den der Kranckheit an mein Lager-Bethe gleichsam angenagelt liegen. Bald überfällt mich eine Mat- tigkeit in allen Gliedern: Bald nehmen meine Lei- bes-Schmertzen überhand, daß ich kaum eine gesun- de Stunde habe. Des Morgens gehet mein Elend an, und währet den gantzen Tag, daß ich nach der Nacht verlange: Aber kaum kommt die Nacht heran, so kommt auch mein Elend wiederum mit; auch zu der Zeit, wann andere ruhen, habe ich keine Ruhe, und es kommt kein Schlaf in meine Augen, daß mich wiederum nach dem Tag verlangt: Und wann ich endlich nur ein wenig schlummere, so schreckest du mich mit Träumen, daß ich aufwache, alle Stunden zähle, und bey einer jeden Nachtwache ruffen muß: Wächter ist die Nacht schier hin? Wäch- ter ist die Nacht schier hin? Darum nehme ich meine Zuflucht zu dir, dem lebendigen GOtt. Mein Hertz hält dir vor dein Wort: Suchet mein Antlitz: HErr, darum suche ich dein Antlitz, verbirg es doch nicht vor mir, ich möchte sonst in allzu gros- se Traurigkeit versincken. Lindere mir doch mei- ne Schmertzen, und lege mir meine Last so auf, daß ich sie könne ertragen. Ist schon mein Leib von Schmertzen abgemattet, so laß doch meine Seele desto stärcker seyn. Und wann meine Leibes-Kräff- te gleich abnehmen, so laß dennoch die Kräffte meiner Seelen immer wachsen, daß mein Glau- be stärcker, meine Liebe inbrünstiger, und meine Gedult standhafftiger werden möge. Wann kein Schlaf in meine Augen will kommen, so laß auch
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Gebett in Kranckheit.
den der Kranckheit an mein Lager-Bethe gleichſam angenagelt liegen. Bald überfällt mich eine Mat- tigkeit in allen Gliedern: Bald nehmen meine Lei- bes-Schmertzen überhand, daß ich kaum eine geſun- de Stunde habe. Des Morgens gehet mein Elend an, und währet den gantzen Tag, daß ich nach der Nacht verlange: Aber kaum kommt die Nacht heran, ſo kommt auch mein Elend wiederum mit; auch zu der Zeit, wann andere ruhen, habe ich keine Ruhe, und es kommt kein Schlaf in meine Augen, daß mich wiederum nach dem Tag verlangt: Und wann ich endlich nur ein wenig ſchlummere, ſo ſchreckeſt du mich mit Träumen, daß ich aufwache, alle Stunden zähle, und bey einer jeden Nachtwache ruffen muß: Wächter iſt die Nacht ſchier hin? Wäch- ter iſt die Nacht ſchier hin? Darum nehme ich meine Zuflucht zu dir, dem lebendigen GOtt. Mein Hertz hält dir vor dein Wort: Suchet mein Antlitz: HErr, darum ſuche ich dein Antlitz, verbirg es doch nicht vor mir, ich möchte ſonſt in allzu groſ- ſe Traurigkeit verſincken. Lindere mir doch mei- ne Schmertzen, und lege mir meine Laſt ſo auf, daß ich ſie könne ertragen. Iſt ſchon mein Leib von Schmertzen abgemattet, ſo laß doch meine Seele deſto ſtärcker ſeyn. Und wann meine Leibes-Kräff- te gleich abnehmen, ſo laß dennoch die Kräffte meiner Seelen immer wachſen, daß mein Glau- be ſtärcker, meine Liebe inbrünſtiger, und meine Gedult ſtandhafftiger werden möge. Wann kein Schlaf in meine Augen will kommen, ſo laß auch
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Gebett in Kranckheit.
den der Kranckheit an mein Lager-Bethe gleichſam
angenagelt liegen. Bald überfällt mich eine Mat-
tigkeit in allen Gliedern: Bald nehmen meine Lei-
bes-Schmertzen überhand, daß ich kaum eine geſun-
de Stunde habe. Des Morgens gehet mein Elend
an, und währet den gantzen Tag, daß ich nach
der Nacht verlange: Aber kaum kommt die Nacht
heran, ſo kommt auch mein Elend wiederum mit;
auch zu der Zeit, wann andere ruhen, habe ich keine
Ruhe, und es kommt kein Schlaf in meine Augen,
daß mich wiederum nach dem Tag verlangt: Und
wann ich endlich nur ein wenig ſchlummere, ſo
ſchreckeſt du mich mit Träumen, daß ich aufwache,
alle Stunden zähle, und bey einer jeden Nachtwache
ruffen muß: Wächter iſt die Nacht ſchier hin? Wäch-
ter iſt die Nacht ſchier hin? Darum nehme ich meine
Zuflucht zu dir, dem lebendigen GOtt. Mein Hertz
hält dir vor dein Wort: Suchet mein Antlitz:
HErr, darum ſuche ich dein Antlitz, verbirg es
doch nicht vor mir, ich möchte ſonſt in allzu groſ-
ſe Traurigkeit verſincken. Lindere mir doch mei-
ne Schmertzen, und lege mir meine Laſt ſo auf,
daß ich ſie könne ertragen. Iſt ſchon mein Leib von
Schmertzen abgemattet, ſo laß doch meine Seele
deſto ſtärcker ſeyn. Und wann meine Leibes-Kräff-
te gleich abnehmen, ſo laß dennoch die Kräffte
meiner Seelen immer wachſen, daß mein Glau-
be ſtärcker, meine Liebe inbrünſtiger, und meine
Gedult ſtandhafftiger werden möge. Wann kein
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/655>, abgerufen am 07.07.2024.
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