dir auf tausend nicht eins antworten. Ach wie ein unrein Massa und Klumpen bin ich! Wie bin ich durch das tödtliche Gifft der Erbsünde so jämmerlich an Leib und Seel verderbet. Siehe, ich bin aus sünd- lichem Saamen gezeuget, und meine Mut- ter hat mich in Sünden empfangen. Vom Haupt bis auf die Fußsohlen ist nichts ge- sundes an mir. Ach HErr! wer will einen Reinen finden bey denen, da keiner rein ist? Ach ich bin ein böser Zweig aus einem gifftigen Baum, ja alle meine Kräffte sind verderbet, mein Verstand ist verfinstert, mein Wille ist dir widerspenstig. Ich er- kenne dich nicht recht, ich liebe dich nicht von Hertzen, ich vertraue dir nicht gäntz- lich, meines Hertzens Dichten und Trach- ten ist böse von Jugend auf immerdar. Wie ein Brunn sein Wasser quillet, so quillet mein Hertz die Sünde. Da gehet heraus Verachtung, Lästerung, Hoffart, Lügen, eigene Liebe und Ehre, Ungehorsam, Feind- schafft, Zorn, Rachgier, Ungedult, Un- zucht, Ungerechtigkeit, Geitz, allerley
böse
Gebett um wahre Buſſe
dir auf tauſend nicht eins antworten. Ach wie ein unrein Maſſa und Klumpen bin ich! Wie bin ich durch das tödtliche Gifft der Erbſünde ſo jämmerlich an Leib und Seel verderbet. Siehe, ich bin aus ſünd- lichem Saamen gezeuget, und meine Mut- ter hat mich in Sünden empfangen. Vom Haupt bis auf die Fußſohlen iſt nichts ge- ſundes an mir. Ach HErr! wer will einen Reinen finden bey denen, da keiner rein iſt? Ach ich bin ein böſer Zweig aus einem gifftigen Baum, ja alle meine Kräffte ſind verderbet, mein Verſtand iſt verfinſtert, mein Wille iſt dir widerſpenſtig. Ich er- kenne dich nicht recht, ich liebe dich nicht von Hertzen, ich vertraue dir nicht gäntz- lich, meines Hertzens Dichten und Trach- ten iſt böſe von Jugend auf immerdar. Wie ein Brunn ſein Waſſer quillet, ſo quillet mein Hertz die Sünde. Da gehet heraus Verachtung, Läſterung, Hoffart, Lügen, eigene Liebe und Ehre, Ungehorſam, Feind- ſchafft, Zorn, Rachgier, Ungedult, Un- zucht, Ungerechtigkeit, Geitz, allerley
böſe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0304"n="282"/><fwplace="top"type="header">Gebett um wahre Buſſe</fw><lb/>
dir auf tauſend nicht eins antworten. Ach<lb/>
wie ein unrein Maſſa und Klumpen bin<lb/>
ich! Wie bin ich durch das tödtliche Gifft<lb/>
der Erbſünde ſo jämmerlich an Leib und<lb/>
Seel verderbet. Siehe, ich bin aus ſünd-<lb/>
lichem Saamen gezeuget, und meine Mut-<lb/>
ter hat mich in Sünden empfangen. Vom<lb/>
Haupt bis auf die Fußſohlen iſt nichts ge-<lb/>ſundes an mir. Ach HErr! wer will einen<lb/>
Reinen finden bey denen, da keiner rein<lb/>
iſt? Ach ich bin ein böſer Zweig aus einem<lb/>
gifftigen Baum, ja alle meine Kräffte ſind<lb/>
verderbet, mein Verſtand iſt verfinſtert,<lb/>
mein Wille iſt dir widerſpenſtig. Ich er-<lb/>
kenne dich nicht recht, ich liebe dich nicht<lb/>
von Hertzen, ich vertraue dir nicht gäntz-<lb/>
lich, meines Hertzens Dichten und Trach-<lb/>
ten iſt böſe von Jugend auf immerdar. Wie<lb/>
ein Brunn ſein Waſſer quillet, ſo quillet<lb/>
mein Hertz die Sünde. Da gehet heraus<lb/>
Verachtung, Läſterung, Hoffart, Lügen,<lb/>
eigene Liebe und Ehre, Ungehorſam, Feind-<lb/>ſchafft, Zorn, Rachgier, Ungedult, Un-<lb/>
zucht, Ungerechtigkeit, Geitz, allerley<lb/><fwplace="bottom"type="catch">böſe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[282/0304]
Gebett um wahre Buſſe
dir auf tauſend nicht eins antworten. Ach
wie ein unrein Maſſa und Klumpen bin
ich! Wie bin ich durch das tödtliche Gifft
der Erbſünde ſo jämmerlich an Leib und
Seel verderbet. Siehe, ich bin aus ſünd-
lichem Saamen gezeuget, und meine Mut-
ter hat mich in Sünden empfangen. Vom
Haupt bis auf die Fußſohlen iſt nichts ge-
ſundes an mir. Ach HErr! wer will einen
Reinen finden bey denen, da keiner rein
iſt? Ach ich bin ein böſer Zweig aus einem
gifftigen Baum, ja alle meine Kräffte ſind
verderbet, mein Verſtand iſt verfinſtert,
mein Wille iſt dir widerſpenſtig. Ich er-
kenne dich nicht recht, ich liebe dich nicht
von Hertzen, ich vertraue dir nicht gäntz-
lich, meines Hertzens Dichten und Trach-
ten iſt böſe von Jugend auf immerdar. Wie
ein Brunn ſein Waſſer quillet, ſo quillet
mein Hertz die Sünde. Da gehet heraus
Verachtung, Läſterung, Hoffart, Lügen,
eigene Liebe und Ehre, Ungehorſam, Feind-
ſchafft, Zorn, Rachgier, Ungedult, Un-
zucht, Ungerechtigkeit, Geitz, allerley
böſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/304>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.