Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die geprüffte Heiligung.
entdeckt vor deinen Augen. Ich komme auch
nicht, meine Sünden zu verhälen: Dann ich weiß,
daß es mir nicht würde gelingen, und daß ich als-
dann viel eher den Fluch als den Segen würde da-
von tragen. Sondern ich komme in kindlicher
Aufrichtigkeit, mein Hertz vor dir offen zu legen.
Ich klage mich selbst an, daß mich mein Gewissen
nicht dermaleins anklage vor deinem strengen Ge-
richt, da kein Verbessern mehr hilfft. Ach GOtt!
durchsuche mich wohl, und führe mich in die al-
lerverborgenste Winckel meines Hertzens, daß ich
mit eröffneten Augen des Verstandes die Greuel
der Sünden möge sehen. Ach zerknirsche mit dem
Hammer deines Worts mein Felsen-hartes Hertz,
mit welchem ich schon so viel zu thun gehabt ha-
be, und es dennoch noch nicht bringen können
zu einer solchen Zerschlagenheit und Bußfertigkeit,
wie ich gerne wollte und sollte. Zermalme das
eiserne Bild der eingebildeten Gerechtigkeit, daß es
wie Staub und Asche vor dir liege. Mein Hertz
muß empfindlich seyn, wann es dir anders soll an-
genehm seyn. Es muß zerknirscht seyn, wann ich
anders von dir will Gnade und Hülffe hoffen. Ach
GOtt! das Werck wird mir allein zu schwer, und mei-
ne Privat-Vorbereitungen sind nur Vorbereitun-
gen gewesen zu der öffentlichen Vorbereitung.
Gieb du den besten Nachdruck, daß ich sehe, mit
was für einem heiligen GOTT ich es zu thun ha-
be, was ich für ein schnöder Sünder bin, und
was ich für Gnade und Trost zu gewarten habe.

Ja

Die geprüffte Heiligung.
entdeckt vor deinen Augen. Ich komme auch
nicht, meine Sünden zu verhälen: Dann ich weiß,
daß es mir nicht würde gelingen, und daß ich als-
dann viel eher den Fluch als den Segen würde da-
von tragen. Sondern ich komme in kindlicher
Aufrichtigkeit, mein Hertz vor dir offen zu legen.
Ich klage mich ſelbſt an, daß mich mein Gewiſſen
nicht dermaleins anklage vor deinem ſtrengen Ge-
richt, da kein Verbeſſern mehr hilfft. Ach GOtt!
durchſuche mich wohl, und führe mich in die al-
lerverborgenſte Winckel meines Hertzens, daß ich
mit eröffneten Augen des Verſtandes die Greuel
der Sünden möge ſehen. Ach zerknirſche mit dem
Hammer deines Worts mein Felſen-hartes Hertz,
mit welchem ich ſchon ſo viel zu thun gehabt ha-
be, und es dennoch noch nicht bringen können
zu einer ſolchen Zerſchlagenheit und Bußfertigkeit,
wie ich gerne wollte und ſollte. Zermalme das
eiſerne Bild der eingebildeten Gerechtigkeit, daß es
wie Staub und Aſche vor dir liege. Mein Hertz
muß empfindlich ſeyn, wann es dir anders ſoll an-
genehm ſeyn. Es muß zerknirſcht ſeyn, wann ich
anders von dir will Gnade und Hülffe hoffen. Ach
GOtt! das Werck wird mir allein zu ſchwer, und mei-
ne Privat-Vorbereitungen ſind nur Vorbereitun-
gen geweſen zu der öffentlichen Vorbereitung.
Gieb du den beſten Nachdruck, daß ich ſehe, mit
was für einem heiligen GOTT ich es zu thun ha-
be, was ich für ein ſchnöder Sünder bin, und
was ich für Gnade und Troſt zu gewarten habe.

