Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Der andächtige Christ betet
und laß mich deinem Schutz, deiner Liebe und
Gnade fernerhin befohlen seyn. Sey Lob und
Ehr dem höchsten Gut, dem Vatter aller Güte;
dem GOtt, der alle Wunder thut, dem GOtt, der
mein Gemüthe mit seinem reichen Trost erfüllt; dem
GOtt, der allen Jammer stillt: gebt unserm GOtt
die Ehre! Amen.

Gesang.
Mel.
O GOtt! du frommer GOtt, etc.

WJe ist mein Hertz erfreut, wenn es vergnügt bedencket, wie
viel mir GOttes Hand in diesem Jahr geschencket, wie er
mich hat versorgt, und vätterlich bewahrt, und mich ge-
sund und wohl bis diese Stund verspahrt.

2. Wie kan ich solche Gnad, mein Vatter! gnugsam preisen?
ach! könnt mein froher Geist recht danckbar sich erweisen! o daß
doch all mein Blut wie eine Zunge wär, und jeder Aderschlag
erhübe deine Ehr.

3. Viel Gutes hast du mir in diesem Jahr erzeiget, und dei-
nen Segens-Strom mir reichlich zugeneiget, an Nothdurfft,
Speis und Tranck hats niemal mir gefehlt, doch sind die Ster-
nen eh, als deine Güt, gezählt.

4. Wie ist mein Hertz betrübt, wenn ich dabey erwäge, und vor
dir, treuer GOtt! bußfertig überlege, wie ich so undanckbar da-
vor gewesen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JEsu Sinn.

5. Denn, ach! die Sünden-Last liegt mir auf meinem Hertzen,
ach! die genoß'ne Lust bringt jetzo bittre Schmertzen, daß ich ge-
sündigt hab, ach leyder! tausendmal, was sag ich tausendmal, so
offt und ohne Zahl.

6. Du wirst jedoch, mein GOtt! dieselbe mir verzeihen, und
mir zur Besserung vom Himmel Gnad verleihen; nimm weg die
Schuld und Straf, vertilg sie gantz und gar, und straf deswegen
nicht mich in dem neuen Jahr.

7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum ergeben, die Seele
samt dem Leib, Verstand, Sinn, Geist und Leben, ach! schließ
die Meinige in deine Vorsorg ein, und lasse, was ich hab, dir
auch empfohlen seyn.

8. Beschütze ferner mich! und gieb mir deinen Segen, erhalte
was ich hab, sey bey mir, und hingegen wend ab des Unglücks
Sturm, und bleibe stets mein GOtt, und habe Acht auf mich
im Leben, Noth und Tod.

9. So

Der andächtige Chriſt betet
und laß mich deinem Schutz, deiner Liebe und
Gnade fernerhin befohlen ſeyn. Sey Lob und
Ehr dem höchſten Gut, dem Vatter aller Güte;
dem GOtt, der alle Wunder thut, dem GOtt, der
mein Gemüthe mit ſeinem reichen Troſt erfüllt; dem
GOtt, der allen Jammer ſtillt: gebt unſerm GOtt
die Ehre! Amen.

Geſang.
Mel.
O GOtt! du frommer GOtt, ꝛc.

WJe iſt mein Hertz erfreut, wenn es vergnügt bedencket, wie
viel mir GOttes Hand in dieſem Jahr geſchencket, wie er
mich hat verſorgt, und vätterlich bewahrt, und mich ge-
ſund und wohl bis dieſe Stund verſpahrt.

2. Wie kan ich ſolche Gnad, mein Vatter! gnugſam preiſen?
ach! könnt mein froher Geiſt recht danckbar ſich erweiſen! o daß
doch all mein Blut wie eine Zunge wär, und jeder Aderſchlag
erhübe deine Ehr.

3. Viel Gutes haſt du mir in dieſem Jahr erzeiget, und dei-
nen Segens-Strom mir reichlich zugeneiget, an Nothdurfft,
Speis und Tranck hats niemal mir gefehlt, doch ſind die Ster-
nen eh, als deine Güt, gezählt.

