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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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mich mit überflüßigen Speisen versehen, sondern
auch über dieses bey nahe 3. Gr. an kleiner Müntze
eingesammlet, weßwegen ich in der Herberge gar
wohl vor mein Geld zehren konte. Nachdem sich
aber bey später Nacht noch viele andere Bettel-Leute
daselbst versammlet, und ich ihnen die Ursach mei-
ner Reise entdeckt, versicherten mich einige, daß ih-
nen diesen vergangenen Nachmittag mein steltz-
füßiger Stief-Vater nebst Mutter und Kinde in ei-
nem Dorffe zwischen Halle und Querfurth begeg-
net, und zu vernehmen gegeben hätten, wie sie geson-
nen wären, |den berühmten Querfurthischen Marckt
auf der Esels-Wiese abzuwarten. Demnach machte
ich mich mit anbrechenden Tage in |Gesellschafft eines
blinden Mannes, den ein Junge von meinem Alter
führete, und noch zweyer andern Land-Streicher,
auf den Weg nach Querfurth, und erreichte nebst ih-
nen vor abends ein Dorff, welches kaum eine halbe
Stunde von der berühmten, so genannten Esels-
Wiese abgelegen war.

Jch machte mich Mittwochs am ersten Jahr-
Marckts-Tage sehr früh auf, und war so glücklich
binnen zwey oder drey Stunden, von vornehmen
Staats- und andern Leuten, mehr als 5. Gr. zu-
sammen zu betteln, worbey meine Augen sich sehr
fleißig nach meinen Eltern umsahen, und endlich
mit gantz besondern Freuden dieselben auf dem Roß-
Marckte erblickten, allwo mein Stief-Vater, der
einen feinen weissen Rock mit blauen Aufschlägen
anhatte, um ein Pferd handelte, dasselbe auch end-
lich mit baarem gutem Gelde bezahlete. Meine Mut-
ter, die nicht weniger ziemlich gut bekleidet war, und

ihr

mich mit uͤberfluͤßigen Speiſen verſehen, ſondern
auch uͤber dieſes bey nahe 3. Gr. an kleiner Muͤntze
eingeſammlet, weßwegen ich in der Herberge gar
wohl vor mein Geld zehren konte. Nachdem ſich
aber bey ſpaͤter Nacht noch viele andere Bettel-Leute
daſelbſt verſammlet, und ich ihnen die Urſach mei-
ner Reiſe entdeckt, verſicherten mich einige, daß ih-
nen dieſen vergangenen Nachmittag mein ſteltz-
fuͤßiger Stief-Vater nebſt Mutter und Kinde in ei-
nem Dorffe zwiſchen Halle und Querfurth begeg-
net, und zu vernehmen gegeben haͤtten, wie ſie geſon-
nen waͤren, |den beruͤhmten Querfurthiſchen Marckt
auf der Eſels-Wieſe abzuwarten. Demnach machte
ich mich mit anbrechenden Tage in |Geſellſchafft eines
blinden Mannes, den ein Junge von meinem Alter
fuͤhrete, und noch zweyer andern Land-Streicher,
auf den Weg nach Querfurth, und erreichte nebſt ih-
nen vor abends ein Dorff, welches kaum eine halbe
Stunde von der beruͤhmten, ſo genannten Eſels-
Wieſe abgelegen war.

Jch machte mich Mittwochs am erſten Jahr-
Marckts-Tage ſehr fruͤh auf, und war ſo gluͤcklich
binnen zwey oder drey Stunden, von vornehmen
Staats- und andern Leuten, mehr als 5. Gr. zu-
ſammen zu betteln, worbey meine Augen ſich ſehr
fleißig nach meinen Eltern umſahen, und endlich
mit gantz beſondern Freuden dieſelben auf dem Roß-
Marckte erblickten, allwo mein Stief-Vater, der
einen feinen weiſſen Rock mit blauen Aufſchlaͤgen
anhatte, um ein Pferd handelte, daſſelbe auch end-
lich mit baarem gutem Gelde bezahlete. Meine Mut-
ter, die nicht weniger ziemlich gut bekleidet war, und

ihr
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[474/0490] mich mit uͤberfluͤßigen Speiſen verſehen, ſondern auch uͤber dieſes bey nahe 3. Gr. an kleiner Muͤntze eingeſammlet, weßwegen ich in der Herberge gar wohl vor mein Geld zehren konte. Nachdem ſich aber bey ſpaͤter Nacht noch viele andere Bettel-Leute daſelbſt verſammlet, und ich ihnen die Urſach mei- ner Reiſe entdeckt, verſicherten mich einige, daß ih- nen dieſen vergangenen Nachmittag mein ſteltz- fuͤßiger Stief-Vater nebſt Mutter und Kinde in ei- nem Dorffe zwiſchen Halle und Querfurth begeg- net, und zu vernehmen gegeben haͤtten, wie ſie geſon- nen waͤren, |den beruͤhmten Querfurthiſchen Marckt auf der Eſels-Wieſe abzuwarten. Demnach machte ich mich mit anbrechenden Tage in |Geſellſchafft eines blinden Mannes, den ein Junge von meinem Alter fuͤhrete, und noch zweyer andern Land-Streicher, auf den Weg nach Querfurth, und erreichte nebſt ih- nen vor abends ein Dorff, welches kaum eine halbe Stunde von der beruͤhmten, ſo genannten Eſels- Wieſe abgelegen war. Jch machte mich Mittwochs am erſten Jahr- Marckts-Tage ſehr fruͤh auf, und war ſo gluͤcklich binnen zwey oder drey Stunden, von vornehmen Staats- und andern Leuten, mehr als 5. Gr. zu- ſammen zu betteln, worbey meine Augen ſich ſehr fleißig nach meinen Eltern umſahen, und endlich mit gantz beſondern Freuden dieſelben auf dem Roß- Marckte erblickten, allwo mein Stief-Vater, der einen feinen weiſſen Rock mit blauen Aufſchlaͤgen anhatte, um ein Pferd handelte, daſſelbe auch end- lich mit baarem gutem Gelde bezahlete. Meine Mut- ter, die nicht weniger ziemlich gut bekleidet war, und ihr

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/490>, abgerufen am 25.11.2024.