Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebett wegen Verfall des Christenthums
und einreissender Laster: Wann man Böses
siehet oder höret.
Psalm 12, 1. Hilff, HErr, die Heiligen haben abgenommen, und der Gläubigen
ist wenig unter den Menschen - Kindern.

OZions GOtt! du bester Trost deren, die mit be-
kümmerten und betrübten Seelen zu dir ihre
Zuflucht nehmen: Ich würde kein lebendiges Glied
deiner wahren Kirchen seyn, wann ich nicht schmertz-
lich empfinden sollte, die jämmerliche Brüche Zions,
und den Verfall deren, HErr JEsu! die sich nach
deinem Namen nennen. Die Ehre deines Namens,
die Gemeinschafft der Gläubigen, und das Mitlei-
den gegen die, so mit sich selbst kein Mitleiden ha-
ben, erforderts, nicht nur den betrübten Zustand zu
beklagen, sondern auch bey dir um Hülffe und Bes-
serung zu bitten. Hilff, HErr! deine Heilige haben
abgenommen! wie wenig finden sich, die dich, o
GOtt! in Aufrichtigkeit der Seelen meynen, die dich
wahrhafftig fürchten, und das wahre Wesen des
Christenthums in reiner Liebe und ungefärbtem
Glauben und heiligem Wandel beweisen: Das blos-
se Ceremonien - Werck des äusserlichen Christen-
thums, das Mund - und Lippen-Werck soll deinen
Dienst ausmachen? Zwar die Hertzen zu prüffen,
stehet dir allein zu, o Hertzen - Kündiger! Aber wenn
man aus den Früchten von den Bäumen urtheilen
darf, so verrathen sich gar viele durch ihre Wercke,
wie ihr Inwendiges beschaffen ist. Auch wie siehet
man so viel arme Seelen in ihren herrschenden Sün-

den
Gebett wegen Verfall des Chriſtenthums
und einreiſſender Laſter: Wann man Böſes
ſiehet oder höret.
Pſalm 12, 1. Hilff, HErr, die Heiligen haben abgenommen, und der Gläubigen
iſt wenig unter den Menſchen - Kindern.

