Der gläubige Christ bittet, GOtt wolle ihn von der Welt abziehen.
Aufmunterung.
Röm. 12, 2. Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneurung euers Sinnes, auf daß ihr prüffen möget, welches da sey der gute, der wohlgefällige, und der vollkommene GOttes Wille.
WEnn ein gläubiger Christ erweget, daß die Welt-Liebe ist, wie das Unkraut, das von selbsten in der Seelen wächset, hingegen aber die Furcht GOttes, und die Liebe zu GOtt, wie eine schöne wohlriechende Pflantze, die mit Fleiß und Mühe erst muß dahinein gesetzet und wohl bewahret wer- den: So kan er daraus erkennen, was man vor Sorge und Arbeit anzuwenden hat. Er soll demnach 1) erkennen, daß Welt in ihm und ausser ihm sey. Welt in ihm, sind die bö- se Lüste, Tücke, Begierden und Gedancken seines Hertzens. Welt ausser ihm, sind der bösen Menschen Erempel, Lo- ckungen und Verführungen. 2) Diesen allen aber muß ein wahrer Christ widerstehen, den auffteigenden Lüsten und Gedancken durch Gebett und Seuffzen, und der Welt Rei- tzungen durch Vermeidung der Welt Gesellschafften, Ge- wohnheiten, Manieren und Lebens-Arten. 3) Weil nun dieses nicht stehet in unsern eigenen Kräfften, so muß er GOtt um seine Hülffe und Beystand eifrig anflehen. 4) Dieses Abziehen von der Welt muß nicht so geschehen, als ob man sich einschliessen und einsperren wollte, mit niemand reden und umgehen, sondern es muß darinn bestehen, daß man mit den Welt-Kindern nicht sündige, und ihre böse Wercke und Thaten nicht nachthue. Denn wenn wir mit gar keinen Gottlosen umgehen wollten, so müßten wir nach Pauli Ausspruch die Welt räumen. Wir sollen in der Welt seyn, wie Joseph in Egypten, Loth in Sodom, Daniel und seine Gesellen in Babel, welche aber der Städte und Leute Sünde nicht verübten. 5) Dieses Abziehen von der Welt soll auch nicht etwa nur zum Schein, auf etliche Tage geschehen, wenn man will zur Beicht und zu dem heiligen Abendmahl gehen, sondern diese Arbeit soll beständig seyn: Ist die Welt aus dem Hertzen heraus, so gehet JEsus ein.
Gebett.
Der gläubige Chriſt bittet,
Der gläubige Chriſt bittet, GOtt wolle ihn von der Welt abziehen.
Aufmunterung.
Röm. 12, 2. Stellet euch nicht dieſer Welt gleich, ſondern verändert euch durch Verneurung euers Sinnes, auf daß ihr prüffen möget, welches da ſey der gute, der wohlgefällige, und der vollkommene GOttes Wille.
WEnn ein gläubiger Chriſt erweget, daß die Welt-Liebe iſt, wie das Unkraut, das von ſelbſten in der Seelen wächſet, hingegen aber die Furcht GOttes, und die Liebe zu GOtt, wie eine ſchöne wohlriechende Pflantze, die mit Fleiß und Mühe erſt muß dahinein geſetzet und wohl bewahret wer- den: So kan er daraus erkennen, was man vor Sorge und Arbeit anzuwenden hat. Er ſoll demnach 1) erkennen, daß Welt in ihm und auſſer ihm ſey. Welt in ihm, ſind die bö- ſe Lüſte, Tücke, Begierden und Gedancken ſeines Hertzens. Welt auſſer ihm, ſind der böſen Menſchen Erempel, Lo- ckungen und Verführungen. 2) Dieſen allen aber muß ein wahrer Chriſt widerſtehen, den auffteigenden Lüſten und Gedancken durch Gebett und Seuffzen, und der Welt Rei- tzungen durch Vermeidung der Welt Geſellſchafften, Ge- wohnheiten, Manieren und Lebens-Arten. 3) Weil nun dieſes nicht ſtehet in unſern eigenen Kräfften, ſo muß er GOtt um ſeine Hülffe und Beyſtand eifrig anflehen. 4) Dieſes Abziehen von der Welt muß nicht ſo geſchehen, als ob man ſich einſchlieſſen und einſperren wollte, mit niemand reden und umgehen, ſondern es muß darinn beſtehen, daß man mit den Welt-Kindern nicht ſündige, und ihre böſe Wercke und Thaten nicht nachthue. Denn wenn wir mit gar keinen Gottloſen umgehen wollten, ſo müßten wir nach Pauli Ausſpruch die Welt räumen. Wir ſollen in der Welt ſeyn, wie Joſeph in Egypten, Loth in Sodom, Daniel und ſeine Geſellen in Babel, welche aber der Städte und Leute Sünde nicht verübten. 5) Dieſes Abziehen von der Welt ſoll auch nicht etwa nur zum Schein, auf etliche Tage geſchehen, wenn man will zur Beicht und zu dem heiligen Abendmahl gehen, ſondern dieſe Arbeit ſoll beſtändig ſeyn: Iſt die Welt aus dem Hertzen heraus, ſo gehet JEſus ein.
