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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Auspariren alle drey sehr fix waren, lieffen die Sa-
chen noch ziemlich gut, bis endlich 3. Soldaten zu
Boden suncken, etliche zur Thür hinaus gefeget
wurden, die 4. tapfersten aber annoch Stand
hielten. Einem von diesen wurde sein Degen aus
der Hand geschmissen, derowegen bekam ich Lust,
etwas von den Klopfechter-Künsten an ihm zu ver-
suchen, welche mir ein alter weit und breit gerei-
seter Mühl-Pursche, der sich gemeiniglich nur
Pumphut nennen ließ, gelernet hatte, ergriff dero-
wegen den Soldaten vortheilhafftig beym rechten
Arme, und brach ihm denselben ohne besondere
Mühe entzwey. Da dieses so leichtlich angegangen
war, trieb mich der Grimm auch dahin, selbiges
Kunst-Stücke an seinem lincken Arme zu versuchen
und solches gelunge mit solcher Hefftigkeit, daß die
eine Arm-Röhre durch das Camisol hindurch stach.
Der Kerl fing vor Schmertzen überlaut an zu
schreyen, und ich bekam mittlerweile von einem an-
dern, einen geringen Streiff-Hieb über den Kopf,
weil mir der Hut abgefallen war. Hierdurch ent-
brannte meine Wuth vollends dergestalt, daß ich
meinem Beleidiger die Klinge unterlieff, ihn der-
massen hefftig in die Arme fassete, und an meine
Brust drückte, daß ihm augenblicklich der Athem
stehen blieb, und er als ein Wasch-Lappen zu Boden
fiel, da nun indessen meine zwey Cameraden reine
Arbeit gemacht hatten, mein letzter Beleidiger aber
sich in etwas wieder erhohlet, brach ich ihm, zum
Andencken, auf der Erde noch ein Bein entzwey,
und nachdem ein jeder von uns dem Wirthe einen
Gulden vor die Zeche zugeworffen, nahmen wir un-

sere

Auspariren alle drey ſehr fix waren, lieffen die Sa-
chen noch ziemlich gut, bis endlich 3. Soldaten zu
Boden ſuncken, etliche zur Thuͤr hinaus gefeget
wurden, die 4. tapferſten aber annoch Stand
hielten. Einem von dieſen wurde ſein Degen aus
der Hand geſchmiſſen, derowegen bekam ich Luſt,
etwas von den Klopfechter-Kuͤnſten an ihm zu ver-
ſuchen, welche mir ein alter weit und breit gerei-
ſeter Muͤhl-Purſche, der ſich gemeiniglich nur
Pumphut nennen ließ, gelernet hatte, ergriff dero-
wegen den Soldaten vortheilhafftig beym rechten
Arme, und brach ihm denſelben ohne beſondere
Muͤhe entzwey. Da dieſes ſo leichtlich angegangen
war, trieb mich der Grimm auch dahin, ſelbiges
Kunſt-Stuͤcke an ſeinem lincken Arme zu verſuchen
und ſolches gelunge mit ſolcher Hefftigkeit, daß die
eine Arm-Roͤhre durch das Camiſol hindurch ſtach.
Der Kerl fing vor Schmertzen uͤberlaut an zu
ſchreyen, und ich bekam mittlerweile von einem an-
dern, einen geringen Streiff-Hieb uͤber den Kopf,
weil mir der Hut abgefallen war. Hierdurch ent-
brannte meine Wuth vollends dergeſtalt, daß ich
meinem Beleidiger die Klinge unterlieff, ihn der-
maſſen hefftig in die Arme faſſete, und an meine
Bruſt druͤckte, daß ihm augenblicklich der Athem
ſtehen blieb, und er als ein Waſch-Lappen zu Boden
fiel, da nun indeſſen meine zwey Cameraden reine
Arbeit gemacht hatten, mein letzter Beleidiger aber
ſich in etwas wieder erhohlet, brach ich ihm, zum
Andencken, auf der Erde noch ein Bein entzwey,
und nachdem ein jeder von uns dem Wirthe einen
Gulden vor die Zeche zugeworffen, nahmen wir un-

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[366/0380] Auspariren alle drey ſehr fix waren, lieffen die Sa- chen noch ziemlich gut, bis endlich 3. Soldaten zu Boden ſuncken, etliche zur Thuͤr hinaus gefeget wurden, die 4. tapferſten aber annoch Stand hielten. Einem von dieſen wurde ſein Degen aus der Hand geſchmiſſen, derowegen bekam ich Luſt, etwas von den Klopfechter-Kuͤnſten an ihm zu ver- ſuchen, welche mir ein alter weit und breit gerei- ſeter Muͤhl-Purſche, der ſich gemeiniglich nur Pumphut nennen ließ, gelernet hatte, ergriff dero- wegen den Soldaten vortheilhafftig beym rechten Arme, und brach ihm denſelben ohne beſondere Muͤhe entzwey. Da dieſes ſo leichtlich angegangen war, trieb mich der Grimm auch dahin, ſelbiges Kunſt-Stuͤcke an ſeinem lincken Arme zu verſuchen und ſolches gelunge mit ſolcher Hefftigkeit, daß die eine Arm-Roͤhre durch das Camiſol hindurch ſtach. Der Kerl fing vor Schmertzen uͤberlaut an zu ſchreyen, und ich bekam mittlerweile von einem an- dern, einen geringen Streiff-Hieb uͤber den Kopf, weil mir der Hut abgefallen war. Hierdurch ent- brannte meine Wuth vollends dergeſtalt, daß ich meinem Beleidiger die Klinge unterlieff, ihn der- maſſen hefftig in die Arme faſſete, und an meine Bruſt druͤckte, daß ihm augenblicklich der Athem ſtehen blieb, und er als ein Waſch-Lappen zu Boden fiel, da nun indeſſen meine zwey Cameraden reine Arbeit gemacht hatten, mein letzter Beleidiger aber ſich in etwas wieder erhohlet, brach ich ihm, zum Andencken, auf der Erde noch ein Bein entzwey, und nachdem ein jeder von uns dem Wirthe einen Gulden vor die Zeche zugeworffen, nahmen wir un- ſere

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/380>, abgerufen am 25.11.2024.