le die ihr um mich weint, laßt euch nicht betrüben, diesen Abschied, den ich thu, in die Erde nieder: Schaut die Son- ne geht zur Ruh, kommt doch morgen wieder.
61. Zion spricht: Der HErr hat mich verlassen, der HErr hat mein vergessen, kan auch ein Weib ihres Kindleins verges- sen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes. Und ob sie denselben vergesse, so will ich doch dein nicht verges- sen. Siehe, in die Hände hab ich dich gezeichnet. Es. 49, 14. 15. 16.
62. Ach lieber HErr JEsu! hilff mir nunmehro bald hin- durch, daß ich den zeitlichen Tod gar überwinde, mein Leben bald selig schliesse, mit Freuden dermaleneins wiederum auf- erstehe, und darauf in die ewige selige Ruhe und Freude ein- gehen möge.
63. Hertzlich thut mich verlangen, nach einem seligen End, weil ich hier bin umfangen, mit Trübsal und Elend. Ich hab Lust abzuscheiden, von dieser bösen Welt, sehn mich nach himmlischen Freuden, o JEsu! komm nur bald.
64. Ich hab dich ein klein Augenblick verlassen, aber mit grosser Barmhertzigkeit will ich dich sammlen. Ich hab mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verbor- gen, aber mit ewiger Gnad will ich mich dein erbarmen, spricht der HErr, dein Erlöser. Es. 54, 7. 8.
65. Ach HErr JEsu! gedencke nun an deinen Todes- Kampff, und blutigen Schweis, hilff auch mir diesen Kelch frölich austrincken, und durch deinen Beystand die Schmer- tzen des Todes überwinden, und selig von hinnen scheiden, auch mit dir freudig ruffen: Vatter in deine Hände befehle ich meinen Geist! HErr JEsu Christ! mein GOtt und HErr, in Schanden laß mich nimmermehr. HErr JEsu Christ! mein HErr und GOtt, tröst mir mein Seel in Todes-Noth.
66. Ich hab vor mir ein schwere Reis, zu dir ins himmlisch Paradeis, da ist mein rechtes Vatterland, daran du dein Blut hast gewandt. Zur Reis ist mir mein Hertz sehr matt, der Leib gar wenig Kräfften hat; allein mein Seele schreyt in mir: HErr, hohl mich heim, nimm mich zu dir.
67. Aber der Gerechte kommt um, und niemand ist, der es zu Hertzen nehme, und heilige Leute werden aufgerafft,
und
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Sterbens-Gedancken.
le die ihr um mich weint, laßt euch nicht betrüben, dieſen Abſchied, den ich thu, in die Erde nieder: Schaut die Son- ne geht zur Ruh, kommt doch morgen wieder.
61. Zion ſpricht: Der HErr hat mich verlaſſen, der HErr hat mein vergeſſen, kan auch ein Weib ihres Kindleins vergeſ- ſen, daß ſie ſich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes. Und ob ſie denſelben vergeſſe, ſo will ich doch dein nicht vergeſ- ſen. Siehe, in die Hände hab ich dich gezeichnet. Eſ. 49, 14. 15. 16.
62. Ach lieber HErr JEſu! hilff mir nunmehro bald hin- durch, daß ich den zeitlichen Tod gar überwinde, mein Leben bald ſelig ſchlieſſe, mit Freuden dermaleneins wiederum auf- erſtehe, und darauf in die ewige ſelige Ruhe und Freude ein- gehen möge.
63. Hertzlich thut mich verlangen, nach einem ſeligen End, weil ich hier bin umfangen, mit Trübſal und Elend. Ich hab Luſt abzuſcheiden, von dieſer böſen Welt, ſehn mich nach himmliſchen Freuden, o JEſu! komm nur bald.
64. Ich hab dich ein klein Augenblick verlaſſen, aber mit groſſer Barmhertzigkeit will ich dich ſammlen. Ich hab mein Angeſicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verbor- gen, aber mit ewiger Gnad will ich mich dein erbarmen, ſpricht der HErr, dein Erlöſer. Eſ. 54, 7. 8.
