botest mir Gnade an, aber dieselbe mißbrauchte ich nur auf mehrere Freyheit zu sündigen.
Warum bin ich doch so verblendet gewesen? Habe ich denn nicht be- dacht, daß mich der Tod plötzlich ü- berfallen, und vor dein Gerichte hin- reissen könte? Ich bin ja mehr als zu ernstlich gewarnet: Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurtzel ge- legt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringet, wird abge- hauen, und ins Feuer geworffen. Ist mir denn die Gefahr meiner Seelen bey so unseligen Zustande nicht zu Hertzen gegangen? Ach ich kan nicht läugnen, daß ich gemeynet, Busse dürffte man eher nicht thun, als biß man zum Beichtstuhl gienge, da denn das Bündel der Sünden auf einmahl hinweg genommen würde. Ach also habe ich deine Gnade auf Muthwillen gezogen! da ich doch ein
an-
Der zu JEſu nahende Sůnder,
boteſt mir Gnade an, aber dieſelbe mißbrauchte ich nur auf mehrere Freyheit zu ſündigen.
Warum bin ich doch ſo verblendet geweſen? Habe ich denn nicht be- dacht, daß mich der Tod plötzlich ü- berfallen, und vor dein Gerichte hin- reiſſen könte? Ich bin ja mehr als zu ernſtlich gewarnet: Es iſt ſchon die Axt den Bäumen an die Wurtzel ge- legt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringet, wird abge- hauen, und ins Feuer geworffen. Iſt mir denn die Gefahr meiner Seelen bey ſo unſeligen Zuſtande nicht zu Hertzen gegangen? Ach ich kan nicht läugnen, daß ich gemeynet, Buſſe dürffte man eher nicht thun, als biß man zum Beichtſtuhl gienge, da denn das Bündel der Sünden auf einmahl hinweg genommen würde. Ach alſo habe ich deine Gnade auf Muthwillen gezogen! da ich doch ein
an-
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Der zu JEſu nahende Sůnder,
boteſt mir Gnade an, aber dieſelbe
mißbrauchte ich nur auf mehrere
Freyheit zu ſündigen.
Warum bin ich doch ſo verblendet
geweſen? Habe ich denn nicht be-
dacht, daß mich der Tod plötzlich ü-
berfallen, und vor dein Gerichte hin-
reiſſen könte? Ich bin ja mehr als zu
ernſtlich gewarnet: Es iſt ſchon die
Axt den Bäumen an die Wurtzel ge-
legt. Darum, welcher Baum nicht
gute Früchte bringet, wird abge-
hauen, und ins Feuer geworffen. Iſt
mir denn die Gefahr meiner Seelen
bey ſo unſeligen Zuſtande nicht zu
Hertzen gegangen? Ach ich kan nicht
läugnen, daß ich gemeynet, Buſſe
dürffte man eher nicht thun, als biß
man zum Beichtſtuhl gienge, da
denn das Bündel der Sünden auf
einmahl hinweg genommen würde.
Ach alſo habe ich deine Gnade auf
Muthwillen gezogen! da ich doch ein
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/54>, abgerufen am 16.02.2025.
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