Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgen-und Abend-Andachten.
men, und laß dein armes Schaaf an deiner Brust erwar-
men, dein offner Seiten-Riß sey mir ein Paradieß.

6. Laß einen Schlaff-Trunck mir aus deinen Wunden
fliessen, und deine Lippen hier zur guten Nacht mich küssen,
weil mich nach dir nur dürst, o du mein Lebens-Fürst.
7. Kein Teufel soll mich hier von deinem Creutze reissen,
ich will es mein Panier, und meine Freystadt heissen;
Wo dieses Zeichen steckt, da bin ich wohl bedeckt.
8. So schlaff ich ruhig ein auf dein Verdienst und Lei-
den, es soll mich keine Pein von deiner Liebe scheiden, aus
Liebe wünsch ich mir zu sterben gar mit dir.


Morgen-Andacht
am Sonnabend.

DAs Auge dieser Welt zeigt wieder
seine Strahlen/ ach brenne du, mein
Hertz, die Andachts-Flammen an. Die
Sonne suchet dir im Bilde vorzumahlen,
wie man zu GOttes Ruhm am Morgen
leuchten kan. O Vater alles Lichts, er-
leuchte mein Gewissen, damit die Sünden-
Nacht im Hertzen Abschied nimmt. Denn
deine Kindschafft weiß von keinen Finster-
nissen, so wenig Tag und Nacht iemahls
zusammen stimmt Entzünde meinen
Mund zu lauter Lobes-Sprüchen, und
mache dir mein Hertz zu einem Danck-Al-
tar. Weil du die gantze Nacht nicht bist von
mir gewichen, und alles abgewandt, was
zu befürchten war. Nimm meine Seele hin

zu
Q 4

Morgen-und Abend-Andachten.
men, und laß dein armes Schaaf an deiner Bruſt erwar-
men, dein offner Seiten-Riß ſey mir ein Paradieß.

6. Laß einen Schlaff-Trunck mir aus deinen Wunden
flieſſen, und deine Lippen hier zur guten Nacht mich küſſen,
weil mich nach dir nur dürſt, o du mein Lebens-Fürſt.
7. Kein Teufel ſoll mich hier von deinem Creutze reiſſen,
ich will es mein Panier, und meine Freyſtadt heiſſen;
Wo dieſes Zeichen ſteckt, da bin ich wohl bedeckt.
8. So ſchlaff ich ruhig ein auf dein Verdienſt und Lei-
den, es ſoll mich keine Pein von deiner Liebe ſcheiden, aus
Liebe wünſch ich mir zu ſterben gar mit dir.


Morgen-Andacht
am Sonnabend.

DAs Auge dieſer Welt zeigt wieder
ſeine Strahlen/ ach brenne du, mein
Hertz, die Andachts-Flammen an. Die
Sonne ſuchet dir im Bilde vorzumahlen,
wie man zu GOttes Ruhm am Morgen
leuchten kan. O Vater alles Lichts, er-
leuchte mein Gewiſſen, damit die Sünden-
Nacht im Hertzen Abſchied nimmt. Denn
deine Kindſchafft weiß von keinen Finſter-
niſſen, ſo wenig Tag und Nacht iemahls
zuſammen ſtimmt Entzünde meinen
Mund zu lauter Lobes-Sprüchen, und
mache dir mein Hertz zu einem Danck-Al-
tar. Weil du die gantze Nacht nicht biſt von
mir gewichen, und alles abgewandt, was
zu befürchten war. Nimm meine Seele hin