Ja
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0341" n="319"/><fw place="top" type="header">Die geprüffte Heiligung.</fw><lb/>
entdeckt vor deinen Augen. Ich komme auch<lb/>
nicht, meine Sünden zu verhälen: Dann ich weiß,<lb/>
daß es mir nicht würde gelingen, und daß ich als-<lb/>
dann viel eher den Fluch als den Segen würde da-<lb/>
von tragen. Sondern ich komme in kindlicher<lb/>
Aufrichtigkeit, mein Hertz vor dir offen zu legen.<lb/>
Ich klage mich &#x017F;elb&#x017F;t an, daß mich mein Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht dermaleins anklage vor deinem &#x017F;trengen Ge-<lb/>
richt, da kein Verbe&#x017F;&#x017F;ern mehr hilfft. Ach GOtt!<lb/>
durch&#x017F;uche mich wohl, und führe mich in die al-<lb/>
lerverborgen&#x017F;te Winckel meines Hertzens, daß ich<lb/>
mit eröffneten Augen des Ver&#x017F;tandes die Greuel<lb/>
der Sünden möge &#x017F;ehen. Ach zerknir&#x017F;che mit dem<lb/>
Hammer deines Worts mein Fel&#x017F;en-hartes Hertz,<lb/>
mit welchem ich &#x017F;chon &#x017F;o viel zu thun gehabt ha-<lb/>
be, und es dennoch noch nicht bringen können<lb/>
zu einer &#x017F;olchen Zer&#x017F;chlagenheit und Bußfertigkeit,<lb/>
wie ich gerne wollte und &#x017F;ollte. Zermalme das<lb/>
ei&#x017F;erne Bild der eingebildeten Gerechtigkeit, daß es<lb/>
wie Staub und A&#x017F;che vor dir liege. Mein Hertz<lb/>
muß empfindlich &#x017F;eyn, wann es dir anders &#x017F;oll an-<lb/>
genehm &#x017F;eyn. Es muß zerknir&#x017F;cht &#x017F;eyn, wann ich<lb/>
anders von dir will Gnade und Hülffe hoffen. Ach<lb/>
GOtt! das Werck wird mir allein zu &#x017F;chwer, und mei-<lb/>
ne Privat-Vorbereitungen &#x017F;ind nur Vorbereitun-<lb/>
gen gewe&#x017F;en zu der öffentlichen Vorbereitung.<lb/>
Gieb du den be&#x017F;ten Nachdruck, daß ich &#x017F;ehe, mit<lb/>
was für einem heiligen GOTT ich es zu thun ha-<lb/>
be, was ich für ein &#x017F;chnöder Sünder bin, und<lb/>
was ich für Gnade und Tro&#x017F;t zu gewarten habe.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0341] Die geprüffte Heiligung. entdeckt vor deinen Augen. Ich komme auch nicht, meine Sünden zu verhälen: Dann ich weiß, daß es mir nicht würde gelingen, und daß ich als- dann viel eher den Fluch als den Segen würde da- von tragen. Sondern ich komme in kindlicher Aufrichtigkeit, mein Hertz vor dir offen zu legen. Ich klage mich ſelbſt an, daß mich mein Gewiſſen nicht dermaleins anklage vor deinem ſtrengen Ge- richt, da kein Verbeſſern mehr hilfft. Ach GOtt! durchſuche mich wohl, und führe mich in die al- lerverborgenſte Winckel meines Hertzens, daß ich mit eröffneten Augen des Verſtandes die Greuel der Sünden möge ſehen. Ach zerknirſche mit dem Hammer deines Worts mein Felſen-hartes Hertz, mit welchem ich ſchon ſo viel zu thun gehabt ha- be, und es dennoch noch nicht bringen können zu einer ſolchen Zerſchlagenheit und Bußfertigkeit, wie ich gerne wollte und ſollte. Zermalme das eiſerne Bild der eingebildeten Gerechtigkeit, daß es wie Staub und Aſche vor dir liege. Mein Hertz muß empfindlich ſeyn, wann es dir anders ſoll an- genehm ſeyn. Es muß zerknirſcht ſeyn, wann ich anders von dir will Gnade und Hülffe hoffen. Ach GOtt! das Werck wird mir allein zu ſchwer, und mei- ne Privat-Vorbereitungen ſind nur Vorbereitun- gen geweſen zu der öffentlichen Vorbereitung. Gieb du den beſten Nachdruck, daß ich ſehe, mit was für einem heiligen GOTT ich es zu thun ha- be, was ich für ein ſchnöder Sünder bin, und was ich für Gnade und Troſt zu gewarten habe. Ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/341
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/341>, abgerufen am 27.11.2024.