65. Ach HErr JEſu! gedencke nun an deinen Todes- Kampff, und blutigen Schweis, hilff auch mir dieſen Kelch frölich austrincken, und durch deinen Beyſtand die Schmer- tzen des Todes überwinden, und ſelig von hinnen ſcheiden, auch mit dir freudig ruffen: Vatter in deine Hände befehle ich meinen Geiſt! HErr JEſu Chriſt! mein GOtt und HErr, in Schanden laß mich nimmermehr. HErr JEſu Chriſt! mein HErr und GOtt, tröſt mir mein Seel in Todes-Noth.
66. Ich hab vor mir ein ſchwere Reis, zu dir ins himmliſch Paradeis, da iſt mein rechtes Vatterland, daran du dein Blut haſt gewandt. Zur Reis iſt mir mein Hertz ſehr matt, der Leib gar wenig Kräfften hat; allein mein Seele ſchreyt in mir: HErr, hohl mich heim, nimm mich zu dir.
67. Aber der Gerechte kommt um, und niemand iſt, der es zu Hertzen nehme, und heilige Leute werden aufgerafft,
und
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Sterbens-Gedancken.
le die ihr um mich weint, laßt euch nicht betrüben, dieſen
Abſchied, den ich thu, in die Erde nieder: Schaut die Son-
ne geht zur Ruh, kommt doch morgen wieder.
61. Zion ſpricht: Der HErr hat mich verlaſſen, der HErr
hat mein vergeſſen, kan auch ein Weib ihres Kindleins vergeſ-
ſen, daß ſie ſich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes.
Und ob ſie denſelben vergeſſe, ſo will ich doch dein nicht vergeſ-
ſen. Siehe, in die Hände hab ich dich gezeichnet. Eſ. 49,
14. 15. 16.
62. Ach lieber HErr JEſu! hilff mir nunmehro bald hin-
durch, daß ich den zeitlichen Tod gar überwinde, mein Leben
bald ſelig ſchlieſſe, mit Freuden dermaleneins wiederum auf-
erſtehe, und darauf in die ewige ſelige Ruhe und Freude ein-
gehen möge.
63. Hertzlich thut mich verlangen, nach einem ſeligen End,
weil ich hier bin umfangen, mit Trübſal und Elend. Ich hab
Luſt abzuſcheiden, von dieſer böſen Welt, ſehn mich nach
himmliſchen Freuden, o JEſu! komm nur bald.
64. Ich hab dich ein klein Augenblick verlaſſen, aber mit
groſſer Barmhertzigkeit will ich dich ſammlen. Ich hab mein
Angeſicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verbor-
gen, aber mit ewiger Gnad will ich mich dein erbarmen, ſpricht
der HErr, dein Erlöſer. Eſ. 54, 7. 8.
65. Ach HErr JEſu! gedencke nun an deinen Todes-
Kampff, und blutigen Schweis, hilff auch mir dieſen Kelch
frölich austrincken, und durch deinen Beyſtand die Schmer-
tzen des Todes überwinden, und ſelig von hinnen ſcheiden,
auch mit dir freudig ruffen: Vatter in deine Hände befehle
ich meinen Geiſt! HErr JEſu Chriſt! mein GOtt und HErr,
in Schanden laß mich nimmermehr. HErr JEſu Chriſt!
mein HErr und GOtt, tröſt mir mein Seel in Todes-Noth.
66. Ich hab vor mir ein ſchwere Reis, zu dir ins himmliſch
Paradeis, da iſt mein rechtes Vatterland, daran du dein Blut
haſt gewandt. Zur Reis iſt mir mein Hertz ſehr matt, der
Leib gar wenig Kräfften hat; allein mein Seele ſchreyt in
mir: HErr, hohl mich heim, nimm mich zu dir.
67. Aber der Gerechte kommt um, und niemand iſt, der
es zu Hertzen nehme, und heilige Leute werden aufgerafft,
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/703>, abgerufen am 23.11.2024.
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