los geben, welchen sie begehrten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, der war fast rüchtig, nemlich einen Ubelthäter und Mörder, der hieß Bar- rabas, der mit den Aufrührischen war ins Gefäng- niß geworffen, welcher im Aufruhr, der in der Stadt geschah, einen Mord begangen hatte. Und das Volck gieng hinauf und bate, daß er thäte, wie er pflegete. Und da sie versammlet waren, antwor- tet ihnen Pilatus: Ihr habt eine Gewohnheit, daß ich euch einen los gebe auf Ostern, welchen wollt ihr, daß ich euch los gebe? Barrabam oder JEsum, den König der Juden, den man nennet Christum. Dann er wußte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid über- antwortet hatten.
Und da er auf dem Richtstuhl saß, schicket sein Weib zu ihm, und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten, ich habe heut viel erlitten im Traum, von seinetwegen.
Aber die Hohenpriester und Aeltesten überredeten das Volck, daß sie um Barrabam bitten sollten, und JEsum umbrächten. Da antwortet nun der Land- pfleger und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr un- ter diesen Zweyen, den ich euch solle los geben? Da schrye der gantze Hauff und sprach: Hinweg mit die- sem, und gieb uns Barrabam los. Da rieff Pila- tus abermal zu ihnen, und wollt JEsum los lassen, und sprach: Was soll ich machen mit JEsu, den man Christum nennet? Sie schryen abermal: Creu- tzige, creutzige ihn. Er aber sprach zum drittenmal zu ihnen: Was hat er dann Ubels gethan? Ich fin-
de
Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
los geben, welchen ſie begehrten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, der war faſt rüchtig, nemlich einen Ubelthäter und Mörder, der hieß Bar- rabas, der mit den Aufrühriſchen war ins Gefäng- niß geworffen, welcher im Aufruhr, der in der Stadt geſchah, einen Mord begangen hatte. Und das Volck gieng hinauf und bate, daß er thäte, wie er pflegete. Und da ſie verſammlet waren, antwor- tet ihnen Pilatus: Ihr habt eine Gewohnheit, daß ich euch einen los gebe auf Oſtern, welchen wollt ihr, daß ich euch los gebe? Barrabam oder JEſum, den König der Juden, den man nennet Chriſtum. Dann er wußte, daß ihn die Hohenprieſter aus Neid über- antwortet hatten.
Und da er auf dem Richtſtuhl ſaß, ſchicket ſein Weib zu ihm, und ließ ihm ſagen: Habe du nichts zu ſchaffen mit dieſem Gerechten, ich habe heut viel erlitten im Traum, von ſeinetwegen.
Aber die Hohenprieſter und Aelteſten überredeten das Volck, daß ſie um Barrabam bitten ſollten, und JEſum umbrächten. Da antwortet nun der Land- pfleger und ſprach zu ihnen: Welchen wollt ihr un- ter dieſen Zweyen, den ich euch ſolle los geben? Da ſchrye der gantze Hauff und ſprach: Hinweg mit die- ſem, und gieb uns Barrabam los. Da rieff Pila- tus abermal zu ihnen, und wollt JEſum los laſſen, und ſprach: Was ſoll ich machen mit JEſu, den man Chriſtum nennet? Sie ſchryen abermal: Creu- tzige, creutzige ihn. Er aber ſprach zum drittenmal zu ihnen: Was hat er dann Ubels gethan? Ich fin-
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Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
los geben, welchen ſie begehrten. Er hatte aber zu
der Zeit einen Gefangenen, der war faſt rüchtig,
nemlich einen Ubelthäter und Mörder, der hieß Bar-
rabas, der mit den Aufrühriſchen war ins Gefäng-
niß geworffen, welcher im Aufruhr, der in der Stadt
geſchah, einen Mord begangen hatte. Und das
Volck gieng hinauf und bate, daß er thäte, wie er
pflegete. Und da ſie verſammlet waren, antwor-
tet ihnen Pilatus: Ihr habt eine Gewohnheit, daß
ich euch einen los gebe auf Oſtern, welchen wollt ihr,
daß ich euch los gebe? Barrabam oder JEſum, den
König der Juden, den man nennet Chriſtum. Dann
er wußte, daß ihn die Hohenprieſter aus Neid über-
antwortet hatten.
Und da er auf dem Richtſtuhl ſaß, ſchicket ſein
Weib zu ihm, und ließ ihm ſagen: Habe du nichts
zu ſchaffen mit dieſem Gerechten, ich habe heut viel
erlitten im Traum, von ſeinetwegen.
Aber die Hohenprieſter und Aelteſten überredeten
das Volck, daß ſie um Barrabam bitten ſollten, und
JEſum umbrächten. Da antwortet nun der Land-
pfleger und ſprach zu ihnen: Welchen wollt ihr un-
ter dieſen Zweyen, den ich euch ſolle los geben? Da
ſchrye der gantze Hauff und ſprach: Hinweg mit die-
ſem, und gieb uns Barrabam los. Da rieff Pila-
tus abermal zu ihnen, und wollt JEſum los laſſen,
und ſprach: Was ſoll ich machen mit JEſu, den
man Chriſtum nennet? Sie ſchryen abermal: Creu-
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zu ihnen: Was hat er dann Ubels gethan? Ich fin-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/740>, abgerufen am 23.11.2024.
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