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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett deren, die GOtt nicht mit Leibes-Frucht gesegnet.

DU weiser GOtt, HErr Zebaoth! der du alles
thust, was du willt, im Himmel und auf
Erden, und alle Ding weislich regierest, die Men-
schen segnest, daß sie sich mehren: etlichen aber Lei-
bes-Früchte nicht geben willt. Du hast mir bis-
hero diesen Kinder-Segen versagt, und meine Ehe
unfruchtbar seyn lassen. Nun dräuest du aber den
Gottlosen, daß sie keine Kinder, sondern unfrucht-
bare Leiber haben sollen. Darüber ich offt in schwe-
re Anfechtung gerathe, ich sey auch in solcher Zahl
der Gottlosen gerechnet, daß du in deinem Grimm
mich solches Kinder-Segens beraubest, wie das
Haus Abimelech. Aber lehre mich, HErr! deine
Zeugnisse, damit ich gedencke, daß auch heilige Leute
das Creutz gehabt, die du erst in ihrem Alter fruchtbar
gemacht, als Abraham und Sara, wie auch Hanna,
Samuels Mutter, und Elisabeth. Du weissest, daß,
da du mir Kinder gäbest, ich denselben etwa zu gelin-
de seyn, und sie zu deinem Lob und Preis nicht erzie-
hen würde. Darum will ich lieber ohne Kinder ster-
ben, denn gottlose Kinder haben, die dich, GOtt! nicht
fürchten. Es sind, o HErr! schwere Zeiten, und
haben wir, wegen unserer Sünde, grosse Trübsal und
Jammer stäts zu gewarten, die sich in allen Stän-
den und Regimenten erregen, also daß, wie es im Al-
ten Testament für eine grosse Schmach gehalten wor-
den, wann du eine Frau verschlossen, also, zu dieser
gefährlichen Zeit, Christliche Ehleute es für ein son-
derlich Glück erkennen müssen, wann du sie unfrucht-

bar
Gebett deren, die GOtt nicht mit Leibes-Frucht geſegnet.

DU weiſer GOtt, HErr Zebaoth! der du alles
thuſt, was du willt, im Himmel und auf
Erden, und alle Ding weislich regiereſt, die Men-
ſchen ſegneſt, daß ſie ſich mehren: etlichen aber Lei-
bes-Früchte nicht geben willt. Du haſt mir bis-
hero dieſen Kinder-Segen verſagt, und meine Ehe
unfruchtbar ſeyn laſſen. Nun dräueſt du aber den
Gottloſen, daß ſie keine Kinder, ſondern unfrucht-
bare Leiber haben ſollen. Darüber ich offt in ſchwe-
re Anfechtung gerathe, ich ſey auch in ſolcher Zahl
der Gottloſen gerechnet, daß du in deinem Grimm
mich ſolches Kinder-Segens beraubeſt, wie das
Haus Abimelech. Aber lehre mich, HErr! deine
Zeugniſſe, damit ich gedencke, daß auch heilige Leute
das Creutz gehabt, die du erſt in ihrem Alter fruchtbar
gemacht, als Abraham und Sara, wie auch Hanna,
Samuels Mutter, und Eliſabeth. Du weiſſeſt, daß,
da du mir Kinder gäbeſt, ich denſelben etwa zu gelin-
de ſeyn, und ſie zu deinem Lob und Preis nicht erzie-
hen würde. Darum will ich lieber ohne Kinder ſter-
ben, denn gottloſe Kinder haben, die dich, GOtt! nicht
fürchten. Es ſind, o HErr! ſchwere Zeiten, und
haben wir, wegen unſerer Sünde, groſſe Trübſal und
Jammer ſtäts zu gewarten, die ſich in allen Stän-
den und Regimenten erregen, alſo daß, wie es im Al-
ten Teſtament für eine groſſe Schmach gehalten wor-
den, wann du eine Frau verſchloſſen, alſo, zu dieſer
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[520/0542] Gebett deren, die GOtt nicht mit Leibes-Frucht geſegnet. DU weiſer GOtt, HErr Zebaoth! der du alles thuſt, was du willt, im Himmel und auf Erden, und alle Ding weislich regiereſt, die Men- ſchen ſegneſt, daß ſie ſich mehren: etlichen aber Lei- bes-Früchte nicht geben willt. Du haſt mir bis- hero dieſen Kinder-Segen verſagt, und meine Ehe unfruchtbar ſeyn laſſen. Nun dräueſt du aber den Gottloſen, daß ſie keine Kinder, ſondern unfrucht- bare Leiber haben ſollen. Darüber ich offt in ſchwe- re Anfechtung gerathe, ich ſey auch in ſolcher Zahl der Gottloſen gerechnet, daß du in deinem Grimm mich ſolches Kinder-Segens beraubeſt, wie das Haus Abimelech. Aber lehre mich, HErr! deine Zeugniſſe, damit ich gedencke, daß auch heilige Leute das Creutz gehabt, die du erſt in ihrem Alter fruchtbar gemacht, als Abraham und Sara, wie auch Hanna, Samuels Mutter, und Eliſabeth. Du weiſſeſt, daß, da du mir Kinder gäbeſt, ich denſelben etwa zu gelin- de ſeyn, und ſie zu deinem Lob und Preis nicht erzie- hen würde. Darum will ich lieber ohne Kinder ſter- ben, denn gottloſe Kinder haben, die dich, GOtt! nicht fürchten. Es ſind, o HErr! ſchwere Zeiten, und haben wir, wegen unſerer Sünde, groſſe Trübſal und Jammer ſtäts zu gewarten, die ſich in allen Stän- den und Regimenten erregen, alſo daß, wie es im Al- ten Teſtament für eine groſſe Schmach gehalten wor- den, wann du eine Frau verſchloſſen, alſo, zu dieſer gefährlichen Zeit, Chriſtliche Ehleute es für ein ſon- derlich Glück erkennen müſſen, wann du ſie unfrucht- bar

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/542>, abgerufen am 22.11.2024.