den, und betet, daß, so es möglich wäre, die Stund fürüber gienge, und sprach: Abba, mein Vatter, es ist dir alles möglich, überhebe mich die- ses Kelchs, doch nicht was ich will, sondern was du willt. Und er kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend, und sprach zu Petro: Simon, schläfest du? Vermöchtest du nicht eine Stunde mit mir zu wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Ver- suchung fallet, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Zum andernmal gieng er aber hin, betet und sprach: Mein Vatter, ists nicht möglich, daß die- ser Kelch von mir gehe, ich trincke ihn dann, so ge- schehe dein Wille. Und er kam, und fand sie aber- mal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und wußten nicht, was sie ihm antworteten. Und er ließ sie, und gieng abermal hin, und betet zum drittenmal dieselbige Wort, und sprach: Vatter, willt du, so nimm diesen Kelch von mir, doch nicht mein Will, sondern dein Will geschehe. Es er- schien ihm aber ein Engel vom Himmel, und stärcket ihn, und es kam, daß er mit dem Tode rang, und betet hefftiger. Es war aber sein Schweiß wie Bluts-Tropfen, die fielen auf die Erden.
Und er stuhnd auf von dem Gebett, und kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend für Traurig- keit, und sprach zu ihnen: Ach! wollt ihr nun schla- fen und ruhen? Was schlafet ihr? Es ist genug, sehet, die Stunde ist kommen, und des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände,
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Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
den, und betet, daß, ſo es möglich wäre, die Stund fürüber gienge, und ſprach: Abba, mein Vatter, es iſt dir alles möglich, überhebe mich die- ſes Kelchs, doch nicht was ich will, ſondern was du willt. Und er kam zu ſeinen Jüngern, und fand ſie ſchlafend, und ſprach zu Petro: Simon, ſchläfeſt du? Vermöchteſt du nicht eine Stunde mit mir zu wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Ver- ſuchung fallet, der Geiſt iſt willig, aber das Fleiſch iſt ſchwach.
Zum andernmal gieng er aber hin, betet und ſprach: Mein Vatter, iſts nicht möglich, daß die- ſer Kelch von mir gehe, ich trincke ihn dann, ſo ge- ſchehe dein Wille. Und er kam, und fand ſie aber- mal ſchlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und wußten nicht, was ſie ihm antworteten. Und er ließ ſie, und gieng abermal hin, und betet zum drittenmal dieſelbige Wort, und ſprach: Vatter, willt du, ſo nimm dieſen Kelch von mir, doch nicht mein Will, ſondern dein Will geſchehe. Es er- ſchien ihm aber ein Engel vom Himmel, und ſtärcket ihn, und es kam, daß er mit dem Tode rang, und betet hefftiger. Es war aber ſein Schweiß wie Bluts-Tropfen, die fielen auf die Erden.
Und er ſtuhnd auf von dem Gebett, und kam zu ſeinen Jüngern, und fand ſie ſchlafend für Traurig- keit, und ſprach zu ihnen: Ach! wollt ihr nun ſchla- fen und ruhen? Was ſchlafet ihr? Es iſt genug, ſehet, die Stunde iſt kommen, und des Menſchen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände,
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Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
den, und betet, daß, ſo es möglich wäre, die
Stund fürüber gienge, und ſprach: Abba, mein
Vatter, es iſt dir alles möglich, überhebe mich die-
ſes Kelchs, doch nicht was ich will, ſondern was
du willt. Und er kam zu ſeinen Jüngern, und fand
ſie ſchlafend, und ſprach zu Petro: Simon, ſchläfeſt
du? Vermöchteſt du nicht eine Stunde mit mir zu
wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Ver-
ſuchung fallet, der Geiſt iſt willig, aber das Fleiſch
iſt ſchwach.
Zum andernmal gieng er aber hin, betet und
ſprach: Mein Vatter, iſts nicht möglich, daß die-
ſer Kelch von mir gehe, ich trincke ihn dann, ſo ge-
ſchehe dein Wille. Und er kam, und fand ſie aber-
mal ſchlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs,
und wußten nicht, was ſie ihm antworteten. Und
er ließ ſie, und gieng abermal hin, und betet zum
drittenmal dieſelbige Wort, und ſprach: Vatter,
willt du, ſo nimm dieſen Kelch von mir, doch nicht
mein Will, ſondern dein Will geſchehe. Es er-
ſchien ihm aber ein Engel vom Himmel, und ſtärcket
ihn, und es kam, daß er mit dem Tode rang, und
betet hefftiger. Es war aber ſein Schweiß wie
Bluts-Tropfen, die fielen auf die Erden.
Und er ſtuhnd auf von dem Gebett, und kam zu
ſeinen Jüngern, und fand ſie ſchlafend für Traurig-
keit, und ſprach zu ihnen: Ach! wollt ihr nun ſchla-
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ſehet, die Stunde iſt kommen, und des Menſchen
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/729>, abgerufen am 23.11.2024.
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