Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Die geprüffte Heiligung. trettung bekennen. Ach HERR! wer kan mer-cken, wie offt er fehlet; und wie kan ich zählen und erzehlen, wie offt ich auch wider andere Ge- botte gesündiget? O gerechter GOTT! wann du zürnest, so gehet Dampf aus von seiner Nasen, und ein verzehrend Feuer von deinem Munde; Du bist dem Sünder eine unerträgliche Glut, und dei- ne Augen sind so rein, daß sie das Böse nicht se- hen können. Wir aber sind allzumalen Sünder, und mangeln des Ruhms, den wir vor dir haben sollen. Ich bin an Unbeständigkeit in meinem Christlichen Wandel, wie ein wanckendes Rohr, und an Fruchtlosheit wie Heu und Stoppeln. Ach HERR! wer kan doch bey dir, einer ewigen Glut, wohnen? Wann du nach deiner Gerechtigkeit wolltest mit uns reden in deinem Zorn, und uns straffen in deinem Grimm: Wer wollte alsdann für dir bestehen? Und wann deine strenge Gerech- tigkeit wollte Raach üben, so würde ich vergehen wie Heu und Stoppeln vor einer Glut, und wie Wachs vor der Sonne. Ach HErr, straff mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm, sondern sey mir gnädig um Christi willen. Rede mit mir durch dein Wort, ehe du mit mir redest durch deine gerechte Stra- fen. Rede mit mir durch deine Diener, ehe du mit mir redest vor deinem strengen Gericht. Ich will gern gehorchen, weil mir meine Sünden leyd seynd, und mir meine Seligkeit lieb ist. Ich will gern folgen, weil du mir durch dein Wort ruf- fest: X 2
Die geprüffte Heiligung. trettung bekennen. Ach HERR! wer kan mer-cken, wie offt er fehlet; und wie kan ich zählen und erzehlen, wie offt ich auch wider andere Ge- botte geſündiget? O gerechter GOTT! wann du zürneſt, ſo gehet Dampf aus von ſeiner Naſen, und ein verzehrend Feuer von deinem Munde; Du biſt dem Sünder eine unerträgliche Glut, und dei- ne Augen ſind ſo rein, daß ſie das Böſe nicht ſe- hen können. Wir aber ſind allzumalen Sünder, und mangeln des Ruhms, den wir vor dir haben ſollen. Ich bin an Unbeſtändigkeit in meinem Chriſtlichen Wandel, wie ein wanckendes Rohr, und an Fruchtlosheit wie Heu und Stoppeln. Ach HERR! wer kan doch bey dir, einer ewigen Glut, wohnen? Wann du nach deiner Gerechtigkeit wollteſt mit uns reden in deinem Zorn, und uns ſtraffen in deinem Grimm: Wer wollte alsdann für dir beſtehen? Und wann deine ſtrenge Gerech- tigkeit wollte Raach üben, ſo würde ich vergehen wie Heu und Stoppeln vor einer Glut, und wie Wachs vor der Sonne. Ach HErr, ſtraff mich nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in deinem Grimm, ſondern ſey mir gnädig um Chriſti willen. Rede mit mir durch dein Wort, ehe du mit mir redeſt durch deine gerechte Stra- fen. Rede mit mir durch deine Diener, ehe du mit mir redeſt vor deinem ſtrengen Gericht. Ich will gern gehorchen, weil mir meine Sünden leyd ſeynd, und mir meine Seligkeit lieb iſt. Ich will gern folgen, weil du mir durch dein Wort ruf- feſt: X 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0345" n="323"/><fw place="top" type="header">Die geprüffte Heiligung.