zu
Q 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <lg n="5">
                  <pb facs="#f0275" n="247"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Morgen-und Abend-Andachten.</hi> </fw><lb/>
                  <l>men, und laß dein armes Schaaf an deiner Bru&#x017F;t erwar-</l><lb/>
                  <l>men, dein offner Seiten-Riß &#x017F;ey mir ein Paradieß.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="6">
                  <l>6. Laß einen Schlaff-Trunck mir aus deinen Wunden</l><lb/>
                  <l>flie&#x017F;&#x017F;en, und deine Lippen hier zur guten Nacht mich kü&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                  <l>weil mich nach dir nur dür&#x017F;t, o du mein Lebens-Für&#x017F;t.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="7">
                  <l>7. Kein Teufel &#x017F;oll mich hier von deinem Creutze rei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                  <l>ich will es mein Panier, und meine Frey&#x017F;tadt hei&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
                  <l>Wo die&#x017F;es Zeichen &#x017F;teckt, da bin ich wohl bedeckt.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="8">
                  <l>8. So &#x017F;chlaff ich ruhig ein auf dein Verdien&#x017F;t und Lei-</l><lb/>
                  <l>den, es &#x017F;oll mich keine Pein von deiner Liebe &#x017F;cheiden, aus</l><lb/>
                  <l>Liebe wün&#x017F;ch ich mir zu &#x017F;terben gar mit dir.</l>
                </lg>
              </lg>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Morgen-Andacht</hi><lb/>
am Sonnabend.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As Auge die&#x017F;er Welt zeigt wieder<lb/>
&#x017F;eine Strahlen/ ach brenne du, mein<lb/>
Hertz, die Andachts-Flammen an. Die<lb/>
Sonne &#x017F;uchet dir im Bilde vorzumahlen,<lb/>
wie man zu GOttes Ruhm am Morgen<lb/>
leuchten kan. O Vater alles Lichts, er-<lb/>
leuchte mein Gewi&#x017F;&#x017F;en, damit die Sünden-<lb/>
Nacht im Hertzen Ab&#x017F;chied nimmt. Denn<lb/>
deine Kind&#x017F;chafft weiß von keinen Fin&#x017F;ter-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wenig Tag und Nacht iemahls<lb/>
zu&#x017F;ammen &#x017F;timmt Entzünde meinen<lb/>
Mund zu lauter Lobes-Sprüchen, und<lb/>
mache dir mein Hertz zu einem Danck-Al-<lb/>
tar. Weil du die gantze Nacht nicht bi&#x017F;t von<lb/>
mir gewichen, und alles abgewandt, was<lb/>
zu befürchten war. Nimm meine Seele hin<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0275] Morgen-und Abend-Andachten. men, und laß dein armes Schaaf an deiner Bruſt erwar- men, dein offner Seiten-Riß ſey mir ein Paradieß. 6. Laß einen Schlaff-Trunck mir aus deinen Wunden flieſſen, und deine Lippen hier zur guten Nacht mich küſſen, weil mich nach dir nur dürſt, o du mein Lebens-Fürſt. 7. Kein Teufel ſoll mich hier von deinem Creutze reiſſen, ich will es mein Panier, und meine Freyſtadt heiſſen; Wo dieſes Zeichen ſteckt, da bin ich wohl bedeckt. 8. So ſchlaff ich ruhig ein auf dein Verdienſt und Lei- den, es ſoll mich keine Pein von deiner Liebe ſcheiden, aus Liebe wünſch ich mir zu ſterben gar mit dir. Morgen-Andacht am Sonnabend. DAs Auge dieſer Welt zeigt wieder ſeine Strahlen/ ach brenne du, mein Hertz, die Andachts-Flammen an. Die Sonne ſuchet dir im Bilde vorzumahlen, wie man zu GOttes Ruhm am Morgen leuchten kan. O Vater alles Lichts, er- leuchte mein Gewiſſen, damit die Sünden- Nacht im Hertzen Abſchied nimmt. Denn deine Kindſchafft weiß von keinen Finſter- niſſen, ſo wenig Tag und Nacht iemahls zuſammen ſtimmt Entzünde meinen Mund zu lauter Lobes-Sprüchen, und mache dir mein Hertz zu einem Danck-Al- tar. Weil du die gantze Nacht nicht biſt von mir gewichen, und alles abgewandt, was zu befürchten war. Nimm meine Seele hin zu Q 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/275
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/275>, abgerufen am 18.07.2024.