Gebett.
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Der gläubige Chriſt bittet,
Der gläubige Chriſt bittet, GOtt wolle ihn von der Welt
abziehen.
Aufmunterung.
Röm. 12, 2. Stellet euch nicht dieſer Welt gleich, ſondern verändert euch durch
Verneurung euers Sinnes, auf daß ihr prüffen möget, welches da ſey der gute,
der wohlgefällige, und der vollkommene GOttes Wille.
WEnn ein gläubiger Chriſt erweget, daß die Welt-Liebe
iſt, wie das Unkraut, das von ſelbſten in der Seelen
wächſet, hingegen aber die Furcht GOttes, und die Liebe zu
GOtt, wie eine ſchöne wohlriechende Pflantze, die mit Fleiß
und Mühe erſt muß dahinein geſetzet und wohl bewahret wer-
den: So kan er daraus erkennen, was man vor Sorge und
Arbeit anzuwenden hat. Er ſoll demnach 1) erkennen, daß
Welt in ihm und auſſer ihm ſey. Welt in ihm, ſind die bö-
ſe Lüſte, Tücke, Begierden und Gedancken ſeines Hertzens.
Welt auſſer ihm, ſind der böſen Menſchen Erempel, Lo-
ckungen und Verführungen. 2) Dieſen allen aber muß ein
wahrer Chriſt widerſtehen, den auffteigenden Lüſten und
Gedancken durch Gebett und Seuffzen, und der Welt Rei-
tzungen durch Vermeidung der Welt Geſellſchafften, Ge-
wohnheiten, Manieren und Lebens-Arten. 3) Weil nun
dieſes nicht ſtehet in unſern eigenen Kräfften, ſo muß er
GOtt um ſeine Hülffe und Beyſtand eifrig anflehen. 4)
Dieſes Abziehen von der Welt muß nicht ſo geſchehen, als ob
man ſich einſchlieſſen und einſperren wollte, mit niemand
reden und umgehen, ſondern es muß darinn beſtehen, daß
man mit den Welt-Kindern nicht ſündige, und ihre böſe
Wercke und Thaten nicht nachthue. Denn wenn wir mit
gar keinen Gottloſen umgehen wollten, ſo müßten wir nach
Pauli Ausſpruch die Welt räumen. Wir ſollen in der Welt
ſeyn, wie Joſeph in Egypten, Loth in Sodom, Daniel
und ſeine Geſellen in Babel, welche aber der Städte und
Leute Sünde nicht verübten. 5) Dieſes Abziehen von der
Welt ſoll auch nicht etwa nur zum Schein, auf etliche Tage
geſchehen, wenn man will zur Beicht und zu dem heiligen
Abendmahl gehen, ſondern dieſe Arbeit ſoll beſtändig ſeyn:
Iſt die Welt aus dem Hertzen heraus, ſo gehet JEſus ein.
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/122>, abgerufen am 22.11.2024.
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