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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Dieser Schimpff konnte nun mit nichts anders-
als Blute abgewaschen werden, derowegen ließ
mein Camerad Stax, den Cavalier folgenden
Morgen durch mich vor die Spitze fordern, selbi-
ger war keine feige Memme, sondern erschien mit
seinem Secundanten auf dem bestimmten Platze,
hatte aber das Unglück, von meinem Cameraden
auf der Stelle erstochen zu werden. Wir hatten
uns vorigen Abend auf dergleichen Streich schon
gefast gemacht, derohalben unsere besten Sachen
vor angebrochenen Tage mit der Post fort, und in
eine Französische Grentz-Stadt geschafft, mithin
wurde nicht lange gesäumet, biß dahin nachzueilen,
wir kamen auch, ohngeacht uns ein Commando
Reuter nachgeschickt worden, um eine halbe Stun-
de eher, als dieselben, glücklich über die Deutsche
Grentze. Die Reise gieng ohne fernere Sorge
auf Paris zu, in welcher reichen Stadt wir unsere
Streiche am allerbesten fortzuführen gedachten, al-
lein zu gröster Verwunderung fanden sich daselbst
unzehlig viele solche Leute, die unter dem Cavaliers-
Habite
dergleichen Künste, wo nicht besser, doch
wenigstens so gut als wir, verstunden. Dero-
wegen musten wir ungemein behutsam, und nur an
solche Orte gehen, wo etwas geringere Personen
über den Tölpel zu werffen waren.

Mittlerweile erwarben wir dennoch von Zeit zu
Zeit so viel, daß es nicht nöthig war die mitgebrach-
ten Gold-Beursen anzugreiffen, wiewohl mein
Stax mehr als ich verthat, indem er beständig den
Huren nachlieff, und sich gegen selbige sehr spen-
dable
erzeigte, da im Gegentheil ich mich auf die

Franzö-
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Dieſer Schimpff konnte nun mit nichts anders-
als Blute abgewaſchen werden, derowegen ließ
mein Camerad Stax, den Cavalier folgenden
Morgen durch mich vor die Spitze fordern, ſelbi-
ger war keine feige Memme, ſondern erſchien mit
ſeinem Secundanten auf dem beſtimmten Platze,
hatte aber das Ungluͤck, von meinem Cameraden
auf der Stelle erſtochen zu werden. Wir hatten
uns vorigen Abend auf dergleichen Streich ſchon
gefaſt gemacht, derohalben unſere beſten Sachen
vor angebrochenen Tage mit der Poſt fort, und in
eine Franzoͤſiſche Grentz-Stadt geſchafft, mithin
wurde nicht lange geſaͤumet, biß dahin nachzueilen,
wir kamen auch, ohngeacht uns ein Commando
Reuter nachgeſchickt worden, um eine halbe Stun-
de eher, als dieſelben, gluͤcklich uͤber die Deutſche
Grentze. Die Reiſe gieng ohne fernere Sorge
auf Paris zu, in welcher reichen Stadt wir unſere
Streiche am allerbeſten fortzufuͤhren gedachten, al-
lein zu groͤſter Verwunderung fanden ſich daſelbſt
unzehlig viele ſolche Leute, die unter dem Cavaliers-
Habite
dergleichen Kuͤnſte, wo nicht beſſer, doch
wenigſtens ſo gut als wir, verſtunden. Dero-
wegen muſten wir ungemein behutſam, und nur an
ſolche Orte gehen, wo etwas geringere Perſonen
uͤber den Toͤlpel zu werffen waren.

Mittlerweile erwarben wir dennoch von Zeit zu
Zeit ſo viel, daß es nicht noͤthig war die mitgebrach-
ten Gold-Beurſen anzugreiffen, wiewohl mein
Stax mehr als ich verthat, indem er beſtaͤndig den
Huren nachlieff, und ſich gegen ſelbige ſehr ſpen-
dable
erzeigte, da im Gegentheil ich mich auf die

Franzoͤ-
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[373/0387] Dieſer Schimpff konnte nun mit nichts anders- als Blute abgewaſchen werden, derowegen ließ mein Camerad Stax, den Cavalier folgenden Morgen durch mich vor die Spitze fordern, ſelbi- ger war keine feige Memme, ſondern erſchien mit ſeinem Secundanten auf dem beſtimmten Platze, hatte aber das Ungluͤck, von meinem Cameraden auf der Stelle erſtochen zu werden. Wir hatten uns vorigen Abend auf dergleichen Streich ſchon gefaſt gemacht, derohalben unſere beſten Sachen vor angebrochenen Tage mit der Poſt fort, und in eine Franzoͤſiſche Grentz-Stadt geſchafft, mithin wurde nicht lange geſaͤumet, biß dahin nachzueilen, wir kamen auch, ohngeacht uns ein Commando Reuter nachgeſchickt worden, um eine halbe Stun- de eher, als dieſelben, gluͤcklich uͤber die Deutſche Grentze. Die Reiſe gieng ohne fernere Sorge auf Paris zu, in welcher reichen Stadt wir unſere Streiche am allerbeſten fortzufuͤhren gedachten, al- lein zu groͤſter Verwunderung fanden ſich daſelbſt unzehlig viele ſolche Leute, die unter dem Cavaliers- Habite dergleichen Kuͤnſte, wo nicht beſſer, doch wenigſtens ſo gut als wir, verſtunden. Dero- wegen muſten wir ungemein behutſam, und nur an ſolche Orte gehen, wo etwas geringere Perſonen uͤber den Toͤlpel zu werffen waren. Mittlerweile erwarben wir dennoch von Zeit zu Zeit ſo viel, daß es nicht noͤthig war die mitgebrach- ten Gold-Beurſen anzugreiffen, wiewohl mein Stax mehr als ich verthat, indem er beſtaͤndig den Huren nachlieff, und ſich gegen ſelbige ſehr ſpen- dable erzeigte, da im Gegentheil ich mich auf die Franzoͤ- a a 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/387>, abgerufen am 26.11.2024.