Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.Einleitung. Begriff. Psychologische und sittliche Grundlage. Litteratur und Methode. Schwäche aber lag von Anfang an darin, daß es auf Grund ganz abstrakter Sätze undfiktiver Annahmen seine Theorien aufbaute, daß es vermeinte, gar zu kurzer Hand das innerste Wesen der Natur, der Gesellschaft, die Zwecke der Weltvernunft und der Gottheit erfassen und daraus deduktiv schließend Staat und Volkswirtschaft konstruieren zu können. Das Naturrecht war unhistorisch und rationalistisch. Ein mechanisches Kräftespiel, ein oder mehrere fiktive Staatsverträge sollten genügen, das komplizierte sociale Dasein zu erklären. Man vergaß allzu rasch, durch welche Abstraktionen man die obersten Grund- lagen gewonnen und wurde so im Weiterschließen hohl, unwahr, teilweise phantastisch. Was an bestimmter Stelle das berechtigtste Ideal war, die starke Staatsgewalt oder die freie Bewegung der Person, wurde schablonenhaft generalisiert; man kam nicht zur Untersuchung und zum vollen Verständnis, warum bestimmte Ursachen hier das eine, dort das andere als das dringlichere Ziel der Politik erscheinen ließen. Aber zunächst war eine tiefere und bessere wissenschaftliche Behandlung nicht 3. Die vorherrschenden Systeme des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu 39: Roscher, Zur Geschichte der englischen Volkswirtschaftslehre im 16. u. 17. Jahrh. Abh. d. sächs. Ak. d. W. 3. 1851. -- Laspeyres, Geschichte der volkswirtschaftlichen Anschauungen der Nieder- länder und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. 1865. -- Bidermann, Über den Merkantilismus. 1871. -- Schmoller, Das Merkantilsystem in seiner hist. Bedeutung. J. f. G.V. 1884. u. Schmoller U. U. Zu 40: Daire, Collection des principaux economistes. 3--4, 1844. -- Kellner, Zur Geschichte des Physiokratismus. 1847. -- v. Sivers, Turgots Stellung in d. Gesch. d. National- ökonomie. J. f. N. 1. F. 22, 1874. -- Stephan Bauer, Zur Entstehung der Physiokratie. Das. 2. F. 21, 1890. -- Oncken, Die Maxime laissez faire et laissez passer. 1886. -- Hasbach, Die allgem. philos. Grundlage der von F. Quesnay und A. Smith begründeten politischen Ökonomie. 1890. -- Feilbogen, Smith und Turgot. 1892. -- Hasbach, Üntersuchungen über A. Smith und die Entwickelung der politischen Ökonomie. 1891. -- Zeyß, Adam Smith und der Eigennutz. 1889. -- Knies, Die Wissenschaft der Nationalökonomie seit A. Smith bis auf die Gegenwart. 1852. Die übrige große Litteratur über A. Smith siehe H.W. 5. Zu 41: Reybaud, Etudes sur les reformateurs contemporains ou socialistes modernes. 1840. -- Stein, Der Socialismus und Kommunismus des heutigen Frankreichs. 1842. 2. Aufl. 1848. -- Mehring, Die deutsche Socialdemokratie, ihre Geschichte und ihre Lehre. 1877. 3. Aufl. 1879. -- Robert Meyer, Der Emancipationskampf des vierten Standes. 2 Bde. 1875 (1.: 2. Aufl. 1885.) -- Laveleye, Le socialisme contemporain. 1881. 5. Aufl. 1892. (Deutsch 1884: Die socialen Parteien der Gegenwart.) -- Raye, Contemporary socialism. 1884 u. 1891. -- Leroy-Beaulieu, Le collectivisme, examen critique du nouveau socialisme. 1884 u. 1885. -- Anton Menger, Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag. 1886 u. 1891. -- Warschauer, Geschichte des Socialismus und Kommunismus (seit 1892 im Erscheinen begriffen). -- Malon, Histoire du socialisme depuis ses origines jusqu'a nos jours. 5 vol. 1880--85. -- Georg Adler, Socialismus und Kommu- nismus. H.W. 5. -- Stammhammer, Bibliographie des Socialismus und Kommunismus. 1893, der Socialpolitik. 1896. -- Sombart, Socialismus und sociale Bewegung im 19. Jahr- hundert. 1896. -- Mehring, Geschichte der deutschen Socialdemokratie. 