</fw><lb/> trettung bekennen. Ach HERR! wer kan mer-<lb/> cken, wie offt er fehlet; und wie kan ich zählen<lb/> und erzehlen, wie offt ich auch wider andere Ge-<lb/> botte geſündiget? O gerechter GOTT! wann du<lb/> zürneſt, ſo gehet Dampf aus von ſeiner Naſen,<lb/> und ein verzehrend Feuer von deinem Munde; Du<lb/> biſt dem Sünder eine unerträgliche Glut, und dei-<lb/> ne Augen ſind ſo rein, daß ſie das Böſe nicht ſe-<lb/> hen können. Wir aber ſind allzumalen Sünder,<lb/> und mangeln des Ruhms, den wir vor dir haben<lb/> ſollen. Ich bin an Unbeſtändigkeit in meinem<lb/> Chriſtlichen Wandel, wie ein wanckendes Rohr,<lb/> und an Fruchtlosheit wie Heu und Stoppeln.<lb/> Ach HERR! wer kan doch bey dir, einer ewigen<lb/> Glut, wohnen? Wann du nach deiner Gerechtigkeit<lb/> wollteſt mit uns reden in deinem Zorn, und uns<lb/> ſtraffen in deinem Grimm: Wer wollte alsdann<lb/> für dir beſtehen? Und wann deine ſtrenge Gerech-<lb/> tigkeit wollte Raach üben, ſo würde ich vergehen<lb/> wie Heu und Stoppeln vor einer Glut, und wie<lb/> Wachs vor der Sonne. Ach HErr, ſtraff mich<lb/> nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in<lb/> deinem Grimm, ſondern ſey mir gnädig um<lb/> Chriſti willen. Rede mit mir durch dein Wort,<lb/> ehe du mit mir redeſt durch deine gerechte Stra-<lb/> fen. Rede mit mir durch deine Diener, ehe du<lb/> mit mir redeſt vor deinem ſtrengen Gericht. Ich<lb/> will gern gehorchen, weil mir meine Sünden leyd<lb/> ſeynd, und mir meine Seligkeit lieb iſt. Ich<lb/> will gern folgen, weil du mir durch dein Wort ruf-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">feſt:</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0345]
Die geprüffte Heiligung.
trettung bekennen. Ach HERR! wer kan mer-
cken, wie offt er fehlet; und wie kan ich zählen
und erzehlen, wie offt ich auch wider andere Ge-
botte geſündiget? O gerechter GOTT! wann du
zürneſt, ſo gehet Dampf aus von ſeiner Naſen,
und ein verzehrend Feuer von deinem Munde; Du
biſt dem Sünder eine unerträgliche Glut, und dei-
ne Augen ſind ſo rein, daß ſie das Böſe nicht ſe-
hen können. Wir aber ſind allzumalen Sünder,
und mangeln des Ruhms, den wir vor dir haben
ſollen. Ich bin an Unbeſtändigkeit in meinem
Chriſtlichen Wandel, wie ein wanckendes Rohr,
und an Fruchtlosheit wie Heu und Stoppeln.
Ach HERR! wer kan doch bey dir, einer ewigen
Glut, wohnen? Wann du nach deiner Gerechtigkeit
wollteſt mit uns reden in deinem Zorn, und uns
ſtraffen in deinem Grimm: Wer wollte alsdann
für dir beſtehen? Und wann deine ſtrenge Gerech-
tigkeit wollte Raach üben, ſo würde ich vergehen
wie Heu und Stoppeln vor einer Glut, und wie
Wachs vor der Sonne. Ach HErr, ſtraff mich
nicht in deinem Zorn, und züchtige mich nicht in
deinem Grimm, ſondern ſey mir gnädig um
Chriſti willen. Rede mit mir durch dein Wort,
ehe du mit mir redeſt durch deine gerechte Stra-
fen. Rede mit mir durch deine Diener, ehe du
mit mir redeſt vor deinem ſtrengen Gericht. Ich
will gern gehorchen, weil mir meine Sünden leyd
ſeynd, und mir meine Seligkeit lieb iſt. Ich
will gern folgen, weil du mir durch dein Wort ruf-
feſt:
X 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |