Abend aber sollet ihr von meinem getreuen Mägdgen fernere mündliche und schrifftliche Nachricht empfangen. Lebet wohl mein Her- tzens-Schatz, ich bin
eure getreue Charlotte.
Niemahls habe ich einen spec. Thaler mit grös- sern Vergnügen ausgegeben, als denjenigen, wel- chen mein glücklicher Liebes-Courrier, nemlich der Galanterie-Händler, itzo von mir empfing, so lange aber meiner Augen höchst ergötzliche Weyde, sich noch am Fenster blicken ließ, ging ich nicht von der Stelle, sondern wartete so lange im Wein-Hause, bis sie sich endlich in den Wagen setzte, und davon fuhr, da ich denn wiederum zurück ins Post-Haus ging, und meine Zeit mit verliebter Sehnsucht so lange vertrieb, bis folgenden Tages fast gegen Abend Charlottens Getreue mir folgende Zeilen überbrachte:
Mein Liebster!
Folget der Uberbringerin dieses, meinem ge- treuen Mägdgen ohne Scheu an denjenigen Ort, wo sie euch hinführet, damit ich das Ver- gnügen habe, euch auf einige Stunden zu spre- chen. Nehmet mir immittelst nicht uugütig, daß voritzo nicht weitläufftiger geschrieben, denn eine gute Freundin hat mich auch bey nächtlicher Weile, an dieser mir sonst höchst ergötzlichen Arbeit verhindert. Meine Peini- ger sind fort.
Adieu mon coeur.
Die-
Abend aber ſollet ihr von meinem getreuen Maͤgdgen fernere muͤndliche und ſchrifftliche Nachricht empfangen. Lebet wohl mein Her- tzens-Schatz, ich bin
eure getreue Charlotte.
Niemahls habe ich einen ſpec. Thaler mit groͤſ- ſern Vergnuͤgen ausgegeben, als denjenigen, wel- chen mein gluͤcklicher Liebes-Courrier, nemlich der Galanterie-Haͤndler, itzo von mir empfing, ſo lange aber meiner Augen hoͤchſt ergoͤtzliche Weyde, ſich noch am Fenſter blicken ließ, ging ich nicht von der Stelle, ſondern wartete ſo lange im Wein-Hauſe, bis ſie ſich endlich in den Wagen ſetzte, und davon fuhr, da ich denn wiederum zuruͤck ins Poſt-Haus ging, und meine Zeit mit verliebter Sehnſucht ſo lange vertrieb, bis folgenden Tages faſt gegen Abend Charlottens Getreue mir folgende Zeilen uͤberbrachte:
Mein Liebſter!
Folget der Uberbringerin dieſes, meinem ge- treuen Maͤgdgen ohne Scheu an denjenigen Ort, wo ſie euch hinfuͤhret, damit ich das Ver- gnuͤgen habe, euch auf einige Stunden zu ſpre- chen. Nehmet mir immittelſt nicht uuguͤtig, daß voritzo nicht weitlaͤufftiger geſchrieben, denn eine gute Freundin hat mich auch bey naͤchtlicher Weile, an dieſer mir ſonſt hoͤchſt ergoͤtzlichen Arbeit verhindert. Meine Peini- ger ſind fort.
Adieu mon coeur.
Die-
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Abend aber ſollet ihr von meinem getreuen
Maͤgdgen fernere muͤndliche und ſchrifftliche
Nachricht empfangen. Lebet wohl mein Her-
tzens-Schatz, ich bin
eure getreue
Charlotte.
Niemahls habe ich einen ſpec. Thaler mit groͤſ-
ſern Vergnuͤgen ausgegeben, als denjenigen, wel-
chen mein gluͤcklicher Liebes-Courrier, nemlich der
Galanterie-Haͤndler, itzo von mir empfing, ſo lange
aber meiner Augen hoͤchſt ergoͤtzliche Weyde, ſich
noch am Fenſter blicken ließ, ging ich nicht von der
Stelle, ſondern wartete ſo lange im Wein-Hauſe,
bis ſie ſich endlich in den Wagen ſetzte, und davon
fuhr, da ich denn wiederum zuruͤck ins Poſt-Haus
ging, und meine Zeit mit verliebter Sehnſucht ſo
lange vertrieb, bis folgenden Tages faſt gegen
Abend Charlottens Getreue mir folgende Zeilen
uͤberbrachte:
Mein Liebſter!
Folget der Uberbringerin dieſes, meinem ge-
treuen Maͤgdgen ohne Scheu an denjenigen
Ort, wo ſie euch hinfuͤhret, damit ich das Ver-
gnuͤgen habe, euch auf einige Stunden zu ſpre-
chen. Nehmet mir immittelſt nicht uuguͤtig,
daß voritzo nicht weitlaͤufftiger geſchrieben,
denn eine gute Freundin hat mich auch bey
naͤchtlicher Weile, an dieſer mir ſonſt hoͤchſt
ergoͤtzlichen Arbeit verhindert. Meine Peini-
ger ſind fort.
Adieu mon coeur.
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/154>, abgerufen am 23.11.2024.
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