2 Bde. 1898. Über die einzelnen Socialisten: Brandes, Ferd. Lassalle. 1877. -- Plener, Ferd. Lassalle. 1884. -- Groß, Karl Marx. 1885. -- v. Wenckstern, Marx. 1896. -- Adler, Rodbertus. 1884. -- Dietzel, Karl Rodbertus. 1886--88. -- Jentsch, Rodbertus. 1899. 39. Die merkantilistischen Schriften, welche die Staaten- und Volks- Einleitung. Begriff. Pſychologiſche und ſittliche Grundlage. Litteratur und Methode. Schwäche aber lag von Anfang an darin, daß es auf Grund ganz abſtrakter Sätze undfiktiver Annahmen ſeine Theorien aufbaute, daß es vermeinte, gar zu kurzer Hand das innerſte Weſen der Natur, der Geſellſchaft, die Zwecke der Weltvernunft und der Gottheit erfaſſen und daraus deduktiv ſchließend Staat und Volkswirtſchaft konſtruieren zu können. Das Naturrecht war unhiſtoriſch und rationaliſtiſch. Ein mechaniſches Kräfteſpiel, ein oder mehrere fiktive Staatsverträge ſollten genügen, das komplizierte ſociale Daſein zu erklären. Man vergaß allzu raſch, durch welche Abſtraktionen man die oberſten Grund- lagen gewonnen und wurde ſo im Weiterſchließen hohl, unwahr, teilweiſe phantaſtiſch. Was an beſtimmter Stelle das berechtigtſte Ideal war, die ſtarke Staatsgewalt oder die freie Bewegung der Perſon, wurde ſchablonenhaft generaliſiert; man kam nicht zur Unterſuchung und zum vollen Verſtändnis, warum beſtimmte Urſachen hier das eine, dort das andere als das dringlichere Ziel der Politik erſcheinen ließen. Aber zunächſt war eine tiefere und beſſere wiſſenſchaftliche Behandlung nicht 3. Die vorherrſchenden Syſteme des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu 39: Roſcher, Zur Geſchichte der engliſchen Volkswirtſchaftslehre im 16. u. 17. Jahrh. Abh. d. ſächſ. Ak. d. W. 3. 1851. — Laspeyres, Geſchichte der volkswirtſchaftlichen Anſchauungen der Nieder- länder und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. 1865. — Bidermann, Über den Merkantilismus. 1871. — Schmoller, Das Merkantilſyſtem in ſeiner hiſt. Bedeutung. J. f. G.V. 1884. u. Schmoller U. U. Zu 40: Daire, Collection des principaux économistes. 3—4, 1844. — Kellner, Zur Geſchichte des Phyſiokratismus. 1847. — v. Sivers, Turgots Stellung in d. Geſch. d. National- ökonomie. J. f. N. 1. F. 22, 1874. — Stephan Bauer, Zur Entſtehung der Phyſiokratie. Daſ. 2. F. 21, 1890. — Oncken, Die Maxime laissez faire et laissez passer. 1886. — Hasbach, Die allgem. philoſ. Grundlage der von F. Quesnay und A. Smith begründeten politiſchen Ökonomie. 1890. — Feilbogen, Smith und Turgot. 1892. — Hasbach, Ünterſuchungen über A. Smith und die Entwickelung der politiſchen Ökonomie. 1891. — Zeyß, Adam Smith und der Eigennutz. 1889. — Knies, Die Wiſſenſchaft der Nationalökonomie ſeit A. Smith bis auf die Gegenwart. 1852. Die übrige große Litteratur über A. Smith ſiehe H.W. 5. Zu 41: Reybaud, Études sur les réformateurs contemporains ou socialistes modernes. 1840. — Stein, Der Socialismus und Kommunismus des heutigen Frankreichs. 1842. 2. Aufl. 1848. — Mehring, Die deutſche Socialdemokratie, ihre Geſchichte und ihre Lehre. 1877. 3. Aufl. 1879. — Robert Meyer, Der Emancipationskampf des vierten Standes. 2 Bde. 1875 (1.: 2. Aufl. 1885.) — Laveleye, Le socialisme contemporain. 1881. 5. Aufl. 1892. (Deutſch 1884: Die ſocialen Parteien der Gegenwart.) — Raye, Contemporary socialism. 1884 u. 1891. — Leroy-Beaulieu, Le collectivisme, examen critique du nouveau socialisme. 1884 u. 1885. — Anton Menger, Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag. 1886 u. 1891. — Warſchauer, Geſchichte des Socialismus und Kommunismus (ſeit 1892 im Erſcheinen begriffen). — Malon, Histoire du socialisme depuis ses origines jusqu’à nos jours. 5 vol. 1880—85. — Georg Adler, Socialismus und Kommu- nismus. H.W. 5. — Stammhammer, Bibliographie des Socialismus und Kommunismus. 