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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Das Dorf Kornwestheim 1787 und 1852.
höher als 1852, trotzdem, daß die Bevölkerung beinahe
auf die doppelte Zahl gewachsen ist. Die Verminderung
der Wirthshäuser, der Bäcker- und Metzgerladen hängt
damit zusammen, daß die früher sehr frequente Land-
straße durch die Eisenbahn so ziemlich verödet ist. Die
Nichtzunahme der übrigen läßt darauf schließen, daß die
damaligen Handwerker sehr wenig zu thun hatten. Es
waren damals wohl nicht viele Gehülfen bei den Dorf-
meistern beschäftigt, 1852 sind deren eine nicht unbe-
deutende Zahl vorhanden. Ueber die für die damalige
Zeit große Zahl Gewerbetreibender bemerkt der Verfasser
dieser Dorfstatistik aus dem Jahre 1787, Regierungs-
rath Kerner, es könne auffallen, daß Kornwestheim so
viele Gewerbetreibende habe trotz der Nähe der drei
Städte Stuttgart, Ludwigsburg und Cannstadt, aber es
sei so in den mehrsten Dörfern; freilich werde dadurch
der alte Grundsatz, in den Städten solle das Handwerk,
in den Dörfern der Feldbau getrieben werden, aus dem
Gleichgewicht gebracht; aber das sei nicht zu ändern.
"Daß die Anzahl der Handwerker in den Dörfern" --
so fährt er fort -- "gegenwärtig stärker ist, als in ehe-
maliger Zeit, hat seinen Grund in der gegenwärtigen
stärkern Bevölkerung und der daraus fließenden mehreren
Verstückelung der Bauerngüter, durch welche die Land-
leute außer Stand gesetzt werden, einzig von den Gütern
zu leben und dahero Handwerke erlernen. Diese Hand-
werksleute aber zu zwingen, ihre Arbeit niederzulegen
oder in die Städte zu ziehen, würde umsonst sein."

Die Verhältnisse waren stärker als die veralteten
Verwaltungsvorschriften. "Auch wo der strengste Städte-

Das Dorf Kornweſtheim 1787 und 1852.
höher als 1852, trotzdem, daß die Bevölkerung beinahe
auf die doppelte Zahl gewachſen iſt. Die Verminderung
der Wirthshäuſer, der Bäcker- und Metzgerladen hängt
damit zuſammen, daß die früher ſehr frequente Land-
ſtraße durch die Eiſenbahn ſo ziemlich verödet iſt. Die
Nichtzunahme der übrigen läßt darauf ſchließen, daß die
damaligen Handwerker ſehr wenig zu thun hatten. Es
waren damals wohl nicht viele Gehülfen bei den Dorf-
meiſtern beſchäftigt, 1852 ſind deren eine nicht unbe-
deutende Zahl vorhanden. Ueber die für die damalige
Zeit große Zahl Gewerbetreibender bemerkt der Verfaſſer
dieſer Dorfſtatiſtik aus dem Jahre 1787, Regierungs-
rath Kerner, es könne auffallen, daß Kornweſtheim ſo
viele Gewerbetreibende habe trotz der Nähe der drei
Städte Stuttgart, Ludwigsburg und Cannſtadt, aber es
ſei ſo in den mehrſten Dörfern; freilich werde dadurch
der alte Grundſatz, in den Städten ſolle das Handwerk,
in den Dörfern der Feldbau getrieben werden, aus dem
Gleichgewicht gebracht; aber das ſei nicht zu ändern.
„Daß die Anzahl der Handwerker in den Dörfern“ —
ſo fährt er fort — „gegenwärtig ſtärker iſt, als in ehe-
maliger Zeit, hat ſeinen Grund in der gegenwärtigen
ſtärkern Bevölkerung und der daraus fließenden mehreren
Verſtückelung der Bauerngüter, durch welche die Land-
leute außer Stand geſetzt werden, einzig von den Gütern
zu leben und dahero Handwerke erlernen. Dieſe Hand-
werksleute aber zu zwingen, ihre Arbeit niederzulegen
oder in die Städte zu ziehen, würde umſonſt ſein.“

Die Verhältniſſe waren ſtärker als die veralteten
Verwaltungsvorſchriften. „Auch wo der ſtrengſte Städte-

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[265/0287] Das Dorf Kornweſtheim 1787 und 1852. höher als 1852, trotzdem, daß die Bevölkerung beinahe auf die doppelte Zahl gewachſen iſt. Die Verminderung der Wirthshäuſer, der Bäcker- und Metzgerladen hängt damit zuſammen, daß die früher ſehr frequente Land- ſtraße durch die Eiſenbahn ſo ziemlich verödet iſt. Die Nichtzunahme der übrigen läßt darauf ſchließen, daß die damaligen Handwerker ſehr wenig zu thun hatten. Es waren damals wohl nicht viele Gehülfen bei den Dorf- meiſtern beſchäftigt, 1852 ſind deren eine nicht unbe- deutende Zahl vorhanden. Ueber die für die damalige Zeit große Zahl Gewerbetreibender bemerkt der Verfaſſer dieſer Dorfſtatiſtik aus dem Jahre 1787, Regierungs- rath Kerner, es könne auffallen, daß Kornweſtheim ſo viele Gewerbetreibende habe trotz der Nähe der drei Städte Stuttgart, Ludwigsburg und Cannſtadt, aber es ſei ſo in den mehrſten Dörfern; freilich werde dadurch der alte Grundſatz, in den Städten ſolle das Handwerk, in den Dörfern der Feldbau getrieben werden, aus dem Gleichgewicht gebracht; aber das ſei nicht zu ändern. „Daß die Anzahl der Handwerker in den Dörfern“ — ſo fährt er fort — „gegenwärtig ſtärker iſt, als in ehe- maliger Zeit, hat ſeinen Grund in der gegenwärtigen ſtärkern Bevölkerung und der daraus fließenden mehreren Verſtückelung der Bauerngüter, durch welche die Land- leute außer Stand geſetzt werden, einzig von den Gütern zu leben und dahero Handwerke erlernen. Dieſe Hand- werksleute aber zu zwingen, ihre Arbeit niederzulegen oder in die Städte zu ziehen, würde umſonſt ſein.“ Die Verhältniſſe waren ſtärker als die veralteten Verwaltungsvorſchriften. „Auch wo der ſtrengſte Städte-

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/287>, abgerufen am 24.11.2024.