Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. wohl einer ohngefehr solchen Klee fände/ und oh-ne sündlichen Vorsatz auffhübe/ hernach aber ge- wahr würde/ daß er besser Glück hätte/ als sonst/ ob er denn den Klee solte hinweg werffen/ den ihn doch vielleicht GOtt um deßwillen hätte fin- den lassen/ daß er ihm dadurch segnen wolle? Diesem dienet zur Antwort/ daß GOtt/ weil die Welt gestanden hat noch keinen eintzigen Men- schen/ auff diese Art/ gesegnet hat; und braucht GOtt weder vierblätterigen noch Gülden-Klee darzu/ wenn er einen segnen will; und würde auch auff solche Art scheinen/ ob gäbe GOTT selbst Anlaß zur Abgötterey? Wenn sichs aber begiebt/ daß einer bey einem solchen Klee-Blatte spüret besser Glück als sonst zu haben/ dem ver- sichere ich/ daß eine Versuchung des Satans ü- ber ihm herrsche/ wenn er diesen Götzen oder ab- göttisch Blat nicht hinweg thut. Ferner wird fürgegeben/ daß ein solcher vierblätteriger Klee am kräfftigsten würcke/ wenn er durch die andere biß dritte Hand einem heimlich oder unwissend zugebracht werde. Wenn es denn aber also ge- schehe/ und derjenige/ der diesen Klee unwissend bey sich trägt/ zusehend glücklich ist/ so ist weiter eine Frage zu beantworten: Ob nehmlich ein sol- cher ohnwissend Sünde begehe/ oder nicht? Ich achte/ vor meine Person dafür/ daß zwar ein sol- cher/ so lange er würcklich keine Wissenschafft noch Q
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. wohl einer ohngefehr ſolchen Klee faͤnde/ und oh-ne ſuͤndlichen Vorſatz auffhuͤbe/ hernach aber ge- wahr wuͤrde/ daß er beſſer Gluͤck haͤtte/ als ſonſt/ ob er denn den Klee ſolte hinweg werffen/ den ihn doch vielleicht GOtt um deßwillen haͤtte fin- den laſſen/ daß er ihm dadurch ſegnen wolle? Dieſem dienet zur Antwort/ daß GOtt/ weil die Welt geſtanden hat noch keinen eintzigen Men- ſchen/ auff dieſe Art/ geſegnet hat; und braucht GOtt weder vierblaͤtterigen noch Guͤlden-Klee darzu/ wenn er einen ſegnen will; und wuͤrde auch auff ſolche Art ſcheinen/ ob gaͤbe GOTT ſelbſt Anlaß zur Abgoͤtterey? Wenn ſichs aber begiebt/ daß einer bey einem ſolchen Klee-Blatte ſpuͤret beſſer Gluͤck als ſonſt zu haben/ dem ver- ſichere ich/ daß eine Verſuchung des Satans uͤ- ber ihm herrſche/ wenn er dieſen Goͤtzen oder ab- goͤttiſch Blat nicht hinweg thut. Ferner wird fuͤrgegeben/ daß ein ſolcher vierblaͤtteriger Klee am kraͤfftigſten wuͤrcke/ wenn er durch die andere biß dritte Hand einem heimlich oder unwiſſend zugebracht werde. Wenn es denn aber alſo ge- ſchehe/ und derjenige/ der dieſen Klee unwiſſend bey ſich traͤgt/ zuſehend gluͤcklich iſt/ ſo iſt weiter eine Frage zu beantworten: Ob nehmlich ein ſol- cher ohnwiſſend Suͤnde begehe/ oder nicht? Ich achte/ vor meine Perſon dafuͤr/ daß zwar ein ſol- cher/ ſo lange er wuͤrcklich keine Wiſſenſchafft noch Q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="241"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/> wohl einer ohngefehr ſolchen Klee faͤnde/ und oh-<lb/> ne ſuͤndlichen Vorſatz auffhuͤbe/ hernach aber ge-<lb/> wahr wuͤrde/ daß er beſſer Gluͤck haͤtte/ als ſonſt/<lb/> ob er denn den Klee ſolte hinweg werffen/ den<lb/> ihn doch vielleicht GOtt um deßwillen haͤtte fin-<lb/> den laſſen/ daß er ihm dadurch ſegnen wolle?