1893, der Socialpolitik. 1896. — Sombart, Socialismus und ſociale Bewegung im 19. Jahr- hundert. 1896. — Mehring, Geſchichte der deutſchen Socialdemokratie. 2 Bde. 1898. Über die einzelnen Socialiſten: Brandes, Ferd. Laſſalle. 1877. — Plener, Ferd. Laſſalle. 1884. — Groß, Karl Marx. 1885. — v. Wenckſtern, Marx. 1896. — Adler, Rodbertus. 1884. — Dietzel, Karl Rodbertus. 1886—88. — Jentſch, Rodbertus. 1899. 39. Die merkantiliſtiſchen Schriften, welche die Staaten- und Volks- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="84"/><fw place="top" type="header">Einleitung. Begriff. Pſychologiſche und ſittliche Grundlage. Litteratur und Methode.</fw><lb/> Schwäche aber lag von Anfang an darin, daß es auf Grund ganz abſtrakter Sätze und<lb/> fiktiver Annahmen ſeine Theorien aufbaute, daß es vermeinte, gar zu kurzer Hand das<lb/> innerſte Weſen der Natur, der Geſellſchaft, die Zwecke der Weltvernunft und der Gottheit<lb/> erfaſſen und daraus deduktiv ſchließend Staat und Volkswirtſchaft konſtruieren zu können.<lb/> Das Naturrecht war unhiſtoriſch und rationaliſtiſch. Ein mechaniſches Kräfteſpiel, ein<lb/> oder mehrere fiktive Staatsverträge ſollten genügen, das komplizierte ſociale Daſein zu<lb/> erklären. Man vergaß allzu raſch, durch welche Abſtraktionen man die oberſten Grund-<lb/> lagen gewonnen und wurde ſo im Weiterſchließen hohl, unwahr, teilweiſe phantaſtiſch.<lb/> Was an beſtimmter Stelle das berechtigtſte Ideal war, die ſtarke Staatsgewalt oder die<lb/> freie Bewegung der Perſon, wurde ſchablonenhaft generaliſiert; man kam nicht zur<lb/> Unterſuchung und zum vollen Verſtändnis, warum beſtimmte Urſachen hier das eine,<lb/> dort das andere als das dringlichere Ziel der Politik erſcheinen ließen.</p><lb/> <p>Aber zunächſt war eine tiefere und beſſere wiſſenſchaftliche Behandlung nicht<lb/> möglich. Die Bodinus, Hobbes, Pufendorf waren im 16. und 17. Jahrhundert die<lb/> hellſten Köpfe und die aufgeklärteſten Beobachter, die Hugo Grotius, Locke, A. 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Einleitung. Begriff. Pſychologiſche und ſittliche Grundlage. Litteratur und Methode.
Schwäche aber lag von Anfang an darin, daß es auf Grund ganz abſtrakter Sätze und
fiktiver Annahmen ſeine Theorien aufbaute, daß es vermeinte, gar zu kurzer Hand das
innerſte Weſen der Natur, der Geſellſchaft, die Zwecke der Weltvernunft und der Gottheit
erfaſſen und daraus deduktiv ſchließend Staat und Volkswirtſchaft konſtruieren zu können.
Das Naturrecht war unhiſtoriſch und rationaliſtiſch. Ein mechaniſches Kräfteſpiel, ein
oder mehrere fiktive Staatsverträge ſollten genügen, das komplizierte ſociale Daſein zu
erklären. Man vergaß allzu raſch, durch welche Abſtraktionen man die oberſten Grund-
lagen gewonnen und wurde ſo im Weiterſchließen hohl, unwahr, teilweiſe phantaſtiſch.
Was an beſtimmter Stelle das berechtigtſte Ideal war, die ſtarke Staatsgewalt oder die
freie Bewegung der Perſon, wurde ſchablonenhaft generaliſiert; man kam nicht zur
Unterſuchung und zum vollen Verſtändnis, warum beſtimmte Urſachen hier das eine,
dort das andere als das dringlichere Ziel der Politik erſcheinen ließen.
Aber zunächſt war eine tiefere und beſſere wiſſenſchaftliche Behandlung nicht
möglich. Die Bodinus, Hobbes, Pufendorf waren im 16. und 17. Jahrhundert die
hellſten Köpfe und die aufgeklärteſten Beobachter, die Hugo Grotius, Locke, A. Smith
ſtanden mit gleichem Rechte in der folgenden Epoche an der Spitze des geiſtigen Lebens. Erſt
im 19. Jahrhundert wird die Berechtigung derer eine zweifelhafte, die noch nach der
alten Art der Naturrechtslehrer die Wiſſenſchaft von Staat und Geſellſchaft betreiben.
