Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Vergleich von 1843, 1846 und 1849.
alte Schlendrian, die Unfähigkeit, der neuen Entwicke-
lung sich anzubequemen, damals noch in hohem Maße
vorhanden war. So nehmen z. B. die Schlossermeister
von 20769 auf 17933, ihre Gehülfen von 19788
auf 18400 ab. Aehnlich die Drechsler und Glaser-
meister.

Nicht besser wurde es 1847 -- 49; die Fehlernte
kam hinzu, die Revolution, die allgemeine Geschäfts-
stockung und Unsicherheit. Bei den Zählungen im
Dezember 1849 war es schon wieder etwas besser; die
gute Ernte von 1849 hatte günstig gewirkt, aber immer
lebte Handel und Wandel noch nicht wieder auf.

Da uns die obigen Zahlen für die genauere Ver-
gleichung von 1846 und 1849 im Stiche lassen, so muß
ich auf die von Dieterici speziell für diese Vergleichung
modifizirten zurückgehen.1 Es betrug nach ihm in ver-
gleichbaren Ziffern:

[Tabelle]

Während die Bevölkerung stieg im Verhältniß von
100:101,35, stieg die Gesammtzahl der handwerks-
mäßigen Bevölkerung im Verhältniß von 100:101,50,
die der Meister in dem von 100:103,65, die der Ge-
hülfen nahm ab in dem von 100:98,85.

Daß die Gesammtzahl überhaupt noch etwas wuchs,
kann auf den ersten Blick überraschen. Wenn man aber
näher zusieht, so findet diese immer sehr mäßige

1 Mittheilungen V, 212 ff., besonders S. 216 -- 17.
Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 6

Vergleich von 1843, 1846 und 1849.
alte Schlendrian, die Unfähigkeit, der neuen Entwicke-
lung ſich anzubequemen, damals noch in hohem Maße
vorhanden war. So nehmen z. B. die Schloſſermeiſter
von 20769 auf 17933, ihre Gehülfen von 19788
auf 18400 ab. Aehnlich die Drechsler und Glaſer-
meiſter.

Nicht beſſer wurde es 1847 — 49; die Fehlernte
kam hinzu, die Revolution, die allgemeine Geſchäfts-
ſtockung und Unſicherheit. Bei den Zählungen im
Dezember 1849 war es ſchon wieder etwas beſſer; die
gute Ernte von 1849 hatte günſtig gewirkt, aber immer
lebte Handel und Wandel noch nicht wieder auf.

Da uns die obigen Zahlen für die genauere Ver-
gleichung von 1846 und 1849 im Stiche laſſen, ſo muß
ich auf die von Dieterici ſpeziell für dieſe Vergleichung
modifizirten zurückgehen.1 Es betrug nach ihm in ver-
gleichbaren Ziffern:

[Tabelle]

Während die Bevölkerung ſtieg im Verhältniß von
100:101,35, ſtieg die Geſammtzahl der handwerks-
mäßigen Bevölkerung im Verhältniß von 100:101,50,
die der Meiſter in dem von 100:103,65, die der Ge-
hülfen nahm ab in dem von 100:98,85.

Daß die Geſammtzahl überhaupt noch etwas wuchs,
kann auf den erſten Blick überraſchen. Wenn man aber
näher zuſieht, ſo findet dieſe immer ſehr mäßige