OZions GOtt! du beſter Troſt deren, die mit be-
kümmerten und betrübten Seelen zu dir ihre
Zuflucht nehmen: Ich würde kein lebendiges Glied
deiner wahren Kirchen ſeyn, wann ich nicht ſchmertz-
lich empfinden ſollte, die jämmerliche Brüche Zions,
und den Verfall deren, HErr JEſu! die ſich nach
deinem Namen nennen. Die Ehre deines Namens,
die Gemeinſchafft der Gläubigen, und das Mitlei-
den gegen die, ſo mit ſich ſelbſt kein Mitleiden ha-
ben, erforderts, nicht nur den betrübten Zuſtand zu
beklagen, ſondern auch bey dir um Hülffe und Beſ-
ſerung zu bitten. Hilff, HErr! deine Heilige haben
abgenommen! wie wenig finden ſich, die dich, o
GOtt! in Aufrichtigkeit der Seelen meynen, die dich
wahrhafftig fürchten, und das wahre Weſen des
Chriſtenthums in reiner Liebe und ungefärbtem
Glauben und heiligem Wandel beweiſen: Das bloſ-
ſe Ceremonien - Werck des äuſſerlichen Chriſten-
thums, das Mund - und Lippen-Werck ſoll deinen
Dienſt ausmachen? Zwar die Hertzen zu prüffen,
ſtehet dir allein zu, o Hertzen - Kündiger! Aber wenn
man aus den Früchten von den Bäumen urtheilen
darf, ſo verrathen ſich gar viele durch ihre Wercke,
wie ihr Inwendiges beſchaffen iſt. Auch wie ſiehet
man ſo viel arme Seelen in ihren herrſchenden Sün-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0481" n="459"/>
        <div n="2">
          <head>Gebett wegen Verfall des Chri&#x017F;tenthums<lb/>
und einrei&#x017F;&#x017F;ender La&#x017F;ter: Wann man Bö&#x017F;es<lb/>
&#x017F;iehet oder höret.</head><lb/>
          <cit>
            <quote>P&#x017F;alm 12, 1. Hilff, HErr, die Heiligen haben abgenommen, und der Gläubigen<lb/>
i&#x017F;t wenig unter den Men&#x017F;chen - Kindern.</quote>
          </cit><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>Zions GOtt! du be&#x017F;ter Tro&#x017F;t deren, die mit be-<lb/>
kümmerten und betrübten Seelen zu dir ihre<lb/>
Zuflucht nehmen: Ich würde kein lebendiges Glied<lb/>
deiner wahren Kirchen &#x017F;eyn, wann ich nicht &#x017F;chmertz-<lb/>
lich empfinden &#x017F;ollte, die jämmerliche Brüche Zions,<lb/>
und den Verfall deren, HErr JE&#x017F;u! die &#x017F;ich nach<lb/>
deinem Namen nennen. Die Ehre deines Namens,<lb/>
die Gemein&#x017F;chafft der Gläubigen, und das Mitlei-<lb/>
den gegen die, &#x017F;o mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kein Mitleiden ha-<lb/>
ben, erforderts, nicht nur den betrübten Zu&#x017F;tand zu<lb/>
beklagen, &#x017F;ondern auch bey dir um Hülffe und Be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung zu bitten. Hilff, HErr! deine Heilige haben<lb/>
abgenommen! wie wenig finden &#x017F;ich, die dich, o<lb/>
GOtt! in Aufrichtigkeit der Seelen meynen, die dich<lb/>
wahrhafftig fürchten, und das wahre We&#x017F;en des<lb/>
Chri&#x017F;tenthums in reiner Liebe und ungefärbtem<lb/>
Glauben und heiligem Wandel bewei&#x017F;en: Das blo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Ceremonien - Werck des äu&#x017F;&#x017F;erlichen Chri&#x017F;ten-<lb/>
thums, das Mund - und Lippen-Werck &#x017F;oll deinen<lb/>
Dien&#x017F;t ausmachen? Zwar die Hertzen zu prüffen,<lb/>
&#x017F;tehet dir allein zu, o Hertzen - Kündiger! Aber wenn<lb/>
man aus den Früchten von den Bäumen urtheilen<lb/>
darf, &#x017F;o verrathen &#x017F;ich gar viele durch ihre Wercke,<lb/>
wie ihr Inwendiges be&#x017F;chaffen i&#x017F;t. Auch wie &#x017F;iehet<lb/>
man &#x017F;o viel arme Seelen in ihren herr&#x017F;chenden Sün-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0481] Gebett wegen Verfall des Chriſtenthums und einreiſſender Laſter: Wann man Böſes ſiehet oder höret. Pſalm 12, 1. Hilff, HErr, die Heiligen haben abgenommen, und der Gläubigen iſt wenig unter den Menſchen - Kindern. OZions GOtt! du beſter Troſt deren, die mit be- kümmerten und betrübten Seelen zu dir ihre Zuflucht nehmen: Ich würde kein lebendiges Glied deiner wahren Kirchen ſeyn, wann ich nicht ſchmertz- lich empfinden ſollte, die jämmerliche Brüche Zions, und den Verfall deren, HErr JEſu! die ſich nach deinem Namen nennen. Die Ehre deines Namens, die Gemeinſchafft der Gläubigen, und das Mitlei- den gegen die, ſo mit ſich ſelbſt kein Mitleiden ha- ben, erforderts, nicht nur den betrübten Zuſtand zu beklagen, ſondern auch bey dir um Hülffe und Beſ- ſerung zu bitten. Hilff, HErr! deine Heilige haben abgenommen! wie wenig finden ſich, die dich, o GOtt! in Aufrichtigkeit der Seelen meynen, die dich wahrhafftig fürchten, und das wahre Weſen des Chriſtenthums in reiner Liebe und ungefärbtem Glauben und heiligem Wandel beweiſen: Das bloſ- ſe Ceremonien - Werck des äuſſerlichen Chriſten- thums, das Mund - und Lippen-Werck ſoll deinen Dienſt ausmachen? Zwar die Hertzen zu prüffen, ſtehet dir allein zu, o Hertzen - Kündiger! Aber wenn man aus den Früchten von den Bäumen urtheilen darf, ſo verrathen ſich gar viele durch ihre Wercke, wie ihr Inwendiges beſchaffen iſt. Auch wie ſiehet man ſo viel arme Seelen in ihren herrſchenden Sün- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/481
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/481>, abgerufen am 22.11.2024.