3. Die vorherrſchenden Syſteme des 18. und 19. Jahrhunderts.
Zu 39: Roſcher, Zur Geſchichte der engliſchen Volkswirtſchaftslehre im 16. u. 17. Jahrh. Abh.
d. ſächſ. Ak. d. W. 3. 1851. — Laspeyres, Geſchichte der volkswirtſchaftlichen Anſchauungen der Nieder-
länder und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. 1865. — Bidermann, Über den Merkantilismus.
1871. — Schmoller, Das Merkantilſyſtem in ſeiner hiſt. Bedeutung. J. f. G.V. 1884. u. Schmoller U. U.
Zu 40: Daire, Collection des principaux économistes. 3—4, 1844. — Kellner, Zur
Geſchichte des Phyſiokratismus. 1847. — v. Sivers, Turgots Stellung in d. Geſch. d. National-
ökonomie. J. f. N. 1. F. 22, 1874. — Stephan Bauer, Zur Entſtehung der Phyſiokratie. Daſ.
2. F. 21, 1890. — Oncken, Die Maxime laissez faire et laissez passer. 1886. — Hasbach,
Die allgem. philoſ. Grundlage der von F. Quesnay und A. Smith begründeten politiſchen Ökonomie.
1890. — Feilbogen, Smith und Turgot. 1892. — Hasbach, Ünterſuchungen über A. Smith
und die Entwickelung der politiſchen Ökonomie. 1891. — Zeyß, Adam Smith und der Eigennutz.
1889. — Knies, Die Wiſſenſchaft der Nationalökonomie ſeit A. Smith bis auf die Gegenwart.
1852. Die übrige große Litteratur über A. Smith ſiehe H.W. 5.
Zu 41: Reybaud, Études sur les réformateurs contemporains ou socialistes modernes.
1840. — Stein, Der Socialismus und Kommunismus des heutigen Frankreichs. 1842. 2. Aufl. 1848. —
Mehring, Die deutſche Socialdemokratie, ihre Geſchichte und ihre Lehre. 1877. 3. Aufl. 1879. —
Robert Meyer, Der Emancipationskampf des vierten Standes. 2 Bde. 1875 (1.: 2. Aufl. 1885.) —
Laveleye, Le socialisme contemporain. 1881. 5. Aufl. 1892. (Deutſch 1884: Die ſocialen
Parteien der Gegenwart.) — Raye, Contemporary socialism. 1884 u. 1891. — Leroy-Beaulieu,
Le collectivisme, examen critique du nouveau socialisme. 1884 u. 1885. — Anton Menger,
Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag. 1886 u. 1891. — Warſchauer, Geſchichte des Socialismus
und Kommunismus (ſeit 1892 im Erſcheinen begriffen). — Malon, Histoire du socialisme depuis
ses origines jusqu’à nos jours. 5 vol. 1880—85. — Georg Adler, Socialismus und Kommu-
nismus. H.W. 5. — Stammhammer, Bibliographie des Socialismus und Kommunismus.
1893, der Socialpolitik. 1896. — Sombart, Socialismus und ſociale Bewegung im 19. Jahr-
hundert. 1896. — Mehring, Geſchichte der deutſchen Socialdemokratie. 2 Bde. 1898.
Über die einzelnen Socialiſten: Brandes, Ferd. Laſſalle. 1877. — Plener, Ferd. Laſſalle.
1884. — Groß, Karl Marx. 1885. — v. Wenckſtern, Marx. 1896. — Adler, Rodbertus. 1884. —
Dietzel, Karl Rodbertus. 1886—88. — Jentſch, Rodbertus. 1899.
39. Die merkantiliſtiſchen Schriften, welche die Staaten- und Volks-
wirtſchaftsbildung im 17.—18. Jahrhundert begleiten und fördern, enthalten zuerſt
mehr praktiſch-theoretiſche Erörterungen der einzelnen großen volkswirtſchaftlichen Zeit-
fragen, die ſich damals aufdrängten; die Gedanken gelangen erſt im 18. Jahrhundert
zu einer Art ſyſtematiſcher Zuſammenfaſſung, getrennt vom Naturrecht. Beherrſcht ſind
alle dieſe Schriften von dem Vorſtellungskreis, der mit der ſiegreich aufſtrebenden Staats-
gewalt und deren raſch wachſenden Aufgaben und Rechten gegeben war.
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