Psalm 37, 37. Bleibe fromm, und halte dich recht, denn solchen wirds zu- letzt wohl gehen.
Nächst dem Glauben ist die Frömmigkeit eine der allerherr- lichsten Tugenden, nicht allein, weil sie eine Frucht des Glaubens ist, sondern auch, weil sie des Menschen See- le, Leib und Ehr vor Sünden und Schanden bewahret. Diese Tugend ist eine Zierrath der Jugend und stehet den Al- ten auch wohl an. GOtt selbsten ermahnete den in die Frem- de reisenden Abraham dazu: Wandele vor mir und sey fromm, 1 Mos. 17, 1. Zur Frömmigkeit aber ist nicht ge- nug 1) eine äusserliche Ehrbarkeit, denn die findet man auch bey denen Heyden, sondern sie muß entstehen aus dem Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus dem innern Grund der Seelen. 2) Zu solcher Frömmigkeit gehöret nicht allein die Aufrichtigkeit und Redlichkeit des Hertzens gegen GOtt und den Nächsten, sondern auch eine Unsträf- lichkeit im Leben, daß man sich unanständiger Reden und unchristlicher Wercke enthalte; denn wo sich diese noch bey einem Menschen finden, so kan man nicht sagen, daß er fromm sey. 2) Diese Frömmigkeit soll aber beständig seyn bis ans Ende. Es ist nicht geug zwey oder drey Tage fromm seyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge- hen, sondern hie muß Hiobs Entschluß gelten: Bis mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmig- keit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun solche Frömmigkeit von GOttes Geist in uns gewürcket wird, so hat sie auch die herr- lichste und schönste Verheissungen, nemlich dieses und des zukünfftigen Lebens.
Ge-
Chriſtliche Tugend - und Wandel- Gebeter.
Gebett um wahre Frömmigkeit.
Aufmunterung.
Pſalm 37, 37. Bleibe fromm, und halte dich recht, denn ſolchen wirds zu- letzt wohl gehen.
Nächſt dem Glauben iſt die Frömmigkeit eine der allerherr- lichſten Tugenden, nicht allein, weil ſie eine Frucht des Glaubens iſt, ſondern auch, weil ſie des Menſchen See- le, Leib und Ehr vor Sünden und Schanden bewahret. Dieſe Tugend iſt eine Zierrath der Jugend und ſtehet den Al- ten auch wohl an. GOtt ſelbſten ermahnete den in die Frem- de reiſenden Abraham dazu: Wandele vor mir und ſey fromm, 1 Moſ. 17, 1. Zur Frömmigkeit aber iſt nicht ge- nug 1) eine äuſſerliche Ehrbarkeit, denn die findet man auch bey denen Heyden, ſondern ſie muß entſtehen aus dem Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus dem innern Grund der Seelen. 2) Zu ſolcher Frömmigkeit gehöret nicht allein die Aufrichtigkeit und Redlichkeit des Hertzens gegen GOtt und den Nächſten, ſondern auch eine Unſträf- lichkeit im Leben, daß man ſich unanſtändiger Reden und unchriſtlicher Wercke enthalte; denn wo ſich dieſe noch bey einem Menſchen finden, ſo kan man nicht ſagen, daß er fromm ſey. 2) Dieſe Frömmigkeit ſoll aber beſtändig ſeyn bis ans Ende. Es iſt nicht geug zwey oder drey Tage fromm ſeyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge- hen, ſondern hie muß Hiobs Entſchluß gelten: Bis mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmig- keit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun ſolche Frömmigkeit von GOttes Geiſt in uns gewürcket wird, ſo hat ſie auch die herr- lichſte und ſchönſte Verheiſſungen, nemlich dieſes und des zukünfftigen Lebens.
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Chriſtliche Tugend - und Wandel-
Gebeter.
Gebett um wahre Frömmigkeit.
Aufmunterung.
Pſalm 37, 37. Bleibe fromm, und halte dich recht, denn ſolchen wirds zu-
letzt wohl gehen.
Nächſt dem Glauben iſt die Frömmigkeit eine der allerherr-
lichſten Tugenden, nicht allein, weil ſie eine Frucht
des Glaubens iſt, ſondern auch, weil ſie des Menſchen See-
le, Leib und Ehr vor Sünden und Schanden bewahret.
Dieſe Tugend iſt eine Zierrath der Jugend und ſtehet den Al-
ten auch wohl an. GOtt ſelbſten ermahnete den in die Frem-
de reiſenden Abraham dazu: Wandele vor mir und ſey
fromm, 1 Moſ. 17, 1. Zur Frömmigkeit aber iſt nicht ge-
nug 1) eine äuſſerliche Ehrbarkeit, denn die findet man auch
bey denen Heyden, ſondern ſie muß entſtehen aus dem
Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus dem innern
Grund der Seelen. 2) Zu ſolcher Frömmigkeit gehöret
nicht allein die Aufrichtigkeit und Redlichkeit des Hertzens
gegen GOtt und den Nächſten, ſondern auch eine Unſträf-
lichkeit im Leben, daß man ſich unanſtändiger Reden und
unchriſtlicher Wercke enthalte; denn wo ſich dieſe noch bey
einem Menſchen finden, ſo kan man nicht ſagen, daß er
fromm ſey. 2) Dieſe Frömmigkeit ſoll aber beſtändig ſeyn
bis ans Ende. Es iſt nicht geug zwey oder drey Tage
fromm ſeyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge-
hen, ſondern hie muß Hiobs Entſchluß gelten: Bis mein
Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmig-
keit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun ſolche Frömmigkeit von
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/417>, abgerufen am 23.11.2024.
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