Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebett um Verwahrung
Gebett um Verwahrung vor der üppigen
Welt-Freude in Gesellschafften.
Pred. Sal. 2, 1. 2. Ich sprach in meinem Hertzen, wohlan ich will wohlleben und
gute Tage haben: Aber siehe, das war auch eitel. Ich sprach zum Lachen, du bist
toll, und zur Freude, was machest du?

OGOtt du höchstes Gut! du eintzige Brunn-
quelle aller Freude und Guten, was uns zeit-
lich und ewig vergnügen kan. Ach wie geneigt ist
doch das arme Hertz, seine Lust, Freude und Ver-
gnügung zu suchen in solchen Dingen, die so ge-
nau mit der Sünde vereiniget seyn: Und o wie
schwer fällt es, von grossen Gesellschafften und Gast-
malen ein reines Gewissen mit zurück zu bringen:
Wie bald macht man sich, selbst auch durch Still-
schweigen, fremder Sünden theilhafftig, sonderlich
wann rohe Welt-Menschen sich über sündliche Re-
den kein Gewissen machen, und dadurch gewissen-
haffte Seelen, die dich, o GOtt, fürchten, empfind-
lich ärgern und betrüben, als über solche, die noch
nicht glauben, daß sie von einem jeden unnützen
Wort werden Rechenschafft geben müssen. Wann
ich mich dann nicht, als ein Sonderling, aller frö-
lichen Gesellschafft entziehen, auch dieselbe an und
vor sich selbst nicht sündlich nennen kan, oder wann
mich der Wohlstand nöthiget, bey solchen Gesellschaff-
ten zu erscheinen, so gieb, daß ich Wächter vor mei-
ne Lippen stelle, und meine Worte abwiege mit der
Waage des Heiligthums, nichts zu reden, zu den-
cken oder zu thun, womit ich dich, meinen GOtt!
möchte erzürnen, mein Gewissen verletzen, oder

mei-
Gebett um Verwahrung
Gebett um Verwahrung vor der üppigen
Welt-Freude in Geſellſchafften.
Pred. Sal. 2, 1. 2. Ich ſprach in meinem Hertzen, wohlan ich will wohlleben und
gute Tage haben: Aber ſiehe, das war auch eitel. Ich ſprach zum Lachen, du biſt
toll, und zur Freude, was macheſt du?

OGOtt du höchſtes Gut! du eintzige Brunn-
quelle aller Freude und Guten, was uns zeit-
lich und ewig vergnügen kan. Ach wie geneigt iſt
doch das arme Hertz, ſeine Luſt, Freude und Ver-
gnügung zu ſuchen in ſolchen Dingen, die ſo ge-
nau mit der Sünde vereiniget ſeyn: Und o wie
ſchwer fällt es, von groſſen Geſellſchafften und Gaſt-
malen ein reines Gewiſſen mit zurück zu bringen:
Wie bald macht man ſich, ſelbſt auch durch Still-
ſchweigen, fremder Sünden theilhafftig, ſonderlich
wann rohe Welt-Menſchen ſich über ſündliche Re-
den kein Gewiſſen machen, und dadurch gewiſſen-
haffte Seelen, die dich, o GOtt, fürchten, empfind-
lich ärgern und betrüben, als über ſolche, die noch
nicht glauben, daß ſie von einem jeden unnützen
Wort werden Rechenſchafft geben müſſen. Wann
ich mich dann nicht, als ein Sonderling, aller frö-
lichen Geſellſchafft entziehen, auch dieſelbe an und
vor ſich ſelbſt nicht ſündlich nennen kan, oder wann
mich der Wohlſtand nöthiget, bey ſolchen Geſellſchaff-
ten zu erſcheinen, ſo gieb, daß ich Wächter vor mei-
ne Lippen ſtelle, und meine Worte abwiege mit der
Waage des Heiligthums, nichts zu reden, zu den-
cken oder zu thun, womit ich dich, meinen GOtt!
möchte erzürnen, mein Gewiſſen verletzen, oder

