gen verheissen hast: Selig sind die Sanfftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden GOttes Kinder heissen. Bezwinge in mir durch deinen Geist die wider diese Tugend aufsteigende Lust, damit ich als dein Kind glaube, lebe und sterbe, und dermaleins durch deine Gnade in die Häuser des Friedens ver- setzet werde. O Seele! schaue JEsum an, hier kanst du recht erkennen, was wahre Demuth heissen kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er stellet sich zum Muster dar: Wie JEsus nun gesinnet war, so sey du auch gesinnet. Das Böse sucht er alsobald mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt ihn schalt, ihn niemals wieder schelten: Er giebt es seinem Vatter hin, so sanfft ist deines JEsu Sinn; so sey du auch gesinnet, Amen.
Gesang.
Mel. Ach was soll ich Sünder machen, etc.
SJeh doch! wie mein Feind mich schmähet, grosser GOtt! ach höre doch! grosser GOtt! du lebst ja noch! Sieh, wie er mit mir umgehet, wie er tobet, rufft und schreyt, und mich fast für Zorn anspeyt.
2. Höre, HErr! ach hör sein Schelten! aber ach verleih mir Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver- gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.
3. Gieb, daß ich nicht wieder hasse, daß ich schweige, wenn er schilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich fasse, und ertrage als ein Christ, was dem Fleisch beschwerlich ist.
4. Hilff, daß ich ihn möge segnen, wenn er mir aufs schlimmste flucht, und nichts als mein Unglück sucht, und daß ich ihm mög be- gegnen, mit gelaßnem stillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.
5. Laß mich nur auf JEsum schauen, der da gar nicht wieder schalt, noch mit Vösem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.
6. Ach! laß deinen Geist mich stärcken, wenn mein Feind mir setzet zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken
sich
L
um Sanfftmuth.
gen verheiſſen haſt: Selig ſind die Sanfftmüthigen, denn ſie werden das Erdreich beſitzen. Selig ſind die Friedfertigen, denn ſie werden GOttes Kinder heiſſen. Bezwinge in mir durch deinen Geiſt die wider dieſe Tugend aufſteigende Luſt, damit ich als dein Kind glaube, lebe und ſterbe, und dermaleins durch deine Gnade in die Häuſer des Friedens ver- ſetzet werde. O Seele! ſchaue JEſum an, hier kanſt du recht erkennen, was wahre Demuth heiſſen kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er ſtellet ſich zum Muſter dar: Wie JEſus nun geſinnet war, ſo ſey du auch geſinnet. Das Böſe ſucht er alſobald mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt ihn ſchalt, ihn niemals wieder ſchelten: Er giebt es ſeinem Vatter hin, ſo ſanfft iſt deines JEſu Sinn; ſo ſey du auch geſinnet, Amen.
Geſang.
Mel. Ach was ſoll ich Sünder machen, ꝛc.
SJeh doch! wie mein Feind mich ſchmähet, groſſer GOtt! ach höre doch! groſſer GOtt! du lebſt ja noch! Sieh, wie er mit mir umgehet, wie er tobet, rufft und ſchreyt, und mich faſt für Zorn anſpeyt.
2. Höre, HErr! ach hör ſein Schelten! aber ach verleih mir Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver- gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.
3. Gieb, daß ich nicht wieder haſſe, daß ich ſchweige, wenn er ſchilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich faſſe, und ertrage als ein Chriſt, was dem Fleiſch beſchwerlich iſt.
4. Hilff, daß ich ihn möge ſegnen, wenn er mir aufs ſchlimmſte flucht, und nichts als mein Unglück ſucht, und daß ich ihm mög be- gegnen, mit gelaßnem ſtillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.
5. Laß mich nur auf JEſum ſchauen, der da gar nicht wieder ſchalt, noch mit Vöſem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.
