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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Kritik der Aufnahmen.
gesammte Aufnahme in den Zollvereinsstaaten von 1861
ist vom Centralbureau des Zollvereins publizirt, aber ohne
daß nur die Totalsummen der Tabellen gezogen wären.1

Neuere Aufnahmen seit 1861 existiren leider fast
gar keine, was um so mehr zu bedauern ist, als gerade
von 1861--68 unser gewerbliches Leben sich so sehr
verändert hat.

Ehe ich zur Sache komme, muß ich noch eine
Bemerkung vorausschicken. Die Nichtbeachtung und
Nichtbearbeitung der Gewerbestatistik hatte und hat bei
vielen hervorragenden Statistikern und Nationalökonomen
einen, wenn nicht ganz genügenden, doch auch nicht ganz
unstichhaltigen Grund -- nämlich die Unvollkommenheit
der Aufnahmen. Ueber Großgewerbe, Ackerbau, Forst-
wirthschaft kann die Statistik eine Reihe wichtiger und
theilweise leicht konstatirbarer Verhältnisse und Merk-
male feststellen. Das Handwerk hat in der Regel nur
eine Personalstatistik; nur die Zahl der Meister, der
Gesellen und Lehrlinge oder beider letzteren zusammen
läßt sich aufnehmen, daraus ihr Verhältniß zur Bevölke-
rung berechnen. Damit weiß man noch unendlich wenig
über die Produktion, über Blüthe oder Verfall, über
die geschäftliche Organisation. Was sagt eine geringere
Zahl Geschäfte, wenn jedes bestehende Geschäft mit so
viel mehr Maschinen arbeitet? was sagt eine bloße

1 Statistische Uebersichten der Fabriken und vorherrschend
für den Großhandel beschäftigten Gewerbsanstalten, der dafür
arbeitenden mechanischen Kräfte und sämmtlicher Dampfmaschi-
nen, der Handels- und Transportgewerbe, sowie der Hand-
werker im Gebiete des Zollvereins. Berlin, Jonas 1864.

Kritik der Aufnahmen.
geſammte Aufnahme in den Zollvereinsſtaaten von 1861
iſt vom Centralbureau des Zollvereins publizirt, aber ohne
daß nur die Totalſummen der Tabellen gezogen wären.1

Neuere Aufnahmen ſeit 1861 exiſtiren leider faſt
gar keine, was um ſo mehr zu bedauern iſt, als gerade
von 1861—68 unſer gewerbliches Leben ſich ſo ſehr
verändert hat.

Ehe ich zur Sache komme, muß ich noch eine
Bemerkung vorausſchicken. Die Nichtbeachtung und
Nichtbearbeitung der Gewerbeſtatiſtik hatte und hat bei
vielen hervorragenden Statiſtikern und Nationalökonomen
einen, wenn nicht ganz genügenden, doch auch nicht ganz
unſtichhaltigen Grund — nämlich die Unvollkommenheit
der Aufnahmen. Ueber Großgewerbe, Ackerbau, Forſt-
wirthſchaft kann die Statiſtik eine Reihe wichtiger und
theilweiſe leicht konſtatirbarer Verhältniſſe und Merk-
male feſtſtellen. Das Handwerk hat in der Regel nur
eine Perſonalſtatiſtik; nur die Zahl der Meiſter, der
Geſellen und Lehrlinge oder beider letzteren zuſammen
läßt ſich aufnehmen, daraus ihr Verhältniß zur Bevölke-
rung berechnen. Damit weiß man noch unendlich wenig
über die Produktion, über Blüthe oder Verfall, über
die geſchäftliche Organiſation. Was ſagt eine geringere
Zahl Geſchäfte, wenn jedes beſtehende Geſchäft mit ſo
viel mehr Maſchinen arbeitet? was ſagt eine bloße

1 Statiſtiſche Ueberſichten der Fabriken und vorherrſchend
für den Großhandel beſchäftigten Gewerbsanſtalten, der dafür
arbeitenden mechaniſchen Kräfte und ſämmtlicher Dampfmaſchi-
nen, der Handels- und Transportgewerbe, ſowie der Hand-
werker im Gebiete des Zollvereins. Berlin, Jonas 1864.
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[7/0029] Kritik der Aufnahmen. geſammte Aufnahme in den Zollvereinsſtaaten von 1861 iſt vom Centralbureau des Zollvereins publizirt, aber ohne daß nur die Totalſummen der Tabellen gezogen wären. 1 Neuere Aufnahmen ſeit 1861 exiſtiren leider faſt gar keine, was um ſo mehr zu bedauern iſt, als gerade von 1861—68 unſer gewerbliches Leben ſich ſo ſehr verändert hat. Ehe ich zur Sache komme, muß ich noch eine Bemerkung vorausſchicken. Die Nichtbeachtung und Nichtbearbeitung der Gewerbeſtatiſtik hatte und hat bei vielen hervorragenden Statiſtikern und Nationalökonomen einen, wenn nicht ganz genügenden, doch auch nicht ganz unſtichhaltigen Grund — nämlich die Unvollkommenheit der Aufnahmen. Ueber Großgewerbe, Ackerbau, Forſt- wirthſchaft kann die Statiſtik eine Reihe wichtiger und theilweiſe leicht konſtatirbarer Verhältniſſe und Merk- male feſtſtellen. Das Handwerk hat in der Regel nur eine Perſonalſtatiſtik; nur die Zahl der Meiſter, der Geſellen und Lehrlinge oder beider letzteren zuſammen läßt ſich aufnehmen, daraus ihr Verhältniß zur Bevölke- rung berechnen. Damit weiß man noch unendlich wenig über die Produktion, über Blüthe oder Verfall, über die geſchäftliche Organiſation. Was ſagt eine geringere Zahl Geſchäfte, wenn jedes beſtehende Geſchäft mit ſo viel mehr Maſchinen arbeitet? was ſagt eine bloße 1 Statiſtiſche Ueberſichten der Fabriken und vorherrſchend für den Großhandel beſchäftigten Gewerbsanſtalten, der dafür arbeitenden mechaniſchen Kräfte und ſämmtlicher Dampfmaſchi- nen, der Handels- und Transportgewerbe, ſowie der Hand- werker im Gebiete des Zollvereins. Berlin, Jonas 1864.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/29>, abgerufen am 24.11.2024.