GOtt! einmal ein Wort geredet, das hab ich offt gehöret; du hast gesagt: Ruffe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, und du sollt mich preisen. Ach mein Vatter! wo ist eine grössere Noth, als die Angst der Geburt? Dann wann du in deinem heiligen Wort einen grossen Schmertz beschreiben willt, so vergleichest du ihn mit den Schmertzen der Schwan- gern: In solcher Noth ruff ich, HErr! zu dir, so daß ein Abgrund dem andern rufft, der Abgrund mei- ner Angst dem Abgrund deiner unendlichen Barm- hertzigkeit; aus sechs Trübsalen hast du mich errettet, du wollest mich in der siebenden nicht lassen umkom- men: Errette mich dann, so will ich dich preisen: Und wann schon die Schmertzen währen sollten bis in die Nacht, und wieder an den Morgen, so will ich doch auf dich hoffen, von einer Morgenwache bis zur an- dern; endlich wirst du doch mit deiner gnädigen Hülffe kommen: Daß ich werde Ursach haben dei- nem Namen zu dancken.
HErr! ich laß dich nicht, du segnest mich dann: Ich halte mich vest, HErr JEsu! an deine Verheis- sung, die du mit einem doppelten Eid bekräfftiget hast: Warlich! warlich! so ihr den Vatter in mei- nem Namen etwas bitten werdet, so wird ers euch geben: Ich bitte dich dann, Vatter! um deiner un- endlichen Barmhertzigkeit, ja um deines allerliebsten Sohns, meines HErrn JEsu willen, gieb mir ei- ne glückliche Entbindung; laß das Kind glücklich zur Welt kommen: Erstatte meine verlohrne Kräffte, und laß mich mit Freuden wieder zu deinen Vorhö-
fen
Gebett einer mit Leibes-Frucht geſegneten Frauen.
GOtt! einmal ein Wort geredet, das hab ich offt gehöret; du haſt geſagt: Ruffe mich an in der Noth, ſo will ich dich erretten, und du ſollt mich preiſen. Ach mein Vatter! wo iſt eine gröſſere Noth, als die Angſt der Geburt? Dann wann du in deinem heiligen Wort einen groſſen Schmertz beſchreiben willt, ſo vergleicheſt du ihn mit den Schmertzen der Schwan- gern: In ſolcher Noth ruff ich, HErr! zu dir, ſo daß ein Abgrund dem andern rufft, der Abgrund mei- ner Angſt dem Abgrund deiner unendlichen Barm- hertzigkeit; aus ſechs Trübſalen haſt du mich errettet, du wolleſt mich in der ſiebenden nicht laſſen umkom- men: Errette mich dann, ſo will ich dich preiſen: Und wann ſchon die Schmertzen währen ſollten bis in die Nacht, und wieder an den Morgen, ſo will ich doch auf dich hoffen, von einer Morgenwache bis zur an- dern; endlich wirſt du doch mit deiner gnädigen Hülffe kommen: Daß ich werde Urſach haben dei- nem Namen zu dancken.
HErr! ich laß dich nicht, du ſegneſt mich dann: Ich halte mich veſt, HErr JEſu! an deine Verheiſ- ſung, die du mit einem doppelten Eid bekräfftiget haſt: Warlich! warlich! ſo ihr den Vatter in mei- nem Namen etwas bitten werdet, ſo wird ers euch geben: Ich bitte dich dann, Vatter! um deiner un- endlichen Barmhertzigkeit, ja um deines allerliebſten Sohns, meines HErrn JEſu willen, gieb mir ei- ne glückliche Entbindung; laß das Kind glücklich zur Welt kommen: Erſtatte meine verlohrne Kräffte, und laß mich mit Freuden wieder zu deinen Vorhö-
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Gebett einer mit Leibes-Frucht geſegneten Frauen.
GOtt! einmal ein Wort geredet, das hab ich offt
gehöret; du haſt geſagt: Ruffe mich an in der Noth,
ſo will ich dich erretten, und du ſollt mich preiſen. Ach
mein Vatter! wo iſt eine gröſſere Noth, als die Angſt
der Geburt? Dann wann du in deinem heiligen
Wort einen groſſen Schmertz beſchreiben willt, ſo
vergleicheſt du ihn mit den Schmertzen der Schwan-
gern: In ſolcher Noth ruff ich, HErr! zu dir, ſo daß
ein Abgrund dem andern rufft, der Abgrund mei-
ner Angſt dem Abgrund deiner unendlichen Barm-
hertzigkeit; aus ſechs Trübſalen haſt du mich errettet,
du wolleſt mich in der ſiebenden nicht laſſen umkom-
men: Errette mich dann, ſo will ich dich preiſen: Und
wann ſchon die Schmertzen währen ſollten bis in die
Nacht, und wieder an den Morgen, ſo will ich doch
auf dich hoffen, von einer Morgenwache bis zur an-
dern; endlich wirſt du doch mit deiner gnädigen
Hülffe kommen: Daß ich werde Urſach haben dei-
nem Namen zu dancken.
HErr! ich laß dich nicht, du ſegneſt mich dann:
Ich halte mich veſt, HErr JEſu! an deine Verheiſ-
ſung, die du mit einem doppelten Eid bekräfftiget
haſt: Warlich! warlich! ſo ihr den Vatter in mei-
nem Namen etwas bitten werdet, ſo wird ers euch
geben: Ich bitte dich dann, Vatter! um deiner un-
endlichen Barmhertzigkeit, ja um deines allerliebſten
Sohns, meines HErrn JEſu willen, gieb mir ei-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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