4. Wie iſt mein Hertz betrübt, wenn ich dabey erwäge, und vor
dir, treuer GOtt! bußfertig überlege, wie ich ſo undanckbar da-
vor geweſen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JEſu Sinn.

5. Denn, ach! die Sünden-Laſt liegt mir auf meinem Hertzen,
ach! die genoß’ne Luſt bringt jetzo bittre Schmertzen, daß ich ge-
ſündigt hab, ach leyder! tauſendmal, was ſag ich tauſendmal, ſo
offt und ohne Zahl.

6. Du wirſt jedoch, mein GOtt! dieſelbe mir verzeihen, und
mir zur Beſſerung vom Himmel Gnad verleihen; nimm weg die
Schuld und Straf, vertilg ſie gantz und gar, und ſtraf deswegen
nicht mich in dem neuen Jahr.

7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum ergeben, die Seele
ſamt dem Leib, Verſtand, Sinn, Geiſt und Leben, ach! ſchließ
die Meinige in deine Vorſorg ein, und laſſe, was ich hab, dir
auch empfohlen ſeyn.

8. Beſchütze ferner mich! und gieb mir deinen Segen, erhalte
was ich hab, ſey bey mir, und hingegen wend ab des Unglücks
Sturm, und bleibe ſtets mein GOtt, und habe Acht auf mich
im Leben, Noth und Tod.