6. Ach! laß deinen Geiſt mich ſtärcken, wenn mein Feind mir ſetzet zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken
ſich
L
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0183"n="161"/><fwplace="top"type="header">um Sanfftmuth.</fw><lb/>
gen verheiſſen haſt: Selig ſind die Sanfftmüthigen,<lb/>
denn ſie werden das Erdreich beſitzen. Selig ſind<lb/>
die Friedfertigen, denn ſie werden GOttes Kinder<lb/>
heiſſen. Bezwinge in mir durch deinen Geiſt die<lb/>
wider dieſe Tugend aufſteigende Luſt, damit ich als<lb/>
dein Kind glaube, lebe und ſterbe, und dermaleins<lb/>
durch deine Gnade in die Häuſer des Friedens ver-<lb/>ſetzet werde. O Seele! ſchaue JEſum an, hier<lb/>
kanſt du recht erkennen, was wahre Demuth heiſſen<lb/>
kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er ſtellet ſich<lb/>
zum Muſter dar: Wie JEſus nun geſinnet war, ſo<lb/>ſey du auch geſinnet. Das Böſe ſucht er alſobald<lb/>
mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt<lb/>
ihn ſchalt, ihn niemals wieder ſchelten: Er giebt es<lb/>ſeinem Vatter hin, ſo ſanfft iſt deines JEſu Sinn;<lb/>ſo ſey du auch geſinnet, Amen.</p></div><lb/><divn="3"><head>Geſang.</head></div><lb/><divn="3"><head>Mel. Ach was ſoll ich Sünder machen, ꝛc.</head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>Jeh doch! wie mein Feind mich ſchmähet, groſſer GOtt! ach<lb/>
höre doch! groſſer GOtt! du lebſt ja noch! Sieh, wie er mit<lb/>
mir umgehet, wie er tobet, rufft und ſchreyt, und mich faſt<lb/>
für Zorn anſpeyt.</p><lb/><p>2. Höre, HErr! ach hör ſein Schelten! aber ach verleih mir<lb/>
Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver-<lb/>
gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.</p><lb/><p>3. Gieb, daß ich nicht wieder haſſe, daß ich ſchweige, wenn er<lb/>ſchilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich faſſe, und<lb/>
ertrage als ein Chriſt, was dem Fleiſch beſchwerlich iſt.</p><lb/><p>4. Hilff, daß ich ihn möge ſegnen, wenn er mir aufs ſchlimmſte<lb/>
flucht, und nichts als mein Unglück ſucht, und daß ich ihm mög be-<lb/>
gegnen, mit gelaßnem ſtillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.</p><lb/><p>5. Laß mich nur auf JEſum ſchauen, der da gar nicht wieder ſchalt,<lb/>
noch mit Vöſem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich<lb/>
als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.</p><lb/><p>6. Ach! laß deinen Geiſt mich ſtärcken, wenn mein Feind mir ſetzet<lb/>
zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſich</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[161/0183]
um Sanfftmuth.
gen verheiſſen haſt: Selig ſind die Sanfftmüthigen,
denn ſie werden das Erdreich beſitzen. Selig ſind
die Friedfertigen, denn ſie werden GOttes Kinder
heiſſen. Bezwinge in mir durch deinen Geiſt die
wider dieſe Tugend aufſteigende Luſt, damit ich als
dein Kind glaube, lebe und ſterbe, und dermaleins
durch deine Gnade in die Häuſer des Friedens ver-
ſetzet werde. O Seele! ſchaue JEſum an, hier
kanſt du recht erkennen, was wahre Demuth heiſſen
kan, und was wir Sanfftmuth nennen, er ſtellet ſich
zum Muſter dar: Wie JEſus nun geſinnet war, ſo
ſey du auch geſinnet. Das Böſe ſucht er alſobald
mit Gutem zu vergelten, man hörte, wenn die Welt
ihn ſchalt, ihn niemals wieder ſchelten: Er giebt es
ſeinem Vatter hin, ſo ſanfft iſt deines JEſu Sinn;
ſo ſey du auch geſinnet, Amen.
Geſang.
Mel. Ach was ſoll ich Sünder machen, ꝛc.
SJeh doch! wie mein Feind mich ſchmähet, groſſer GOtt! ach
höre doch! groſſer GOtt! du lebſt ja noch! Sieh, wie er mit
mir umgehet, wie er tobet, rufft und ſchreyt, und mich faſt
für Zorn anſpeyt.
2. Höre, HErr! ach hör ſein Schelten! aber ach verleih mir
Gnad, daß ich niemals in der That, noch mit Worten mög ver-
gelten, was er wider mich ausübt, und mich auf das Blut betrübt.
3. Gieb, daß ich nicht wieder haſſe, daß ich ſchweige, wenn er
ſchilt, und für Gutes bös vergilt, daß ich in Gedult mich faſſe, und
ertrage als ein Chriſt, was dem Fleiſch beſchwerlich iſt.
4. Hilff, daß ich ihn möge ſegnen, wenn er mir aufs ſchlimmſte
flucht, und nichts als mein Unglück ſucht, und daß ich ihm mög be-
gegnen, mit gelaßnem ſtillem Muth, ob er mir gleich Unrecht thut.
5. Laß mich nur auf JEſum ſchauen, der da gar nicht wieder ſchalt,
noch mit Vöſem bös vergalt, und darinnen ihm nachgehen, daß ich
als ein GOttes-Kind ihn mit Sanfftmuth überwind.
6. Ach! laß deinen Geiſt mich ſtärcken, wenn mein Feind mir ſetzet
zu, daß ich ihm da Gutes thu, daß in meinen Wort und Wercken
ſich
L
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/183>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.