<lb/> Dieſem dienet zur Antwort/ daß GOtt/ weil die<lb/> Welt geſtanden hat noch keinen eintzigen Men-<lb/> ſchen/ auff dieſe Art/ geſegnet hat; und braucht<lb/> GOtt weder vierblaͤtterigen noch Guͤlden-Klee<lb/> darzu/ wenn er einen ſegnen will; und wuͤrde<lb/> auch auff ſolche Art ſcheinen/ ob gaͤbe GOTT<lb/> ſelbſt Anlaß zur Abgoͤtterey? Wenn ſichs aber<lb/> begiebt/ daß einer bey einem ſolchen Klee-Blatte<lb/> ſpuͤret beſſer Gluͤck als ſonſt zu haben/ dem ver-<lb/> ſichere ich/ daß eine Verſuchung des Satans uͤ-<lb/> ber ihm herrſche/ wenn er dieſen Goͤtzen oder ab-<lb/> goͤttiſch Blat nicht hinweg thut. Ferner wird<lb/> fuͤrgegeben/ daß ein ſolcher vierblaͤtteriger Klee<lb/> am kraͤfftigſten wuͤrcke/ wenn er durch die andere<lb/> biß dritte Hand einem heimlich oder unwiſſend<lb/> zugebracht werde. Wenn es denn aber alſo ge-<lb/> ſchehe/ und derjenige/ der dieſen Klee unwiſſend<lb/> bey ſich traͤgt/ zuſehend gluͤcklich iſt/ ſo iſt weiter<lb/> eine Frage zu beantworten: Ob nehmlich ein ſol-<lb/> cher ohnwiſſend Suͤnde begehe/ oder nicht? Ich<lb/> achte/ vor meine Perſon dafuͤr/ daß zwar ein ſol-<lb/> cher/ ſo lange er wuͤrcklich keine Wiſſenſchafft<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0065]
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
wohl einer ohngefehr ſolchen Klee faͤnde/ und oh-
ne ſuͤndlichen Vorſatz auffhuͤbe/ hernach aber ge-
wahr wuͤrde/ daß er beſſer Gluͤck haͤtte/ als ſonſt/
ob er denn den Klee ſolte hinweg werffen/ den
ihn doch vielleicht GOtt um deßwillen haͤtte fin-
den laſſen/ daß er ihm dadurch ſegnen wolle?
Dieſem dienet zur Antwort/ daß GOtt/ weil die
Welt geſtanden hat noch keinen eintzigen Men-
ſchen/ auff dieſe Art/ geſegnet hat; und braucht
GOtt weder vierblaͤtterigen noch Guͤlden-Klee
darzu/ wenn er einen ſegnen will; und wuͤrde
auch auff ſolche Art ſcheinen/ ob gaͤbe GOTT
ſelbſt Anlaß zur Abgoͤtterey? Wenn ſichs aber
begiebt/ daß einer bey einem ſolchen Klee-Blatte
ſpuͤret beſſer Gluͤck als ſonſt zu haben/ dem ver-
ſichere ich/ daß eine Verſuchung des Satans uͤ-
ber ihm herrſche/ wenn er dieſen Goͤtzen oder ab-
goͤttiſch Blat nicht hinweg thut. Ferner wird
fuͤrgegeben/ daß ein ſolcher vierblaͤtteriger Klee
am kraͤfftigſten wuͤrcke/ wenn er durch die andere
biß dritte Hand einem heimlich oder unwiſſend
zugebracht werde. Wenn es denn aber alſo ge-
ſchehe/ und derjenige/ der dieſen Klee unwiſſend
bey ſich traͤgt/ zuſehend gluͤcklich iſt/ ſo iſt weiter
eine Frage zu beantworten: Ob nehmlich ein ſol-
cher ohnwiſſend Suͤnde begehe/ oder nicht? Ich
achte/ vor meine Perſon dafuͤr/ daß zwar ein ſol-
cher/ ſo lange er wuͤrcklich keine Wiſſenſchafft
noch
Q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |