoch von dem Bettel-Brode dermaſſen wohl ge- maͤſtet worden, daß mich meiner Laͤnge und ſtar- cken Leibes-Geſtalt wegen, jederman vor einen 18. jaͤhrigen Purſchen anſahe, wußte mich auch in mei- nes Herrn Weiſe dermaſſen wohl zu ſchicken, daß er mir von Tage zu Tage immer guͤnſtiger wurde. Derſelbe hielt ſich uiemahls lange an einem Orte auf, ſondern reiſete beſtaͤndig bald hier bald dort hin, ausgenommen, wenn er etwa in dieſem oder jenem Gaſt-Hofe einen guten Wirth, und ihm gefaͤllige Geſellſchafft antraff, zuweilen reiſete er auch auf et- liche Tage alleine weg, oder nahm nur den Reit- Knecht mit ſich, mich aber mußten mittlerweile die Wirths-Leute aufs beſte tractiren. Am aller- merckwuͤrdigſten war, daß er ſehr oͤffters ſeinen Nahmen veraͤnderte, und ſich bald vor einen Herrn von Franckenſtein, Lilienfeld, Rothenſtein, Gruͤ- nenthal, bald wiederum anders nennen ließ, als worzu er ſo wohl mich, als den Reit-Knecht vorhero abrichtete und befahl, daß wir uns durchaus von niemanden ausforſchen laſſen, ſondern vorwenden ſolten, wir waͤren nur allererſt wenig Wochen bey ihm geweſen. Jch war noch viel zu einfaͤltig, die- ſerhalb ein weiteres Nachdencken zu haben, lebte aber ſeinen Befehlen deſto genauer nach, zumahlen da

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/494>, abgerufen am 22.11.2024.