ben so mächtiglich bewahret worden. Ich schaue nach der Finsterniß wiederum das Sonnen-Licht; gieb mir Gnade, daß ich diesen gantzen Tag in dei- nem Licht wandele, und alle Wercke der Finsterniß fliehe. Ich achte den Tag vor verlohren, an wel- chem ich der Welt gedienet, und meinen Mund, Glieder und Sinnen nach der Welt Gewohnheiten und Thorheiten gerichtet habe, wovor ich dereinsten vor deinem Gericht eine schwere Rechenschafft geben muß. Ich opffere mich hingegen dir gantz zu deinem Dienst auf, mit Leib und Seele, laß mich nichts wol- len, nichts vornehmen und gedencken, als was dir ge- fällt, auf daß der gantze Tag dir möge geheiliget seyn. Ja, laß mich allezeit so leben, reden und thun, als ob ich heute noch sterben müßte. Und da ich nach der finstern Nacht, darinn ich als ein Kind in deinem Arm gelegen, nun wiederum von neuem le- be, so weiß ich nirgend hin, als zu dir, ich klopffe an deine Gnaden-Thür, ich wende mich wieder zu der Segens-Quelle, aus welcher ich nehme einen Segen nach dem andern, eine Hülffe nach der an- dern; denn was du, HErr! segnest, das ist gesegnet ewiglich; wenn du deine Hand aufthust, so wird al- les gesättiget mit Wohlgefallen. Gieb mir guten Rath, wenn ich Rath bedarff; richte meine An- schläge und Vornehmen nach deinem Willen. Ent- zünde in mir die Flamme deiner göttlichen Liebe, daß ich diesen Tag meinen Glauben in den Wercken zei- ge, und in wahrer Liebe gegen dich und den Näch- sten verharre, auf daß ich ohne Gewissens-Wunden
den
D d d 4
Morgen-Gebett am Dienſtage.
ben ſo mächtiglich bewahret worden. Ich ſchaue nach der Finſterniß wiederum das Sonnen-Licht; gieb mir Gnade, daß ich dieſen gantzen Tag in dei- nem Licht wandele, und alle Wercke der Finſterniß fliehe. Ich achte den Tag vor verlohren, an wel- chem ich der Welt gedienet, und meinen Mund, Glieder und Sinnen nach der Welt Gewohnheiten und Thorheiten gerichtet habe, wovor ich dereinſten vor deinem Gericht eine ſchwere Rechenſchafft geben muß. Ich opffere mich hingegen dir gantz zu deinem Dienſt auf, mit Leib und Seele, laß mich nichts wol- len, nichts vornehmen und gedencken, als was dir ge- fällt, auf daß der gantze Tag dir möge geheiliget ſeyn. Ja, laß mich allezeit ſo leben, reden und thun, als ob ich heute noch ſterben müßte. Und da ich nach der finſtern Nacht, darinn ich als ein Kind in deinem Arm gelegen, nun wiederum von neuem le- be, ſo weiß ich nirgend hin, als zu dir, ich klopffe an deine Gnaden-Thür, ich wende mich wieder zu der Segens-Quelle, aus welcher ich nehme einen Segen nach dem andern, eine Hülffe nach der an- dern; denn was du, HErr! ſegneſt, das iſt geſegnet ewiglich; wenn du deine Hand aufthuſt, ſo wird al- les geſättiget mit Wohlgefallen. Gieb mir guten Rath, wenn ich Rath bedarff; richte meine An- ſchläge und Vornehmen nach deinem Willen. Ent- zünde in mir die Flamme deiner göttlichen Liebe, daß ich dieſen Tag meinen Glauben in den Wercken zei- ge, und in wahrer Liebe gegen dich und den Näch- ſten verharre, auf daß ich ohne Gewiſſens-Wunden
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Morgen-Gebett am Dienſtage.
ben ſo mächtiglich bewahret worden. Ich ſchaue
nach der Finſterniß wiederum das Sonnen-Licht;
gieb mir Gnade, daß ich dieſen gantzen Tag in dei-
nem Licht wandele, und alle Wercke der Finſterniß
fliehe. Ich achte den Tag vor verlohren, an wel-
chem ich der Welt gedienet, und meinen Mund,
Glieder und Sinnen nach der Welt Gewohnheiten
und Thorheiten gerichtet habe, wovor ich dereinſten
vor deinem Gericht eine ſchwere Rechenſchafft geben
muß. Ich opffere mich hingegen dir gantz zu deinem
Dienſt auf, mit Leib und Seele, laß mich nichts wol-
len, nichts vornehmen und gedencken, als was dir ge-
fällt, auf daß der gantze Tag dir möge geheiliget
ſeyn. Ja, laß mich allezeit ſo leben, reden und thun,
als ob ich heute noch ſterben müßte. Und da ich
nach der finſtern Nacht, darinn ich als ein Kind in
deinem Arm gelegen, nun wiederum von neuem le-
be, ſo weiß ich nirgend hin, als zu dir, ich klopffe
an deine Gnaden-Thür, ich wende mich wieder zu
der Segens-Quelle, aus welcher ich nehme einen
Segen nach dem andern, eine Hülffe nach der an-
dern; denn was du, HErr! ſegneſt, das iſt geſegnet
ewiglich; wenn du deine Hand aufthuſt, ſo wird al-
les geſättiget mit Wohlgefallen. Gieb mir guten
Rath, wenn ich Rath bedarff; richte meine An-
ſchläge und Vornehmen nach deinem Willen. Ent-
zünde in mir die Flamme deiner göttlichen Liebe, daß
ich dieſen Tag meinen Glauben in den Wercken zei-
ge, und in wahrer Liebe gegen dich und den Näch-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/813>, abgerufen am 17.02.2025.
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