9. So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0244" n="222"/><fw place="top" type="header">Der andächtige Chri&#x017F;t betet</fw><lb/>
und laß mich deinem Schutz, deiner Liebe und<lb/>
Gnade fernerhin befohlen &#x017F;eyn. Sey Lob und<lb/>
Ehr dem höch&#x017F;ten Gut, dem Vatter aller Güte;<lb/>
dem GOtt, der alle Wunder thut, dem GOtt, der<lb/>
mein Gemüthe mit &#x017F;einem reichen Tro&#x017F;t erfüllt; dem<lb/>
GOtt, der allen Jammer &#x017F;tillt: gebt un&#x017F;erm GOtt<lb/>
die Ehre! Amen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ang.<lb/>
Mel.</hi> O GOtt! du frommer GOtt, &#xA75B;c.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Je i&#x017F;t mein Hertz erfreut, wenn es vergnügt bedencket, wie<lb/>
viel mir GOttes Hand in die&#x017F;em Jahr ge&#x017F;chencket, wie er<lb/>
mich hat ver&#x017F;orgt, und vätterlich bewahrt, und mich ge-<lb/>
&#x017F;und und wohl bis die&#x017F;e Stund ver&#x017F;pahrt.</p><lb/>
            <p>2. Wie kan ich &#x017F;olche Gnad, mein Vatter! gnug&#x017F;am prei&#x017F;en?<lb/>
ach! könnt mein froher Gei&#x017F;t recht danckbar &#x017F;ich erwei&#x017F;en! o daß<lb/>
doch all mein Blut wie eine Zunge wär, und jeder Ader&#x017F;chlag<lb/>
erhübe deine Ehr.</p><lb/>
            <p>3. Viel Gutes ha&#x017F;t du mir in die&#x017F;em Jahr erzeiget, und dei-<lb/>
nen Segens-Strom mir reichlich zugeneiget, an Nothdurfft,<lb/>
Speis und Tranck hats niemal mir gefehlt, doch &#x017F;ind die Ster-<lb/>
nen eh, als deine Güt, gezählt.</p><lb/>
            <p>4. Wie i&#x017F;t mein Hertz betrübt, wenn ich dabey erwäge, und vor<lb/>
dir, treuer GOtt! bußfertig überlege, wie ich &#x017F;o undanckbar da-<lb/>
vor gewe&#x017F;en bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JE&#x017F;u Sinn.</p><lb/>
            <p>5. Denn, ach! die Sünden-La&#x017F;t liegt mir auf meinem Hertzen,<lb/>
ach! die genoß&#x2019;ne Lu&#x017F;t bringt jetzo bittre Schmertzen, daß ich ge-<lb/>
&#x017F;ündigt hab, ach leyder! tau&#x017F;endmal, was &#x017F;ag ich tau&#x017F;endmal, &#x017F;o<lb/>
offt und ohne Zahl.</p><lb/>
            <p>6. Du wir&#x017F;t jedoch, mein GOtt! die&#x017F;elbe mir verzeihen, und<lb/>
mir zur Be&#x017F;&#x017F;erung vom Himmel Gnad verleihen; nimm weg die<lb/>
Schuld und Straf, vertilg &#x017F;ie gantz und gar, und &#x017F;traf deswegen<lb/>
nicht mich in dem neuen Jahr.</p><lb/>
            <p>7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum ergeben, die Seele<lb/>
&#x017F;amt dem Leib, Ver&#x017F;tand, Sinn, Gei&#x017F;t und Leben, ach! &#x017F;chließ<lb/>
die Meinige in deine Vor&#x017F;org ein, und la&#x017F;&#x017F;e, was ich hab, dir<lb/>
auch empfohlen &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>8. Be&#x017F;chütze ferner mich! und gieb mir deinen Segen, erhalte<lb/>
was ich hab, &#x017F;ey bey mir, und hingegen wend ab des Unglücks<lb/>
Sturm, und bleibe &#x017F;tets mein GOtt, und habe Acht auf mich<lb/>
im Leben, Noth und Tod.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">9. So</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0244] Der andächtige Chriſt betet und laß mich deinem Schutz, deiner Liebe und Gnade fernerhin befohlen ſeyn. Sey Lob und Ehr dem höchſten Gut, dem Vatter aller Güte; dem GOtt, der alle Wunder thut, dem GOtt, der mein Gemüthe mit ſeinem reichen Troſt erfüllt; dem GOtt, der allen Jammer ſtillt: gebt unſerm GOtt die Ehre! Amen. Geſang. Mel. O GOtt! du frommer GOtt, ꝛc. WJe iſt mein Hertz erfreut, wenn es vergnügt bedencket, wie viel mir GOttes Hand in dieſem Jahr geſchencket, wie er mich hat verſorgt, und vätterlich bewahrt, und mich ge- ſund und wohl bis dieſe Stund verſpahrt. 2. Wie kan ich ſolche Gnad, mein Vatter! gnugſam preiſen? ach! könnt mein froher Geiſt recht danckbar ſich erweiſen! o daß doch all mein Blut wie eine Zunge wär, und jeder Aderſchlag erhübe deine Ehr. 3. Viel Gutes haſt du mir in dieſem Jahr erzeiget, und dei- nen Segens-Strom mir reichlich zugeneiget, an Nothdurfft, Speis und Tranck hats niemal mir gefehlt, doch ſind die Ster- nen eh, als deine Güt, gezählt. 4. Wie iſt mein Hertz betrübt, wenn ich dabey erwäge, und vor dir, treuer GOtt! bußfertig überlege, wie ich ſo undanckbar da- vor geweſen bin, und daß ich nicht gelebt nach meines JEſu Sinn. 5. Denn, ach! die Sünden-Laſt liegt mir auf meinem Hertzen, ach! die genoß’ne Luſt bringt jetzo bittre Schmertzen, daß ich ge- ſündigt hab, ach leyder! tauſendmal, was ſag ich tauſendmal, ſo offt und ohne Zahl. 6. Du wirſt jedoch, mein GOtt! dieſelbe mir verzeihen, und mir zur Beſſerung vom Himmel Gnad verleihen; nimm weg die Schuld und Straf, vertilg ſie gantz und gar, und ſtraf deswegen nicht mich in dem neuen Jahr. 7. Ich will mich dir hiemit zum Eigenthum ergeben, die Seele ſamt dem Leib, Verſtand, Sinn, Geiſt und Leben, ach! ſchließ die Meinige in deine Vorſorg ein, und laſſe, was ich hab, dir auch empfohlen ſeyn. 8. Beſchütze ferner mich! und gieb mir deinen Segen, erhalte was ich hab, ſey bey mir, und hingegen wend ab des Unglücks Sturm, und bleibe ſtets mein GOtt, und habe Acht auf mich im Leben, Noth und Tod. 9. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/244
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/244>, abgerufen am 23.07.2024.