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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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hergegen desto mehr Geld damit verdienten, und
weil der Pfarrherr einige Kundschafft darauf ge-
legt und erfahren hatte, daß ich an etlichen Orten,
wo ich aber wohl wußte, daß ich meine Aufseher
hatte, durchaus keine Zoten-Lieder singen wollen,
hielt er mich vor einen bekehrten Sünder, mithin
vor seinen besten Beicht-Sohn. Aber der from-
me Mann erfuhr bald, wie er sich in seiner Meinung
schändlich betrogen, denn gleich des Tages darauf,
nachdem ich zum heil. Abendmahl gewesen, wurde
ich von meinem Vater in die nächst gelegenste
Stadt geschickt, um Säiten und Colofonium
einzukauffen, der Pfarrer hatte selbiges erfahren, gab
mir also einen Brief an den Buchdrucker selbiger
Stadt mit, nebst dem Befehle, ihm von besagten
Buchdrucker einen Pack gedruckter Sachen mit
zurück zu bringen. Nachdem ich nun meine Din-
ge in der Stadt meistens ausgerichtet, bey dem
Buchdrucker aber eine gute Zeit aufgehalten wurde,
indem er eine starcke Parthey Bettel-Leute eben-
falls mit gedruckten Sachen abzufertigen hatte,
welche Sachen ich aber nicht so genau bemercken
konte, weil er in seiner Kammer alles gar heimlich
mit ihnen tractirte, in der Stube aber nur sein
baares Geld, vor die zusammen gepackten Sachen
in Empfang nahm, erblickte ich doch endlich einen
gedruckten Bogen unter dem Titul: Vier schöne
weltliche lustige Lieder, das erste: Lisettgen hat
Studenten-Guth im Arme etc. das andere: Wer
kan die krancken Jungfern trösten? der etc.

das dritte: Mei Hanns komm met mer ins
Korn etc.
das vierte: Ae Schmätzgen

schmeckt
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hergegen deſto mehr Geld damit verdienten, und
weil der Pfarrherr einige Kundſchafft darauf ge-
legt und erfahren hatte, daß ich an etlichen Orten,
wo ich aber wohl wußte, daß ich meine Aufſeher
hatte, durchaus keine Zoten-Lieder ſingen wollen,
hielt er mich vor einen bekehrten Suͤnder, mithin
vor ſeinen beſten Beicht-Sohn. Aber der from-
me Mann erfuhr bald, wie er ſich in ſeiner Meinung
ſchaͤndlich betrogen, denn gleich des Tages darauf,
nachdem ich zum heil. Abendmahl geweſen, wurde
ich von meinem Vater in die naͤchſt gelegenſte
Stadt geſchickt, um Saͤiten und Colofonium
einzukauffen, der Pfarrer hatte ſelbiges erfahren, gab
mir alſo einen Brief an den Buchdrucker ſelbiger
Stadt mit, nebſt dem Befehle, ihm von beſagten
Buchdrucker einen Pack gedruckter Sachen mit
zuruͤck zu bringen. Nachdem ich nun meine Din-
ge in der Stadt meiſtens ausgerichtet, bey dem
Buchdrucker aber eine gute Zeit aufgehalten wurde,
indem er eine ſtarcke Parthey Bettel-Leute eben-
falls mit gedruckten Sachen abzufertigen hatte,
welche Sachen ich aber nicht ſo genau bemercken
konte, weil er in ſeiner Kammer alles gar heimlich
mit ihnen tractirte, in der Stube aber nur ſein
baares Geld, vor die zuſammen gepackten Sachen
in Empfang nahm, erblickte ich doch endlich einen
gedruckten Bogen unter dem Titul: Vier ſchoͤne
weltliche luſtige Lieder, das erſte: Liſettgen hat
Studenten-Guth im Arme ꝛc. das andere: Wer
kan die krancken Jungfern troͤſten? der ꝛc.

das dritte: Mei Hanns komm met mer ins
Korn ꝛc.
das vierte: Ae Schmaͤtzgen

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[323/0337] hergegen deſto mehr Geld damit verdienten, und weil der Pfarrherr einige Kundſchafft darauf ge- legt und erfahren hatte, daß ich an etlichen Orten, wo ich aber wohl wußte, daß ich meine Aufſeher hatte, durchaus keine Zoten-Lieder ſingen wollen, hielt er mich vor einen bekehrten Suͤnder, mithin vor ſeinen beſten Beicht-Sohn. Aber der from- me Mann erfuhr bald, wie er ſich in ſeiner Meinung ſchaͤndlich betrogen, denn gleich des Tages darauf, nachdem ich zum heil. Abendmahl geweſen, wurde ich von meinem Vater in die naͤchſt gelegenſte Stadt geſchickt, um Saͤiten und Colofonium einzukauffen, der Pfarrer hatte ſelbiges erfahren, gab mir alſo einen Brief an den Buchdrucker ſelbiger Stadt mit, nebſt dem Befehle, ihm von beſagten Buchdrucker einen Pack gedruckter Sachen mit zuruͤck zu bringen. Nachdem ich nun meine Din- ge in der Stadt meiſtens ausgerichtet, bey dem Buchdrucker aber eine gute Zeit aufgehalten wurde, indem er eine ſtarcke Parthey Bettel-Leute eben- falls mit gedruckten Sachen abzufertigen hatte, welche Sachen ich aber nicht ſo genau bemercken konte, weil er in ſeiner Kammer alles gar heimlich mit ihnen tractirte, in der Stube aber nur ſein baares Geld, vor die zuſammen gepackten Sachen in Empfang nahm, erblickte ich doch endlich einen gedruckten Bogen unter dem Titul: Vier ſchoͤne weltliche luſtige Lieder, das erſte: Liſettgen hat Studenten-Guth im Arme ꝛc. das andere: Wer kan die krancken Jungfern troͤſten? der ꝛc. das dritte: Mei Hanns komm met mer ins Korn ꝛc. das vierte: Ae Schmaͤtzgen ſchmeckt x 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/337>, abgerufen am 22.11.2024.