1 Mittheilungen V, 212 ff., beſonders S. 216 — 17.
Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="81"/><fw place="top" type="header">Vergleich von 1843, 1846 und 1849.</fw><lb/>
alte Schlendrian, die Unfähigkeit, der neuen Entwicke-<lb/>
lung &#x017F;ich anzubequemen, damals noch in hohem Maße<lb/>
vorhanden war. So nehmen z. B. die Schlo&#x017F;&#x017F;ermei&#x017F;ter<lb/>
von 20769 auf 17933, ihre Gehülfen von 19788<lb/>
auf 18400 ab. Aehnlich die Drechsler und Gla&#x017F;er-<lb/>
mei&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p>Nicht be&#x017F;&#x017F;er wurde es 1847 &#x2014; 49; die Fehlernte<lb/>
kam hinzu, die Revolution, die allgemeine Ge&#x017F;chäfts-<lb/>
&#x017F;tockung und Un&#x017F;icherheit. Bei den Zählungen im<lb/>
Dezember 1849 war es &#x017F;chon wieder etwas be&#x017F;&#x017F;er; die<lb/>
gute Ernte von 1849 hatte gün&#x017F;tig gewirkt, aber immer<lb/>
lebte Handel und Wandel noch nicht wieder auf.</p><lb/>
          <p>Da uns die obigen Zahlen für die genauere Ver-<lb/>
gleichung von 1846 und 1849 im Stiche la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o muß<lb/>
ich auf die von Dieterici &#x017F;peziell für die&#x017F;e Vergleichung<lb/>
modifizirten zurückgehen.<note place="foot" n="1">Mittheilungen <hi rendition="#aq">V,</hi> 212 ff., be&#x017F;onders S. 216 &#x2014; 17.</note> Es betrug nach ihm in ver-<lb/>
gleichbaren Ziffern:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
          <p>Während die Bevölkerung &#x017F;tieg im Verhältniß von<lb/>
100:101,<hi rendition="#sub">35</hi>, &#x017F;tieg die Ge&#x017F;ammtzahl der handwerks-<lb/>
mäßigen Bevölkerung im Verhältniß von 100:101,<hi rendition="#sub">50</hi>,<lb/>
die der Mei&#x017F;ter in dem von 100:103,<hi rendition="#sub">65</hi>, die der Ge-<lb/>
hülfen nahm ab in dem von 100:98,<hi rendition="#sub">85</hi>.</p><lb/>
          <p>Daß die Ge&#x017F;ammtzahl überhaupt noch etwas wuchs,<lb/>
kann auf den er&#x017F;ten Blick überra&#x017F;chen. Wenn man aber<lb/>
näher zu&#x017F;ieht, &#x017F;o findet die&#x017F;e immer &#x017F;ehr mäßige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schmoller</hi>, Ge&#x017F;ch. d. Kleingewerbe. 6</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0103] Vergleich von 1843, 1846 und 1849. alte Schlendrian, die Unfähigkeit, der neuen Entwicke- lung ſich anzubequemen, damals noch in hohem Maße vorhanden war. So nehmen z. B. die Schloſſermeiſter von 20769 auf 17933, ihre Gehülfen von 19788 auf 18400 ab. Aehnlich die Drechsler und Glaſer- meiſter. Nicht beſſer wurde es 1847 — 49; die Fehlernte kam hinzu, die Revolution, die allgemeine Geſchäfts- ſtockung und Unſicherheit. Bei den Zählungen im Dezember 1849 war es ſchon wieder etwas beſſer; die gute Ernte von 1849 hatte günſtig gewirkt, aber immer lebte Handel und Wandel noch nicht wieder auf. Da uns die obigen Zahlen für die genauere Ver- gleichung von 1846 und 1849 im Stiche laſſen, ſo muß ich auf die von Dieterici ſpeziell für dieſe Vergleichung modifizirten zurückgehen. 1 Es betrug nach ihm in ver- gleichbaren Ziffern: Während die Bevölkerung ſtieg im Verhältniß von 100:101,35, ſtieg die Geſammtzahl der handwerks- mäßigen Bevölkerung im Verhältniß von 100:101,50, die der Meiſter in dem von 100:103,65, die der Ge- hülfen nahm ab in dem von 100:98,85. Daß die Geſammtzahl überhaupt noch etwas wuchs, kann auf den erſten Blick überraſchen. Wenn man aber näher zuſieht, ſo findet dieſe immer ſehr mäßige 1 Mittheilungen V, 212 ff., beſonders S. 216 — 17. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/103
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/103>, abgerufen am 22.11.2024.