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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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schafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und
das Jhrige in Friede und Ruhe zu besitzen, iedoch sie
kömmt dem ohngeacht in die Inquisition, überstehet
alle angethane Marter heldenmüthig, ohne das
geringste von ihrer Mit-Wissenschafft zu bekennnen,
schwöret sich durch einen cörperlichen Eyd von der
gantzen Sache los, allein was halff ihr solches viel?
alle ihre Güther wurden confisciret, meine
Schwester in ein Waysen-Haus zur Auferziehung
gebracht, sie aber selbst zu ewiger Gefängniß con-
demnir
et, dahingegen mein Vater seine Flucht an
einen solchen Ort genommen, wo er nicht leicht aus-
zuspüren war.

So erging es den Meinigen, die sich von einem
gottlosen Buben und Land-Streicher, und dann
durch die schnöde Gold- und Geld-Sucht ins Ver-
derben stürtzen liessen. Jch habe ihnen aber, meine
Herren, sagte hierbey Mons. Plager, diese Geschich-
te dergestalt erzehlet, als ob ich bey allen gegenwär-
tig gewesen wäre, allein nichts weniger als dieses,
denn ich bin von meinem 11ten Jahre an, auf instän-
diges Verlangen meiner Groß-Eltern, bey ihnen in
Augspurg erzogen worden, und in meinem 17ten
Jahre, lieff daselbst die betrübte Zeitung von mei-
nes Vaters Gefahr und Flucht ein, iedoch alles was
ich ihnen voritzo gemeldet, ist mir einige Jahre her-
nach von meinem Vater selbst, und zwar kurtz vor
seinem Ende offenbaret worden, wie der Verfolg
meiner Lebens-Geschicht mit mehrern zeigen wird,
als welche ich nunmehro so ordentlich als möglich
fortsetzen will.

Mein Geburts-Tag war den 21. Decembr. des

1691.
q 3

ſchafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und
das Jhrige in Friede und Ruhe zu beſitzen, iedoch ſie
koͤmmt dem ohngeacht in die Inquiſition, uͤberſtehet
alle angethane Marter heldenmuͤthig, ohne das
geringſte von ihrer Mit-Wiſſenſchafft zu bekennnen,
ſchwoͤret ſich durch einen coͤrperlichen Eyd von der
gantzen Sache los, allein was halff ihr ſolches viel?
alle ihre Guͤther wurden confiſciret, meine
Schweſter in ein Wayſen-Haus zur Auferziehung
gebracht, ſie aber ſelbſt zu ewiger Gefaͤngniß con-
demnir
et, dahingegen mein Vater ſeine Flucht an
einen ſolchen Ort genommen, wo er nicht leicht aus-
zuſpuͤren war.

So erging es den Meinigen, die ſich von einem
gottloſen Buben und Land-Streicher, und dann
durch die ſchnoͤde Gold- und Geld-Sucht ins Ver-
derben ſtuͤrtzen lieſſen. Jch habe ihnen aber, meine
Herren, ſagte hierbey Monſ. Plager, dieſe Geſchich-
te dergeſtalt erzehlet, als ob ich bey allen gegenwaͤr-
tig geweſen waͤre, allein nichts weniger als dieſes,
denn ich bin von meinem 11ten Jahre an, auf inſtaͤn-
diges Verlangen meiner Groß-Eltern, bey ihnen in
Augſpurg erzogen worden, und in meinem 17ten
Jahre, lieff daſelbſt die betruͤbte Zeitung von mei-
nes Vaters Gefahr und Flucht ein, iedoch alles was
ich ihnen voritzo gemeldet, iſt mir einige Jahre her-
nach von meinem Vater ſelbſt, und zwar kurtz vor
ſeinem Ende offenbaret worden, wie der Verfolg
meiner Lebens-Geſchicht mit mehrern zeigen wird,
als welche ich nunmehro ſo ordentlich als moͤglich
fortſetzen will.

Mein Geburts-Tag war den 21. Decembr. des

1691.
q 3
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[245/0259] ſchafft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und das Jhrige in Friede und Ruhe zu beſitzen, iedoch ſie koͤmmt dem ohngeacht in die Inquiſition, uͤberſtehet alle angethane Marter heldenmuͤthig, ohne das geringſte von ihrer Mit-Wiſſenſchafft zu bekennnen, ſchwoͤret ſich durch einen coͤrperlichen Eyd von der gantzen Sache los, allein was halff ihr ſolches viel? alle ihre Guͤther wurden confiſciret, meine Schweſter in ein Wayſen-Haus zur Auferziehung gebracht, ſie aber ſelbſt zu ewiger Gefaͤngniß con- demniret, dahingegen mein Vater ſeine Flucht an einen ſolchen Ort genommen, wo er nicht leicht aus- zuſpuͤren war. So erging es den Meinigen, die ſich von einem gottloſen Buben und Land-Streicher, und dann durch die ſchnoͤde Gold- und Geld-Sucht ins Ver- derben ſtuͤrtzen lieſſen. Jch habe ihnen aber, meine Herren, ſagte hierbey Monſ. Plager, dieſe Geſchich- te dergeſtalt erzehlet, als ob ich bey allen gegenwaͤr- tig geweſen waͤre, allein nichts weniger als dieſes, denn ich bin von meinem 11ten Jahre an, auf inſtaͤn- diges Verlangen meiner Groß-Eltern, bey ihnen in Augſpurg erzogen worden, und in meinem 17ten Jahre, lieff daſelbſt die betruͤbte Zeitung von mei- nes Vaters Gefahr und Flucht ein, iedoch alles was ich ihnen voritzo gemeldet, iſt mir einige Jahre her- nach von meinem Vater ſelbſt, und zwar kurtz vor ſeinem Ende offenbaret worden, wie der Verfolg meiner Lebens-Geſchicht mit mehrern zeigen wird, als welche ich nunmehro ſo ordentlich als moͤglich fortſetzen will. Mein Geburts-Tag war den 21. Decembr. des 1691. q 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/259>, abgerufen am 09.05.2024.