Stimme hören: Sey getrost mein Sohn! (sey getrost meine Tochter!) dir sind dei- ne Sünden vergeben. Dann werde ich gerechtfertiget und geheiliget hinab gehen in meine Hütten, bis du mich auch der- maleins wirst verherrlichen und aufneh- men in die ewigen Hütten des Himmels, Amen! Amen.
HERR! HERR! darff ich schnöder und un- würdiger Sünder mich erkühnen, vor deine allerheiligste Augen zu kommen? Ach wo sollt ich sonst hin, Ruhe zu finden für mein geängstigtes Gewissen! Ich weiß ja sonst keinen Trost noch Rath, weder im Himmel noch auf Erden. Willt du mich verstossen, o GOtt! so bin ich armer Sünder die allerelendeste Creatur unter der Son- nen: Sollte ich nicht vor deine Augen kommen, so würde ich die Hölle auf Erden haben, und mein Leben würde mir ein lebendiger Tod seyn, wann ich noch länger in deiner Ungnade und Zorn sollte leben. O grosser GOtt! gedencke doch was du bist, und was ich bin: Du ein gnädiger GOtt, und ich ein bußfertiger Sünder. Willt du dann, o starcker GOtt! streiten wider ein rauschendes Blat? Sollen die Strahlen deiner Ungnade, fallen auf dürres Stroh und Heu? O ewige Glut! willt du mit deiner Donner - Stimme mich zitterndes Kind in meiner Sünden-Angst
noch
Gebett um Prüffung der Buſſe.
Stimme hören: Sey getroſt mein Sohn! (ſey getroſt meine Tochter!) dir ſind dei- ne Sünden vergeben. Dann werde ich gerechtfertiget und geheiliget hinab gehen in meine Hütten, bis du mich auch der- maleins wirſt verherrlichen und aufneh- men in die ewigen Hütten des Himmels, Amen! Amen.
HERR! HERR! darff ich ſchnöder und un- würdiger Sünder mich erkühnen, vor deine allerheiligſte Augen zu kommen? Ach wo ſollt ich ſonſt hin, Ruhe zu finden für mein geängſtigtes Gewiſſen! Ich weiß ja ſonſt keinen Troſt noch Rath, weder im Himmel noch auf Erden. Willt du mich verſtoſſen, o GOtt! ſo bin ich armer Sünder die allerelendeſte Creatur unter der Son- nen: Sollte ich nicht vor deine Augen kommen, ſo würde ich die Hölle auf Erden haben, und mein Leben würde mir ein lebendiger Tod ſeyn, wann ich noch länger in deiner Ungnade und Zorn ſollte leben. O groſſer GOtt! gedencke doch was du biſt, und was ich bin: Du ein gnädiger GOtt, und ich ein bußfertiger Sünder. Willt du dann, o ſtarcker GOtt! ſtreiten wider ein rauſchendes Blat? Sollen die Strahlen deiner Ungnade, fallen auf dürres Stroh und Heu? O ewige Glut! willt du mit deiner Donner - Stimme mich zitterndes Kind in meiner Sünden-Angſt
noch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0322"n="300"/><fwplace="top"type="header">Gebett um Prüffung der Buſſe.</fw><lb/>
Stimme hören: Sey getroſt mein Sohn!<lb/>
(ſey getroſt meine Tochter!) dir ſind dei-<lb/>
ne Sünden vergeben. Dann werde ich<lb/>
gerechtfertiget und geheiliget hinab gehen<lb/>
in meine Hütten, bis du mich auch der-<lb/>
maleins wirſt verherrlichen und aufneh-<lb/>
men in die ewigen Hütten des Himmels,<lb/>
Amen! Amen.</p><lb/><p><hirendition="#in">H</hi>ERR! HERR! darff ich ſchnöder und un-<lb/>
würdiger Sünder mich erkühnen, vor deine<lb/>
allerheiligſte Augen zu kommen? Ach wo ſollt ich<lb/>ſonſt hin, Ruhe zu finden für mein geängſtigtes<lb/>
Gewiſſen! Ich weiß ja ſonſt keinen Troſt noch<lb/>
Rath, weder im Himmel noch auf Erden. Willt<lb/>
du mich verſtoſſen, o GOtt! ſo bin ich armer<lb/>
Sünder die allerelendeſte Creatur unter der Son-<lb/>
nen: Sollte ich nicht vor deine Augen kommen,<lb/>ſo würde ich die Hölle auf Erden haben, und mein<lb/>
Leben würde mir ein lebendiger Tod ſeyn, wann<lb/>
ich noch länger in deiner Ungnade und Zorn ſollte<lb/>
leben. O groſſer GOtt! gedencke doch was du<lb/>
biſt, und was ich bin: Du ein gnädiger GOtt,<lb/>
und ich ein bußfertiger Sünder. Willt du dann,<lb/>
o ſtarcker GOtt! ſtreiten wider ein rauſchendes<lb/>
Blat? Sollen die Strahlen deiner Ungnade,<lb/>
fallen auf dürres Stroh und Heu? O ewige<lb/>
Glut! willt du mit deiner Donner - Stimme<lb/>
mich zitterndes Kind in meiner Sünden-Angſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">noch</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[300/0322]
Gebett um Prüffung der Buſſe.
Stimme hören: Sey getroſt mein Sohn!
(ſey getroſt meine Tochter!) dir ſind dei-
ne Sünden vergeben. Dann werde ich
gerechtfertiget und geheiliget hinab gehen
in meine Hütten, bis du mich auch der-
maleins wirſt verherrlichen und aufneh-
men in die ewigen Hütten des Himmels,
Amen! Amen.
HERR! HERR! darff ich ſchnöder und un-
würdiger Sünder mich erkühnen, vor deine
allerheiligſte Augen zu kommen? Ach wo ſollt ich
ſonſt hin, Ruhe zu finden für mein geängſtigtes
Gewiſſen! Ich weiß ja ſonſt keinen Troſt noch
Rath, weder im Himmel noch auf Erden. Willt
du mich verſtoſſen, o GOtt! ſo bin ich armer
Sünder die allerelendeſte Creatur unter der Son-
nen: Sollte ich nicht vor deine Augen kommen,
ſo würde ich die Hölle auf Erden haben, und mein
Leben würde mir ein lebendiger Tod ſeyn, wann
ich noch länger in deiner Ungnade und Zorn ſollte
leben. O groſſer GOtt! gedencke doch was du
biſt, und was ich bin: Du ein gnädiger GOtt,
und ich ein bußfertiger Sünder. Willt du dann,
o ſtarcker GOtt! ſtreiten wider ein rauſchendes
Blat? Sollen die Strahlen deiner Ungnade,
fallen auf dürres Stroh und Heu? O ewige
Glut! willt du mit deiner Donner - Stimme
mich zitterndes Kind in meiner Sünden-Angſt
noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/322>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.