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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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setzt? da ich am dritten Tage, das leere Nest, und
weder den Elias, noch den Elisaeum antraff auch
in nachfolgenden 8. Tagen nicht die geringste Nach-
richt von allen beyden erhalten konte. Jch blieb
gantz ohne Trost in meinem Logis, brachte die mei-
ste Zeit, als ein am Leibe und Gemüthe krancker
Mensch auf meinem Lager zu, lieff doch täglich 3.
oder 4. mahl in das kleine Haus, allwo ich das gros-
se Geheimniß erfahren, fand aber selbiges von sol-
chen Leuten bewohnet, welche weder den Eliam
noch Elisaeum kennen, oder nur das geringste von
ihnen gesehen haben wolten. Endlich da ich mir
die gäntzliche Rechnung gemacht, daß sie mich nicht
würdig geschätzt in ihre Gesellschafft aufzunehmen,
und darüber fast in Verzweifelung fallen wolte,
kam am Abende des 8ten Tages Elisaeus, ohnan-
gepocht in meine Stube getreten, fragte, wie ich
mich befände, und entschuldigte hernach, ziemlich
freundlich, daß er und sein Meister wichtiger Ursa-
chen wegen sich einige Tage verborgen halten müs-
sen, meldete auch, daß sie binnen 3. Tagen diese
Stadt gäntzlich verlassen, und sich in ein ander si-
cher Land begeben würden, allwo weit frömmere
Leute, als hiesiges Orts anzutreffen wären. Jch
fiel dem Elisaeo um den Hals, bat ihn aufs flehent-
lichste, mich nicht zu verstossen, sondern bey dem
Artisten Elia allen Vorspruch anzuwenden, daß
mir vergönnet werden möchte, in seiner Gesellschafft
mit zu reisen. Endlich wurde mein Bitten erhöret,
und ich zu einem Mitgliede ihrer Kunstgenossen-
schafft auf und angenommen, sie schwuren mir,
welches erstaunlich zu erwegen, beyderseits einen

theuren

ſetzt? da ich am dritten Tage, das leere Neſt, und
weder den Elias, noch den Eliſæum antraff auch
in nachfolgenden 8. Tagen nicht die geringſte Nach-
richt von allen beyden erhalten konte. Jch blieb
gantz ohne Troſt in meinem Logis, brachte die mei-
ſte Zeit, als ein am Leibe und Gemuͤthe krancker
Menſch auf meinem Lager zu, lieff doch taͤglich 3.
oder 4. mahl in das kleine Haus, allwo ich das groſ-
ſe Geheimniß erfahren, fand aber ſelbiges von ſol-
chen Leuten bewohnet, welche weder den Eliam
noch Eliſæum kennen, oder nur das geringſte von
ihnen geſehen haben wolten. Endlich da ich mir
die gaͤntzliche Rechnung gemacht, daß ſie mich nicht
wuͤrdig geſchaͤtzt in ihre Geſellſchafft aufzunehmen,
und daruͤber faſt in Verzweifelung fallen wolte,
kam am Abende des 8ten Tages Eliſæus, ohnan-
gepocht in meine Stube getreten, fragte, wie ich
mich befaͤnde, und entſchuldigte hernach, ziemlich
freundlich, daß er und ſein Meiſter wichtiger Urſa-
chen wegen ſich einige Tage verborgen halten muͤſ-
ſen, meldete auch, daß ſie binnen 3. Tagen dieſe
Stadt gaͤntzlich verlaſſen, und ſich in ein ander ſi-
cher Land begeben wuͤrden, allwo weit froͤmmere
Leute, als hieſiges Orts anzutreffen waͤren. Jch
fiel dem Eliſæo um den Hals, bat ihn aufs flehent-
lichſte, mich nicht zu verſtoſſen, ſondern bey dem
Artiſten Elia allen Vorſpruch anzuwenden, daß
mir vergoͤnnet werden moͤchte, in ſeiner Geſellſchafft
mit zu reiſen. Endlich wurde mein Bitten erhoͤret,
und ich zu einem Mitgliede ihrer Kunſtgenoſſen-
ſchafft auf und angenommen, ſie ſchwuren mir,
welches erſtaunlich zu erwegen, beyderſeits einen

theuren
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[268/0282] ſetzt? da ich am dritten Tage, das leere Neſt, und weder den Elias, noch den Eliſæum antraff auch in nachfolgenden 8. Tagen nicht die geringſte Nach- richt von allen beyden erhalten konte. Jch blieb gantz ohne Troſt in meinem Logis, brachte die mei- ſte Zeit, als ein am Leibe und Gemuͤthe krancker Menſch auf meinem Lager zu, lieff doch taͤglich 3. oder 4. mahl in das kleine Haus, allwo ich das groſ- ſe Geheimniß erfahren, fand aber ſelbiges von ſol- chen Leuten bewohnet, welche weder den Eliam noch Eliſæum kennen, oder nur das geringſte von ihnen geſehen haben wolten. Endlich da ich mir die gaͤntzliche Rechnung gemacht, daß ſie mich nicht wuͤrdig geſchaͤtzt in ihre Geſellſchafft aufzunehmen, und daruͤber faſt in Verzweifelung fallen wolte, kam am Abende des 8ten Tages Eliſæus, ohnan- gepocht in meine Stube getreten, fragte, wie ich mich befaͤnde, und entſchuldigte hernach, ziemlich freundlich, daß er und ſein Meiſter wichtiger Urſa- chen wegen ſich einige Tage verborgen halten muͤſ- ſen, meldete auch, daß ſie binnen 3. Tagen dieſe Stadt gaͤntzlich verlaſſen, und ſich in ein ander ſi- cher Land begeben wuͤrden, allwo weit froͤmmere Leute, als hieſiges Orts anzutreffen waͤren. Jch fiel dem Eliſæo um den Hals, bat ihn aufs flehent- lichſte, mich nicht zu verſtoſſen, ſondern bey dem Artiſten Elia allen Vorſpruch anzuwenden, daß mir vergoͤnnet werden moͤchte, in ſeiner Geſellſchafft mit zu reiſen. Endlich wurde mein Bitten erhoͤret, und ich zu einem Mitgliede ihrer Kunſtgenoſſen- ſchafft auf und angenommen, ſie ſchwuren mir, welches erſtaunlich zu erwegen, beyderſeits einen theuren

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/282>, abgerufen am 25.11.2024.