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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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und Verlust zeitlicher Güter.
lust begleitet mich allenthalben, so daß ich mein
Brod mit Thränen essen, und mich mit den Meinen
muß kümmerlich nähren. Ach HErr! wenn in dem
allen dein Wort mein Trost nicht wäre, so müßte ich
vergehen in meinem Elend.

Ich wäre bald gestrauchelt, da mich das Gesicht
meines Elends kleinmüthig machte, und ich dachte,
als ob du dein vätterliches Angesicht von mir gantz
abwenden wolltest: Aber nun komm ich wieder zu
mir selbst, und spreche dem wohlgeplagten und ver-
armten Hiob mit Mund und Hertzen nach: Der
HErr hats gegeben, der HErr hats genommen,
der Name des HErrn sey gelobet.

Gieb mir nun ferner Gnade, und erhalte mich bey
einer kindlichen Gelassenheit in deinem Willen. Hast
du mich doch, o mein GOtt! so wunderbar formi-
ret, und aus Nichts zu Etwas gemacht zu deiner Eh-
re; hast du doch für mich gesorget, ehe ich sorgen
konnte; hast du mich doch in den Jahren meiner Kind-
heit, die der Menge der Gefahren unterworffen wa-
ren, gleich als mit Adler-Fittichen bedeckt, und gelei-
tet, wie ein Mann seinen Sohn leitet: Warum sollte
ich dir denn nicht trauen, der du dich je und je so
getreu und gütig gegen mich erzeiget hast? Warum
sollte ich an deiner Allmacht zweifeln? Da du doch
überschwenglich thun kanst über alles, was ich bitte
und begehre; warum sollte ich deiner Hülffe Zeit
und Ziel vorschreiben, da du doch unendlich weiser
bist, als ich bin, und Zeit und Stunde am besten
weist, wenn mir Hülffe wird nöthig seyn; warum

sollte

und Verluſt zeitlicher Güter.
luſt begleitet mich allenthalben, ſo daß ich mein
Brod mit Thränen eſſen, und mich mit den Meinen
muß kümmerlich nähren. Ach HErr! wenn in dem
allen dein Wort mein Troſt nicht wäre, ſo müßte ich
vergehen in meinem Elend.

Ich wäre bald geſtrauchelt, da mich das Geſicht
meines Elends kleinmüthig machte, und ich dachte,
als ob du dein vätterliches Angeſicht von mir gantz
abwenden wollteſt: Aber nun komm ich wieder zu
mir ſelbſt, und ſpreche dem wohlgeplagten und ver-
armten Hiob mit Mund und Hertzen nach: Der
HErr hats gegeben, der HErr hats genommen,
der Name des HErrn ſey gelobet.

Gieb mir nun ferner Gnade, und erhalte mich bey
einer kindlichen Gelaſſenheit in deinem Willen. Haſt
du mich doch, o mein GOtt! ſo wunderbar formi-
ret, und aus Nichts zu Etwas gemacht zu deiner Eh-
re; haſt du doch für mich geſorget, ehe ich ſorgen
konnte; haſt du mich doch in den Jahren meiner Kind-
heit, die der Menge der Gefahren unterworffen wa-
ren, gleich als mit Adler-Fittichen bedeckt, und gelei-
tet, wie ein Mann ſeinen Sohn leitet: Warum ſollte
ich dir denn nicht trauen, der du dich je und je ſo
getreu und gütig gegen mich erzeiget haſt? Warum
ſollte ich an deiner Allmacht zweifeln? Da du doch
überſchwenglich thun kanſt über alles, was ich bitte
und begehre; warum ſollte ich deiner Hülffe Zeit
und Ziel vorſchreiben, da du doch unendlich weiſer
biſt, als ich bin, und Zeit und Stunde am beſten
weiſt, wenn mir Hülffe wird nöthig ſeyn; warum

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[575/0597] und Verluſt zeitlicher Güter. luſt begleitet mich allenthalben, ſo daß ich mein Brod mit Thränen eſſen, und mich mit den Meinen muß kümmerlich nähren. Ach HErr! wenn in dem allen dein Wort mein Troſt nicht wäre, ſo müßte ich vergehen in meinem Elend. Ich wäre bald geſtrauchelt, da mich das Geſicht meines Elends kleinmüthig machte, und ich dachte, als ob du dein vätterliches Angeſicht von mir gantz abwenden wollteſt: Aber nun komm ich wieder zu mir ſelbſt, und ſpreche dem wohlgeplagten und ver- armten Hiob mit Mund und Hertzen nach: Der HErr hats gegeben, der HErr hats genommen, der Name des HErrn ſey gelobet. Gieb mir nun ferner Gnade, und erhalte mich bey einer kindlichen Gelaſſenheit in deinem Willen. Haſt du mich doch, o mein GOtt! ſo wunderbar formi- ret, und aus Nichts zu Etwas gemacht zu deiner Eh- re; haſt du doch für mich geſorget, ehe ich ſorgen konnte; haſt du mich doch in den Jahren meiner Kind- heit, die der Menge der Gefahren unterworffen wa- ren, gleich als mit Adler-Fittichen bedeckt, und gelei- tet, wie ein Mann ſeinen Sohn leitet: Warum ſollte ich dir denn nicht trauen, der du dich je und je ſo getreu und gütig gegen mich erzeiget haſt? Warum ſollte ich an deiner Allmacht zweifeln? Da du doch überſchwenglich thun kanſt über alles, was ich bitte und begehre; warum ſollte ich deiner Hülffe Zeit und Ziel vorſchreiben, da du doch unendlich weiſer biſt, als ich bin, und Zeit und Stunde am beſten weiſt, wenn mir Hülffe wird nöthig ſeyn; warum ſollte

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/597>, abgerufen am 23.11.2024.