22. April 1828 hebt für 13 Gewerbe die Zünftigkeit auf, für etwa 50 behält sie sie bei, aber so, daß mit Beseitigung aller lästigen Vorrechte die Zünftigkeit nur zu zweierlei zwingt: zum Erwerb des Gemeindebürger- rechts am Orte der Niederlassung und zu einem ziemlich leichten Nachweis der Befähigung. Eine weitere Erleich- terung war die 1854 erfolgte Zusammenlegung von 28 bisher in einzelne Zünfte getheilten Gewerben in 7 Zunftgruppen. Von da war der Uebergang zu der 1862 (1. Mai) eingeführten Gewerbefreiheit kein allzugroßer Schritt.
Die vorzugsweise in dem Kleingewerbe konzentrirte gewerbliche Thätigkeit ging in den zwanziger Jahren die alten hergebrachten Bahnen. Der bairische Zollverein brachte 1828 keine gefährliche Konkurrenz; erst mit dem Eintritt in den großen Zollverein entstand eine solche, aber damit auch Leben und Fortschritt. Es datirt von dieser Zeit der Uebergang zur Großindustrie, die ver- mehrte Berührung mit dem Ausland, die Verbesserung der Technik, -- aber zugleich die theils verschuldete, theils unverschuldete Krisis der Kleingewerbe,1 deren sprechendes Bild in der folgenden Tabelle liegt, welche die Zahlen der Meister in den wichtigern Gewerben 1835--36, 1852 und 1861 verzeichnet.
1 Zu vergl.: Württ. Jahrbücher 1862. Heft 2. S. 161-- 296: Schmoller, die Resultate der Gewerbestatistik von 1861, und Königreich Württemberg S. 551 ff.: Der Entwicklungs- gang des Gewerbslebens in den letzten 40 Jahren.
Wirthſchaftliche Zuſtände und Geſetzgebung.
22. April 1828 hebt für 13 Gewerbe die Zünftigkeit auf, für etwa 50 behält ſie ſie bei, aber ſo, daß mit Beſeitigung aller läſtigen Vorrechte die Zünftigkeit nur zu zweierlei zwingt: zum Erwerb des Gemeindebürger- rechts am Orte der Niederlaſſung und zu einem ziemlich leichten Nachweis der Befähigung. Eine weitere Erleich- terung war die 1854 erfolgte Zuſammenlegung von 28 bisher in einzelne Zünfte getheilten Gewerben in 7 Zunftgruppen. Von da war der Uebergang zu der 1862 (1. Mai) eingeführten Gewerbefreiheit kein allzugroßer Schritt.
Die vorzugsweiſe in dem Kleingewerbe konzentrirte gewerbliche Thätigkeit ging in den zwanziger Jahren die alten hergebrachten Bahnen. Der bairiſche Zollverein brachte 1828 keine gefährliche Konkurrenz; erſt mit dem Eintritt in den großen Zollverein entſtand eine ſolche, aber damit auch Leben und Fortſchritt. Es datirt von dieſer Zeit der Uebergang zur Großinduſtrie, die ver- mehrte Berührung mit dem Ausland, die Verbeſſerung der Technik, — aber zugleich die theils verſchuldete, theils unverſchuldete Kriſis der Kleingewerbe,1 deren ſprechendes Bild in der folgenden Tabelle liegt, welche die Zahlen der Meiſter in den wichtigern Gewerben 1835—36, 1852 und 1861 verzeichnet.
1 Zu vergl.: Württ. Jahrbücher 1862. Heft 2. S. 161— 296: Schmoller, die Reſultate der Gewerbeſtatiſtik von 1861, und Königreich Württemberg S. 551 ff.: Der Entwicklungs- gang des Gewerbslebens in den letzten 40 Jahren.
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Wirthſchaftliche Zuſtände und Geſetzgebung.
22. April 1828 hebt für 13 Gewerbe die Zünftigkeit
auf, für etwa 50 behält ſie ſie bei, aber ſo, daß mit
Beſeitigung aller läſtigen Vorrechte die Zünftigkeit nur
zu zweierlei zwingt: zum Erwerb des Gemeindebürger-
rechts am Orte der Niederlaſſung und zu einem ziemlich
leichten Nachweis der Befähigung. Eine weitere Erleich-
terung war die 1854 erfolgte Zuſammenlegung von
28 bisher in einzelne Zünfte getheilten Gewerben in 7
Zunftgruppen. Von da war der Uebergang zu der 1862
(1. Mai) eingeführten Gewerbefreiheit kein allzugroßer
Schritt.
Die vorzugsweiſe in dem Kleingewerbe konzentrirte
gewerbliche Thätigkeit ging in den zwanziger Jahren die
alten hergebrachten Bahnen. Der bairiſche Zollverein
brachte 1828 keine gefährliche Konkurrenz; erſt mit dem
Eintritt in den großen Zollverein entſtand eine ſolche,
aber damit auch Leben und Fortſchritt. Es datirt von
dieſer Zeit der Uebergang zur Großinduſtrie, die ver-
mehrte Berührung mit dem Ausland, die Verbeſſerung
der Technik, — aber zugleich die theils verſchuldete,
theils unverſchuldete Kriſis der Kleingewerbe, 1 deren
ſprechendes Bild in der folgenden Tabelle liegt, welche
die Zahlen der Meiſter in den wichtigern Gewerben
1835—36, 1852 und 1861 verzeichnet.
1 Zu vergl.: Württ. Jahrbücher 1862. Heft 2. S. 161—
296: Schmoller, die Reſultate der Gewerbeſtatiſtik von 1861,
und Königreich Württemberg S. 551 ff.: Der Entwicklungs-
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/131>, abgerufen am 22.11.2024.
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