allgemeines Vorkommen. Die Leineweberei in Schlesien, Sachsen und Westfalen geht schon bedeutend zurück; in diesen Provinzen ist der Sitz der großen Weberei, der Absatz nach dem Ausland stockte, wie wir weiter unten noch näher sehen werden. In den Provinzen mit mehr lokaler Weberei ist der Rückgang ent- weder sehr viel kleiner, oder sogar eine Zunahme zu konstatiren, wie in Westpreußen, Brandenburg, Pommern. Die Wollweberei zeigt 1816--31 theil- weise bedeutende Rückschritte, am stärksten in Schlesien und Posen; diese Provinzen verlieren ihren großen Ab- satz nach Rußland; die lokale Tuchmacherei aber nimmt da und dort etwas zu, wie wir z. B. an den pommer- schen Zahlen sehen.
Für die spätere Zeit stelle ich die Webstühle nach Regierungsbezirken zusammen, lasse dabei aber die Seidenweberei, die Band- und Strumpfweberei zunächst außer Betracht. Ich komme auf sie weiter unten zurück.
Die auf der folgenden Seite abgedruckte Tabelle der Baumwollweberei zeigt in Bezug auf die lokale Ver- theilung ein wechselndes Ergebniß: 1834 gibt es in den östlichen Provinzen -- außer den Weberdistrikten -- fast noch gar keine "Züchner," wohl aber in den mittleren und westlichen Provinzen; sie nehmen bis 1840 und von 1840 bis 1849 in den Regierungsbezirken, wo sie vorher fehlten, meist zu. Dagegen zeigt sich von 1849--61 schon wieder eine theilweise Abnahme -- aber auch nur theilweise --, in einzelnen Bezirken, Gumbinnen, Danzig, Posen, Köslin, Trier, nehmen sie noch zu. Dabei ist nicht zu vergessen, daß die Zunahme der kleinen, wie der großen
Die lokale Weberei 1816—31.
allgemeines Vorkommen. Die Leineweberei in Schleſien, Sachſen und Weſtfalen geht ſchon bedeutend zurück; in dieſen Provinzen iſt der Sitz der großen Weberei, der Abſatz nach dem Ausland ſtockte, wie wir weiter unten noch näher ſehen werden. In den Provinzen mit mehr lokaler Weberei iſt der Rückgang ent- weder ſehr viel kleiner, oder ſogar eine Zunahme zu konſtatiren, wie in Weſtpreußen, Brandenburg, Pommern. Die Wollweberei zeigt 1816—31 theil- weiſe bedeutende Rückſchritte, am ſtärkſten in Schleſien und Poſen; dieſe Provinzen verlieren ihren großen Ab- ſatz nach Rußland; die lokale Tuchmacherei aber nimmt da und dort etwas zu, wie wir z. B. an den pommer- ſchen Zahlen ſehen.
Für die ſpätere Zeit ſtelle ich die Webſtühle nach Regierungsbezirken zuſammen, laſſe dabei aber die Seidenweberei, die Band- und Strumpfweberei zunächſt außer Betracht. Ich komme auf ſie weiter unten zurück.
Die auf der folgenden Seite abgedruckte Tabelle der Baumwollweberei zeigt in Bezug auf die lokale Ver- theilung ein wechſelndes Ergebniß: 1834 gibt es in den öſtlichen Provinzen — außer den Weberdiſtrikten — faſt noch gar keine „Züchner,“ wohl aber in den mittleren und weſtlichen Provinzen; ſie nehmen bis 1840 und von 1840 bis 1849 in den Regierungsbezirken, wo ſie vorher fehlten, meiſt zu. Dagegen zeigt ſich von 1849—61 ſchon wieder eine theilweiſe Abnahme — aber auch nur theilweiſe —, in einzelnen Bezirken, Gumbinnen, Danzig, Poſen, Köslin, Trier, nehmen ſie noch zu. Dabei iſt nicht zu vergeſſen, daß die Zunahme der kleinen, wie der großen
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Die lokale Weberei 1816—31.
allgemeines Vorkommen. Die Leineweberei in Schleſien,
Sachſen und Weſtfalen geht ſchon bedeutend zurück;
in dieſen Provinzen iſt der Sitz der großen Weberei,
der Abſatz nach dem Ausland ſtockte, wie wir weiter
unten noch näher ſehen werden. In den Provinzen
mit mehr lokaler Weberei iſt der Rückgang ent-
weder ſehr viel kleiner, oder ſogar eine Zunahme
zu konſtatiren, wie in Weſtpreußen, Brandenburg,
Pommern. Die Wollweberei zeigt 1816—31 theil-
weiſe bedeutende Rückſchritte, am ſtärkſten in Schleſien
und Poſen; dieſe Provinzen verlieren ihren großen Ab-
ſatz nach Rußland; die lokale Tuchmacherei aber nimmt
da und dort etwas zu, wie wir z. B. an den pommer-
ſchen Zahlen ſehen.
Für die ſpätere Zeit ſtelle ich die Webſtühle nach
Regierungsbezirken zuſammen, laſſe dabei aber die
Seidenweberei, die Band- und Strumpfweberei zunächſt
außer Betracht. Ich komme auf ſie weiter unten zurück.
Die auf der folgenden Seite abgedruckte Tabelle
der Baumwollweberei zeigt in Bezug auf die lokale Ver-
theilung ein wechſelndes Ergebniß: 1834 gibt es in den
öſtlichen Provinzen — außer den Weberdiſtrikten — faſt
noch gar keine „Züchner,“ wohl aber in den mittleren und
weſtlichen Provinzen; ſie nehmen bis 1840 und von 1840
bis 1849 in den Regierungsbezirken, wo ſie vorher fehlten,
meiſt zu. Dagegen zeigt ſich von 1849—61 ſchon wieder
eine theilweiſe Abnahme — aber auch nur theilweiſe —,
in einzelnen Bezirken, Gumbinnen, Danzig, Poſen,
Köslin, Trier, nehmen ſie noch zu. Dabei iſt nicht zu
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/539>, abgerufen am 22.11.2024.
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