Eine erschreckliche Nacht war es, da ei- ne Hand dem Belsazar an der getünchten Wand sein Urtheil schrieb: Man hat dich gewogen und zu leicht gefunden; bewahre mich, mein GOtt! vor Völlerey, Wohl- lust und Sicherheit, daß ich nicht auch zu leicht gefunden und hinweg geraffet werde in der Mitte meiner Sünden, durch einen bösen und schnellen Tod.
Wie der Thau des Nachts Gideons Fell benetzte: So laß deinen Gnaden- Thau häuffig auf meine Seele fallen! wie des Rachts das Manna fiel, so laß auch das Wort deines Trostes auf mein mattes Hertz fallen, und meinen müden Geist er- quicken: Und laß mich auch des Nachts, wann ich aufwache, an deine gnädige Ver- heissung dencken.
Wie die Feuer-Säule des Nachts am hellesten über Israel leuchtete: So laß mich auch bey der allerfinstersten Nacht immer einen hellen Blick deiner Gnade sehen: Wie Jacob zu Bethel sanfft ruhete, und die Himmels-Leiter sahe, worauf die En-
gel
Abend-Gebett
Eine erſchreckliche Nacht war es, da ei- ne Hand dem Belſazar an der getünchten Wand ſein Urtheil ſchrieb: Man hat dich gewogen und zu leicht gefunden; bewahre mich, mein GOtt! vor Völlerey, Wohl- luſt und Sicherheit, daß ich nicht auch zu leicht gefunden und hinweg geraffet werde in der Mitte meiner Sünden, durch einen böſen und ſchnellen Tod.
Wie der Thau des Nachts Gideons Fell benetzte: So laß deinen Gnaden- Thau häuffig auf meine Seele fallen! wie des Rachts das Manna fiel, ſo laß auch das Wort deines Troſtes auf mein mattes Hertz fallen, und meinen müden Geiſt er- quicken: Und laß mich auch des Nachts, wann ich aufwache, an deine gnädige Ver- heiſſung dencken.
Wie die Feuer-Säule des Nachts am helleſten über Iſrael leuchtete: So laß mich auch bey der allerfinſterſten Nacht immer einen hellen Blick deiner Gnade ſehen: Wie Jacob zu Bethel ſanfft ruhete, und die Himmels-Leiter ſahe, worauf die En-
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Abend-Gebett
Eine erſchreckliche Nacht war es, da ei-
ne Hand dem Belſazar an der getünchten
Wand ſein Urtheil ſchrieb: Man hat dich
gewogen und zu leicht gefunden; bewahre
mich, mein GOtt! vor Völlerey, Wohl-
luſt und Sicherheit, daß ich nicht auch zu
leicht gefunden und hinweg geraffet werde
in der Mitte meiner Sünden, durch einen
böſen und ſchnellen Tod.
Wie der Thau des Nachts Gideons
Fell benetzte: So laß deinen Gnaden-
Thau häuffig auf meine Seele fallen! wie
des Rachts das Manna fiel, ſo laß auch
das Wort deines Troſtes auf mein mattes
Hertz fallen, und meinen müden Geiſt er-
quicken: Und laß mich auch des Nachts,
wann ich aufwache, an deine gnädige Ver-
heiſſung dencken.
Wie die Feuer-Säule des Nachts am
helleſten über Iſrael leuchtete: So laß mich
auch bey der allerfinſterſten Nacht immer
einen hellen Blick deiner Gnade ſehen:
Wie Jacob zu Bethel ſanfft ruhete, und
die Himmels-Leiter ſahe, worauf die En-
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/160>, abgerufen am 22.11.2024.
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