mei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0448" n="426"/>
        <fw place="top" type="header">Gebett um Verwahrung</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>Gebett um Verwahrung vor der üppigen<lb/>
Welt-Freude in Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften.</head><lb/>
          <cit>
            <quote>Pred. Sal. 2, 1. 2. Ich &#x017F;prach in meinem Hertzen, wohlan ich will wohlleben und<lb/>
gute Tage haben: Aber &#x017F;iehe, das war auch eitel. Ich &#x017F;prach zum Lachen, du bi&#x017F;t<lb/>
toll, und zur Freude, was mache&#x017F;t du?</quote>
          </cit><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>GOtt du höch&#x017F;tes Gut! du eintzige Brunn-<lb/>
quelle aller Freude und Guten, was uns zeit-<lb/>
lich und ewig vergnügen kan. Ach wie geneigt i&#x017F;t<lb/>
doch das arme Hertz, &#x017F;eine Lu&#x017F;t, Freude und Ver-<lb/>
gnügung zu &#x017F;uchen in &#x017F;olchen Dingen, die &#x017F;o ge-<lb/>
nau mit der Sünde vereiniget &#x017F;eyn: Und o wie<lb/>
&#x017F;chwer fällt es, von gro&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften und Ga&#x017F;t-<lb/>
malen ein reines Gewi&#x017F;&#x017F;en mit zurück zu bringen:<lb/>
Wie bald macht man &#x017F;ich, &#x017F;elb&#x017F;t auch durch Still-<lb/>
&#x017F;chweigen, fremder Sünden theilhafftig, &#x017F;onderlich<lb/>
wann rohe Welt-Men&#x017F;chen &#x017F;ich über &#x017F;ündliche Re-<lb/>
den kein Gewi&#x017F;&#x017F;en machen, und dadurch gewi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
haffte Seelen, die dich, o GOtt, fürchten, empfind-<lb/>
lich ärgern und betrüben, als über &#x017F;olche, die noch<lb/>
nicht glauben, daß &#x017F;ie von einem jeden unnützen<lb/>
Wort werden Rechen&#x017F;chafft geben mü&#x017F;&#x017F;en. Wann<lb/>
ich mich dann nicht, als ein Sonderling, aller frö-<lb/>
lichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft entziehen, auch die&#x017F;elbe an und<lb/>
vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;ündlich nennen kan, oder wann<lb/>
mich der Wohl&#x017F;tand nöthiget, bey &#x017F;olchen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaff-<lb/>
ten zu er&#x017F;cheinen, &#x017F;o gieb, daß ich Wächter vor mei-<lb/>
ne Lippen &#x017F;telle, und meine Worte abwiege mit der<lb/>
Waage des Heiligthums, nichts zu reden, zu den-<lb/>
cken oder zu thun, womit ich dich, meinen GOtt!<lb/>
möchte erzürnen, mein Gewi&#x017F;&#x017F;en verletzen, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[426/0448] Gebett um Verwahrung Gebett um Verwahrung vor der üppigen Welt-Freude in Geſellſchafften. Pred. Sal. 2, 1. 2. Ich ſprach in meinem Hertzen, wohlan ich will wohlleben und gute Tage haben: Aber ſiehe, das war auch eitel. Ich ſprach zum Lachen, du biſt toll, und zur Freude, was macheſt du? OGOtt du höchſtes Gut! du eintzige Brunn- quelle aller Freude und Guten, was uns zeit- lich und ewig vergnügen kan. Ach wie geneigt iſt doch das arme Hertz, ſeine Luſt, Freude und Ver- gnügung zu ſuchen in ſolchen Dingen, die ſo ge- nau mit der Sünde vereiniget ſeyn: Und o wie ſchwer fällt es, von groſſen Geſellſchafften und Gaſt- malen ein reines Gewiſſen mit zurück zu bringen: Wie bald macht man ſich, ſelbſt auch durch Still- ſchweigen, fremder Sünden theilhafftig, ſonderlich wann rohe Welt-Menſchen ſich über ſündliche Re- den kein Gewiſſen machen, und dadurch gewiſſen- haffte Seelen, die dich, o GOtt, fürchten, empfind- lich ärgern und betrüben, als über ſolche, die noch nicht glauben, daß ſie von einem jeden unnützen Wort werden Rechenſchafft geben müſſen. Wann ich mich dann nicht, als ein Sonderling, aller frö- lichen Geſellſchafft entziehen, auch dieſelbe an und vor ſich ſelbſt nicht ſündlich nennen kan, oder wann mich der Wohlſtand nöthiget, bey ſolchen Geſellſchaff- ten zu erſcheinen, ſo gieb, daß ich Wächter vor mei- ne Lippen ſtelle, und meine Worte abwiege mit der Waage des Heiligthums, nichts zu reden, zu den- cken oder zu thun, womit ich dich, meinen GOtt! möchte erzürnen, mein Gewiſſen verletzen, oder mei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/448
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/448>, abgerufen am 02.07.2024.