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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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kröten, See-Kälbern, Vögel- und Schiltkröt-Ey-
ern, allerhand frischen und eingemachten Kräutern,
Wurtzeln und köstlichen Früchten kein Mangel, son-
dern vielmehr alles zum Uberflusse bey Handen war,
wurde gewißlich eine dermassen delicate Mahlzeit
angerichtet, daß wir sämtl. Europäer zur Verwun-
derung gnugsame Ursache fanden. Ob nun gleich
das Tafel-Zeug und andere Geräthschafften nicht
so zierlich und überflüßig als in Teutschland und an-
deren wollüstigen Ländern bey dergleichen Gasterey-
en anzutreffen, so ging doch alles sehr reinlich, or-
dentlich und vergnügt zu, zumahlen da eitler Pracht,
Hoffart, Ehr-Geitz, Uppigkeit nebst der schändlichen
Mocquerie von dieser Jnsul gäntzlich verbannet zu
seyn schiene, hergegen lauter Treuhertzigkeit und
fromme Einfalt die dasige Lebens-Art desto liebli-
cher machte. Jch will aber eben keine unnöthige
Beschreibung von den aufgesetzten vielerley Speisen,
Gebackens, Confituren und mancherley Arten von
Geträncke machen, indem ich die Zeit, Dinte, Fe-
dern und Papier an merckwürdigere Geschichte zu
spendiren habe, also nur kürtzlich nochmahls bekräff-
tigen, daß bey der Mahlzeit alles vergnüglich, ehrbar
und ordentlich zuging.

Nach der Mahlzeit, welche über 4. Stunden
lang gehalten war, stellte Herr Wolffgang, vor die
jungen Leute beyderley Geschlechts, ein Wettlauffen
an, indem er etliche niedrige grüne Bäume aufrich-
ten, und dieselben mit allerley artigen Europäischen
Waaren behängen lassen, da denn die hurtigsten
ihre Mühe mit den besten Stücken belohnet fanden,
die übrigen aber mit den geringern Sachen vorlieb

nehmen

kroͤten, See-Kaͤlbern, Voͤgel- und Schiltkroͤt-Ey-
ern, allerhand friſchen und eingemachten Kraͤutern,
Wurtzeln und koͤſtlichen Fruͤchten kein Mangel, ſon-
dern vielmehr alles zum Uberfluſſe bey Handen war,
wurde gewißlich eine dermaſſen delicate Mahlzeit
angerichtet, daß wir ſaͤmtl. Europaͤer zur Verwun-
derung gnugſame Urſache fanden. Ob nun gleich
das Tafel-Zeug und andere Geraͤthſchafften nicht
ſo zierlich und uͤberfluͤßig als in Teutſchland und an-
deren wolluͤſtigen Laͤndern bey dergleichen Gaſterey-
en anzutreffen, ſo ging doch alles ſehr reinlich, or-
dentlich und vergnuͤgt zu, zumahlen da eitler Pracht,
Hoffart, Ehr-Geitz, Uppigkeit nebſt der ſchaͤndlichen
Mocquerie von dieſer Jnſul gaͤntzlich verbannet zu
ſeyn ſchiene, hergegen lauter Treuhertzigkeit und
fromme Einfalt die daſige Lebens-Art deſto liebli-
cher machte. Jch will aber eben keine unnoͤthige
Beſchreibung von den aufgeſetzten vielerley Speiſen,
Gebackens, Confituren und mancherley Arten von
Getraͤncke machen, indem ich die Zeit, Dinte, Fe-
dern und Papier an merckwuͤrdigere Geſchichte zu
ſpendiren habe, alſo nur kuͤrtzlich nochmahls bekraͤff-
tigen, daß bey der Mahlzeit alles vergnuͤglich, ehrbar
und ordentlich zuging.

Nach der Mahlzeit, welche uͤber 4. Stunden
lang gehalten war, ſtellte Herr Wolffgang, vor die
jungen Leute beyderley Geſchlechts, ein Wettlauffen
an, indem er etliche niedrige gruͤne Baͤume aufrich-
ten, und dieſelben mit allerley artigen Europaͤiſchen
Waaren behaͤngen laſſen, da denn die hurtigſten
ihre Muͤhe mit den beſten Stuͤcken belohnet fanden,
die uͤbrigen aber mit den geringern Sachen vorlieb

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[4/0018] kroͤten, See-Kaͤlbern, Voͤgel- und Schiltkroͤt-Ey- ern, allerhand friſchen und eingemachten Kraͤutern, Wurtzeln und koͤſtlichen Fruͤchten kein Mangel, ſon- dern vielmehr alles zum Uberfluſſe bey Handen war, wurde gewißlich eine dermaſſen delicate Mahlzeit angerichtet, daß wir ſaͤmtl. Europaͤer zur Verwun- derung gnugſame Urſache fanden. Ob nun gleich das Tafel-Zeug und andere Geraͤthſchafften nicht ſo zierlich und uͤberfluͤßig als in Teutſchland und an- deren wolluͤſtigen Laͤndern bey dergleichen Gaſterey- en anzutreffen, ſo ging doch alles ſehr reinlich, or- dentlich und vergnuͤgt zu, zumahlen da eitler Pracht, Hoffart, Ehr-Geitz, Uppigkeit nebſt der ſchaͤndlichen Mocquerie von dieſer Jnſul gaͤntzlich verbannet zu ſeyn ſchiene, hergegen lauter Treuhertzigkeit und fromme Einfalt die daſige Lebens-Art deſto liebli- cher machte. Jch will aber eben keine unnoͤthige Beſchreibung von den aufgeſetzten vielerley Speiſen, Gebackens, Confituren und mancherley Arten von Getraͤncke machen, indem ich die Zeit, Dinte, Fe- dern und Papier an merckwuͤrdigere Geſchichte zu ſpendiren habe, alſo nur kuͤrtzlich nochmahls bekraͤff- tigen, daß bey der Mahlzeit alles vergnuͤglich, ehrbar und ordentlich zuging. Nach der Mahlzeit, welche uͤber 4. Stunden lang gehalten war, ſtellte Herr Wolffgang, vor die jungen Leute beyderley Geſchlechts, ein Wettlauffen an, indem er etliche niedrige gruͤne Baͤume aufrich- ten, und dieſelben mit allerley artigen Europaͤiſchen Waaren behaͤngen laſſen, da denn die hurtigſten ihre Muͤhe mit den beſten Stuͤcken belohnet fanden, die uͤbrigen aber mit den geringern Sachen vorlieb nehmen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/18>, abgerufen am 28.03.2024.