Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Zutritt zum Gnaden-Thron.
Sechste Andacht.
Apoc. 4, 20. Siehe, ich stehe vor der Thür, und klopffe an: So jemand meine
Stimme hören wird, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm hal-
ten und er mit mir.

SO willt du dann, theurester Menschen-
Freund, JEsu! jetzt in meinem Hertzen ein-
kehren, und bey mir deine Wohnung machen! Wer
bin ich, HErr! und was ist mein Haus, daß du
mich so hoch würdigest? Woher kommt mir die
Ehre, daß du, aller Herren HErr! bey deinem
Knecht; du Allerheiligster bey mir Unheiligen; du
Allerhöchster bey dem Niedrigsten; und du Allmäch-
tiger bey mir, dem Ohnmächtigen zu wohnen, Lust
hast. Ach HErr! wann ich auf mich sehe, möch-
te ich wohl voll Angst und Furcht mit Petro sagen:
HErr, gehe von mir, dann ich bin ein sündiger
Mensch. Und wie kan ein dürres Heu bestehen,
vor einer verzehrenden Glut? Aber, wann ich auf
deine Gnade sehe, so ruffe ich dir zu: Komm herein,
du Gesegneter des HErrn! dann deine Allmacht ist
grösser als meine Ohnmacht; und deine überschweng-
liche Gnade grösser, als meine Sünde. O HErr
der Herrlichkeit! du gnadenreicher Engel des Bun-
des! der du nicht verlässest diejenige, die in Demuth
zu deinem Gnaden-Thron kommen. Ich gieng in
der dürren Wüste dieser Welt, bekümmert und bela-
den mit der schweren Last und Bürde meiner Sün-
den: Aber du sahest mich, und nahmest die schwere
Sünden-Last von meinen schwachen Menschen-
Schultern. Ach wie leicht wurde mein Hertz, da
du mich los sprachest von allen meinen Sünden, und

sie
Zutritt zum Gnaden-Thron.
Sechſte Andacht.
Apoc. 4, 20. Siehe, ich ſtehe vor der Thür, und klopffe an: So jemand meine
Stimme hören wird, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm hal-
ten und er mit mir.

SO willt du dann, theureſter Menſchen-
Freund, JEſu! jetzt in meinem Hertzen ein-
kehren, und bey mir deine Wohnung machen! Wer
bin ich, HErr! und was iſt mein Haus, daß du
mich ſo hoch würdigeſt? Woher kommt mir die
Ehre, daß du, aller Herren HErr! bey deinem
Knecht; du Allerheiligſter bey mir Unheiligen; du
Allerhöchſter bey dem Niedrigſten; und du Allmäch-
tiger bey mir, dem Ohnmächtigen zu wohnen, Luſt
haſt. Ach HErr! wann ich auf mich ſehe, möch-
te ich wohl voll Angſt und Furcht mit Petro ſagen:
HErr, gehe von mir, dann ich bin ein ſündiger
Menſch. Und wie kan ein dürres Heu beſtehen,
vor einer verzehrenden Glut? Aber, wann ich auf
deine Gnade ſehe, ſo ruffe ich dir zu: Komm herein,
du Geſegneter des HErrn! dann deine Allmacht iſt
gröſſer als meine Ohnmacht; und deine überſchweng-
liche Gnade gröſſer, als meine Sünde. O HErr
der Herrlichkeit! du gnadenreicher Engel des Bun-
des! der du nicht verläſſeſt diejenige, die in Demuth
zu deinem Gnaden-Thron kommen. Ich gieng in
der dürren Wüſte dieſer Welt, bekümmert und bela-
den mit der ſchweren Laſt und Bürde meiner Sün-
den: Aber du ſaheſt mich, und nahmeſt die ſchwere
Sünden-Laſt von meinen ſchwachen Menſchen-
Schultern. Ach wie leicht wurde mein Hertz, da
du mich los ſpracheſt von allen meinen Sünden, und

