wäre vorlängst verloschen, wo deine Güte nicht neues Oel und neue Krafft zugegossen hätte; deine Barmhertzigkeit und Treu hat mich auch heute begleitet auf allen meinen Wegen: Jene hat viel Böses abgewandt, das mich hätte treffen können: Und diese hat mir viel Gutes zugewandt. Wie die Sonne alle Morgen aufgehet und sich nicht müde scheinet, also wird auch deine Gnaden - Sonne nicht müde mich zu er- quicken.
Ach! so sey doch ferner gnädig, und werde des Erbarmens nicht müde, du unerschöpffliches Meer aller Barmhertzig- keit! laß immer ein Ströhmlein deiner Lie- be nach dem andern auf meine dürfftige Seele fliessen: Bleibe hinfort mein GOtt und Hort, mein Heyl und Theil, mein einziges höchstes Gut und mein Alles.
Mein Heyland! laß dein bitteres Lei- den mein Trost seyn: Laß es seyn wie ein Büschlein Myrrhen, das in meinem Her- tzen übernachte, und mich tröste wider alle Anklagungen meines Gewissens: Deine
am
L 2
am Freytage.
wäre vorlängſt verloſchen, wo deine Güte nicht neues Oel und neue Krafft zugegoſſen hätte; deine Barmhertzigkeit und Treu hat mich auch heute begleitet auf allen meinen Wegen: Jene hat viel Böſes abgewandt, das mich hätte treffen können: Und dieſe hat mir viel Gutes zugewandt. Wie die Sonne alle Morgen aufgehet und ſich nicht müde ſcheinet, alſo wird auch deine Gnaden - Sonne nicht müde mich zu er- quicken.
Ach! ſo ſey doch ferner gnädig, und werde des Erbarmens nicht müde, du unerſchöpffliches Meer aller Barmhertzig- keit! laß immer ein Ströhmlein deiner Lie- be nach dem andern auf meine dürfftige Seele flieſſen: Bleibe hinfort mein GOtt und Hort, mein Heyl und Theil, mein einziges höchſtes Gut und mein Alles.
Mein Heyland! laß dein bitteres Lei- den mein Troſt ſeyn: Laß es ſeyn wie ein Büſchlein Myrrhen, das in meinem Her- tzen übernachte, und mich tröſte wider alle Anklagungen meines Gewiſſens: Deine
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am Freytage.
wäre vorlängſt verloſchen, wo deine Güte
nicht neues Oel und neue Krafft zugegoſſen
hätte; deine Barmhertzigkeit und Treu hat
mich auch heute begleitet auf allen meinen
Wegen: Jene hat viel Böſes abgewandt,
das mich hätte treffen können: Und dieſe
hat mir viel Gutes zugewandt. Wie die
Sonne alle Morgen aufgehet und ſich
nicht müde ſcheinet, alſo wird auch deine
Gnaden - Sonne nicht müde mich zu er-
quicken.
Ach! ſo ſey doch ferner gnädig, und
werde des Erbarmens nicht müde, du
unerſchöpffliches Meer aller Barmhertzig-
keit! laß immer ein Ströhmlein deiner Lie-
be nach dem andern auf meine dürfftige
Seele flieſſen: Bleibe hinfort mein GOtt
und Hort, mein Heyl und Theil, mein
einziges höchſtes Gut und mein Alles.
Mein Heyland! laß dein bitteres Lei-
den mein Troſt ſeyn: Laß es ſeyn wie ein
Büſchlein Myrrhen, das in meinem Her-
tzen übernachte, und mich tröſte wider alle
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/185>, abgerufen am 27.11.2024.
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