abscheulich machen in deinen Augen, o heiliger GOtt! wo finde ich doch den Balsam, der die Wunden meiner Seelen heile? Wo finde ich die Wasser des Lebens, die meine matte Seele erqui- cken? Die Wasser im Jordan sind viel zu schlecht; und die Wasser in dem grossen Ocean sind viel zu gering, die häßliche Sünden-Gestalt abzuwaschen von meiner Seelen. Ach GOtt! deine Diener meynens gut mit mir; sie zeigen mir die eiternde Sünden-Wunden, und drücken das Geschwür auf, meine Seele zu genesen. Doch sagen sie mir kaum den tausenden Theil von denen Legionen Sünden, die ich begangen habe. Ach daß ich doch recht in mich gehen möchte, meine Sünden zu erkennen, und mit wahren Buß-Thränen zu bereuen; Ach GOtt! hier ist das Sünden-volle Hertz, das stei- nerne Hertz, das unempfindliche Hertz! hier liegt die Sünde, das stinckende Ubel, das mich so ver- haßt macht in deinen Augen. Zermalme es, so lang bis es ein Opffer werde, das dir wohl ge- falle: Reiß übern Hauffen die Bollwercke, wor- inn sich die Sünde verschantzet: Ziehe meinem be- trüglichen Hertzen die Larve der Entschuldigung weg, wodurch es seine Lafter will zu Tugenden machen, daß ich die schändliche Sünden-Blösse recht sehe, und mich schäme vor dir dem heiligen GOtt, vor deinen heiligen Engeln und vor allen Frommen: Daß ich mich betrübe, weil ich deine grosse Wohlthaten mit so schnödem Undanck ver- golten hab: Daß ich mit dem armen Zöllner an
meine
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Gebett um Prüffung der Buſſe.
abſcheulich machen in deinen Augen, o heiliger GOtt! wo finde ich doch den Balſam, der die Wunden meiner Seelen heile? Wo finde ich die Waſſer des Lebens, die meine matte Seele erqui- cken? Die Waſſer im Jordan ſind viel zu ſchlecht; und die Waſſer in dem groſſen Ocean ſind viel zu gering, die häßliche Sünden-Geſtalt abzuwaſchen von meiner Seelen. Ach GOtt! deine Diener meynens gut mit mir; ſie zeigen mir die eiternde Sünden-Wunden, und drücken das Geſchwür auf, meine Seele zu geneſen. Doch ſagen ſie mir kaum den tauſenden Theil von denen Legionen Sünden, die ich begangen habe. Ach daß ich doch recht in mich gehen möchte, meine Sünden zu erkennen, und mit wahren Buß-Thränen zu bereuen; Ach GOtt! hier iſt das Sünden-volle Hertz, das ſtei- nerne Hertz, das unempfindliche Hertz! hier liegt die Sünde, das ſtinckende Ubel, das mich ſo ver- haßt macht in deinen Augen. Zermalme es, ſo lang bis es ein Opffer werde, das dir wohl ge- falle: Reiß übern Hauffen die Bollwercke, wor- inn ſich die Sünde verſchantzet: Ziehe meinem be- trüglichen Hertzen die Larve der Entſchuldigung weg, wodurch es ſeine Lafter will zu Tugenden machen, daß ich die ſchändliche Sünden-Blöſſe recht ſehe, und mich ſchäme vor dir dem heiligen GOtt, vor deinen heiligen Engeln und vor allen Frommen: Daß ich mich betrübe, weil ich deine groſſe Wohlthaten mit ſo ſchnödem Undanck ver- golten hab: Daß ich mit dem armen Zöllner an
meine
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Gebett um Prüffung der Buſſe.
abſcheulich machen in deinen Augen, o heiliger
GOtt! wo finde ich doch den Balſam, der die
Wunden meiner Seelen heile? Wo finde ich die
Waſſer des Lebens, die meine matte Seele erqui-
cken? Die Waſſer im Jordan ſind viel zu ſchlecht;
und die Waſſer in dem groſſen Ocean ſind viel zu
gering, die häßliche Sünden-Geſtalt abzuwaſchen
von meiner Seelen. Ach GOtt! deine Diener
meynens gut mit mir; ſie zeigen mir die eiternde
Sünden-Wunden, und drücken das Geſchwür auf,
meine Seele zu geneſen. Doch ſagen ſie mir kaum
den tauſenden Theil von denen Legionen Sünden,
die ich begangen habe. Ach daß ich doch recht in
mich gehen möchte, meine Sünden zu erkennen,
und mit wahren Buß-Thränen zu bereuen; Ach
GOtt! hier iſt das Sünden-volle Hertz, das ſtei-
nerne Hertz, das unempfindliche Hertz! hier liegt
die Sünde, das ſtinckende Ubel, das mich ſo ver-
haßt macht in deinen Augen. Zermalme es, ſo
lang bis es ein Opffer werde, das dir wohl ge-
falle: Reiß übern Hauffen die Bollwercke, wor-
inn ſich die Sünde verſchantzet: Ziehe meinem be-
trüglichen Hertzen die Larve der Entſchuldigung
weg, wodurch es ſeine Lafter will zu Tugenden
machen, daß ich die ſchändliche Sünden-Blöſſe
recht ſehe, und mich ſchäme vor dir dem heiligen
GOtt, vor deinen heiligen Engeln und vor allen
Frommen: Daß ich mich betrübe, weil ich deine
groſſe Wohlthaten mit ſo ſchnödem Undanck ver-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/317>, abgerufen am 22.07.2024.
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