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0370" n="348"/>
          <fw place="top" type="header">Zutritt zum Gnaden-Thron.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>Sech&#x017F;te Andacht.</head><lb/>
            <cit>
              <quote>Apoc. 4, 20. Siehe, ich &#x017F;tehe vor der Thür, und klopffe an: So jemand meine<lb/>
Stimme hören wird, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm hal-<lb/>
ten und er mit mir.</quote>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>O willt du dann, theure&#x017F;ter Men&#x017F;chen-<lb/>
Freund, JE&#x017F;u! jetzt in meinem Hertzen ein-<lb/>
kehren, und bey mir deine Wohnung machen! Wer<lb/>
bin ich, HErr! und was i&#x017F;t mein Haus, daß du<lb/>
mich &#x017F;o hoch würdige&#x017F;t? Woher kommt mir die<lb/>
Ehre, daß du, aller Herren HErr! bey deinem<lb/>
Knecht; du Allerheilig&#x017F;ter bey mir Unheiligen; du<lb/>
Allerhöch&#x017F;ter bey dem Niedrig&#x017F;ten; und du Allmäch-<lb/>
tiger bey mir, dem Ohnmächtigen zu wohnen, Lu&#x017F;t<lb/>
ha&#x017F;t. Ach HErr! wann ich auf mich &#x017F;ehe, möch-<lb/>
te ich wohl voll Ang&#x017F;t und Furcht mit Petro &#x017F;agen:<lb/>
HErr, gehe von mir, dann ich bin ein &#x017F;ündiger<lb/>
Men&#x017F;ch. Und wie kan ein dürres Heu be&#x017F;tehen,<lb/>
vor einer verzehrenden Glut? Aber, wann ich auf<lb/>
deine Gnade &#x017F;ehe, &#x017F;o ruffe ich dir zu: Komm herein,<lb/>
du Ge&#x017F;egneter des HErrn! dann deine Allmacht i&#x017F;t<lb/>
grö&#x017F;&#x017F;er als meine Ohnmacht; und deine über&#x017F;chweng-<lb/>
liche Gnade grö&#x017F;&#x017F;er, als meine Sünde. O HErr<lb/>
der Herrlichkeit! du gnadenreicher Engel des Bun-<lb/>
des! der du nicht verlä&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t diejenige, die in Demuth<lb/>
zu deinem Gnaden-Thron kommen. Ich gieng in<lb/>
der dürren Wü&#x017F;te die&#x017F;er Welt, bekümmert und bela-<lb/>
den mit der &#x017F;chweren La&#x017F;t und Bürde meiner Sün-<lb/>
den: Aber du &#x017F;ahe&#x017F;t mich, und nahme&#x017F;t die &#x017F;chwere<lb/>
Sünden-La&#x017F;t von meinen &#x017F;chwachen Men&#x017F;chen-<lb/>
Schultern. Ach wie leicht wurde mein Hertz, da<lb/>
du mich los &#x017F;prache&#x017F;t von allen meinen Sünden, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0370] Zutritt zum Gnaden-Thron. Sechſte Andacht. Apoc. 4, 20. Siehe, ich ſtehe vor der Thür, und klopffe an: So jemand meine Stimme hören wird, zu dem werde ich eingehen, und das Abendmahl mit ihm hal- ten und er mit mir. SO willt du dann, theureſter Menſchen- Freund, JEſu! jetzt in meinem Hertzen ein- kehren, und bey mir deine Wohnung machen! Wer bin ich, HErr! und was iſt mein Haus, daß du mich ſo hoch würdigeſt? Woher kommt mir die Ehre, daß du, aller Herren HErr! bey deinem Knecht; du Allerheiligſter bey mir Unheiligen; du Allerhöchſter bey dem Niedrigſten; und du Allmäch- tiger bey mir, dem Ohnmächtigen zu wohnen, Luſt haſt. Ach HErr! wann ich auf mich ſehe, möch- te ich wohl voll Angſt und Furcht mit Petro ſagen: HErr, gehe von mir, dann ich bin ein ſündiger Menſch. Und wie kan ein dürres Heu beſtehen, vor einer verzehrenden Glut? Aber, wann ich auf deine Gnade ſehe, ſo ruffe ich dir zu: Komm herein, du Geſegneter des HErrn! dann deine Allmacht iſt gröſſer als meine Ohnmacht; und deine überſchweng- liche Gnade gröſſer, als meine Sünde. O HErr der Herrlichkeit! du gnadenreicher Engel des Bun- des! der du nicht verläſſeſt diejenige, die in Demuth zu deinem Gnaden-Thron kommen. Ich gieng in der dürren Wüſte dieſer Welt, bekümmert und bela- den mit der ſchweren Laſt und Bürde meiner Sün- den: Aber du ſaheſt mich, und nahmeſt die ſchwere Sünden-Laſt von meinen ſchwachen Menſchen- Schultern. Ach wie leicht wurde mein Hertz, da du mich los ſpracheſt von allen meinen Sünden, und ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/370
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/370>, abgerufen am 25.11.2024.