ERmuntre dich, mein Geist, in dieser Morgen-Stunde, und feure meinen Mund zum Lobe GOttes an. Erneuere die Pflicht von seinem Gnaden-Bunde, daß ich den neuen Tag auch recht begehen kan. HErr, der du meine Zeit in deinen Händen trägest, und meine Tage hast in deinem Bu- che stehn, der du den Odem noch in meiner Brust bewegest, und deine Kräffte läst in meine Seele gehn: Ich rühme deine Huld/ die nach den duncklen Schatten ein helles Tage-Licht mir wieder aufgesteckt, die Au- gen, welche sich mit Schlaff verhüllet hat- ten, hat deine sanffte Hand gemächlich auf- geweckt. Daß mir mein Bette nicht zum Grabe können werden, daß mich kein Feind gestöhrt, kein Unfall hat berührt/ und daß ich sonst noch frey von anderen Beschwer- den, das alles hast du HErr/ gantz glücklich ausgeführt. Drum nimm, du höchstes Gut, den Danck vor deine Güte, so sehr ich in der Zeit aus Schwachheit dancken kan: Nun kommt der neue Tag mit einer neuen Bit- te, nimm sie auch gnädiglich in Christi Nah- men an. Dieweil ich von mir selbst nichts
Gutes
Benjamin Schmolckens
Morgen-Andacht am Donnerſtage.
ERmuntre dich, mein Geiſt, in dieſer Morgen-Stunde, und feure meinen Mund zum Lobe GOttes an. Erneuere die Pflicht von ſeinem Gnaden-Bunde, daß ich den neuen Tag auch recht begehen kan. HErr, der du meine Zeit in deinen Händen trägeſt, und meine Tage haſt in deinem Bu- che ſtehn, der du den Odem noch in meiner Bruſt bewegeſt, und deine Kräffte läſt in meine Seele gehn: Ich rühme deine Huld/ die nach den duncklen Schatten ein helles Tage-Licht mir wieder aufgeſteckt, die Au- gen, welche ſich mit Schlaff verhüllet hat- ten, hat deine ſanffte Hand gemächlich auf- geweckt. Daß mir mein Bette nicht zum Grabe können werden, daß mich kein Feind geſtöhrt, kein Unfall hat berührt/ und daß ich ſonſt noch frey von anderen Beſchwer- den, das alles haſt du HErr/ gantz glücklich ausgeführt. Drum nim̃, du höchſtes Gut, den Danck vor deine Güte, ſo ſehr ich in der Zeit aus Schwachheit dancken kan: Nun kommt der neue Tag mit einer neuen Bit- te, nim̃ ſie auch gnädiglich in Chriſti Nah- men an. Dieweil ich von mir ſelbſt nichts
Gutes
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Benjamin Schmolckens
Morgen-Andacht
am Donnerſtage.
ERmuntre dich, mein Geiſt, in dieſer
Morgen-Stunde, und feure meinen
Mund zum Lobe GOttes an. Erneuere die
Pflicht von ſeinem Gnaden-Bunde, daß
ich den neuen Tag auch recht begehen kan.
HErr, der du meine Zeit in deinen Händen
trägeſt, und meine Tage haſt in deinem Bu-
che ſtehn, der du den Odem noch in meiner
Bruſt bewegeſt, und deine Kräffte läſt in
meine Seele gehn: Ich rühme deine Huld/
die nach den duncklen Schatten ein helles
Tage-Licht mir wieder aufgeſteckt, die Au-
gen, welche ſich mit Schlaff verhüllet hat-
ten, hat deine ſanffte Hand gemächlich auf-
geweckt. Daß mir mein Bette nicht zum
Grabe können werden, daß mich kein Feind
geſtöhrt, kein Unfall hat berührt/ und daß
ich ſonſt noch frey von anderen Beſchwer-
den, das alles haſt du HErr/ gantz glücklich
ausgeführt. Drum nim̃, du höchſtes Gut,
den Danck vor deine Güte, ſo ſehr ich in der
Zeit aus Schwachheit dancken kan: Nun
kommt der neue Tag mit einer neuen Bit-
te, nim̃ ſie auch gnädiglich in Chriſti Nah-
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Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_andachten_1736/258>, abgerufen am 17.07.2024.
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