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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
zu halten/ sondern haben/ nach des Satans Be-
gehren/ mehrentheils in unsauberer Kleidung
und mit ungewaschenem Gesicht und Händen
sich müssen finden lassen. Auch ist aus vieler
Hexen eigenem Geständniß bekandt/ die sie theils
gutwillig/ theils auch in der Tortur gethan/ daß
sie diejenigen Personen/ welche sie ungewaschen
angetroffen/ viel eher hätten bezaubern können/
als diese/ welche sich gewaschen gehabt. Und
dieses ist auch wohl glaublich/ weil gemeiniglich
die innerliche Reinigkeit der Seelen mit der Rei-
nigkeit des Leibes in einer guten Harmonie zu
stehen pfleget/ und der höllische Stinck-Bock
und unfläthige Kothfincke sich gern zu seines
gleichen/ nemlich zu unflätigen Säuen gesellet.
Wenn nun das kothige Geschmiere an der Kin-
der Stirn eine Hülffe wieder Neid und Zaube-
rey seyn soll/ so kan es wohl auff keine andere
Weise seyn/ als wenn die Zauberer und der Sa-
tan solche beschmutzte Kinder vor junge Grase-
Teuffel ansehen/ und dencken/ weil sie ohne dem
in ihre Koth-Zunfft gehöreten/ so hätten sie nicht
nöthig/ ihren Zunfft-Genossen Schaden zu
thun. Aber was das vor ein schreckliches Ver-
brechen der Mutter ist/ wenn sie ihr getaufft
Christen-Kind so liederlicher Weise/ aus Aber-
glauben/ (wahrhafftig nur dem Teuffel zur
Freude) wieder mit Unflat und Koth besudelt/

welches

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
zu halten/ ſondern haben/ nach des Satans Be-
gehren/ mehrentheils in unſauberer Kleidung
und mit ungewaſchenem Geſicht und Haͤnden
ſich muͤſſen finden laſſen. Auch iſt aus vieler
Hexen eigenem Geſtaͤndniß bekandt/ die ſie theils
gutwillig/ theils auch in der Tortur gethan/ daß
ſie diejenigen Perſonen/ welche ſie ungewaſchen
angetroffen/ viel eher haͤtten bezaubern koͤnnen/
als dieſe/ welche ſich gewaſchen gehabt. Und
dieſes iſt auch wohl glaublich/ weil gemeiniglich
die innerliche Reinigkeit der Seelen mit der Rei-
nigkeit des Leibes in einer guten Harmonie zu
ſtehen pfleget/ und der hoͤlliſche Stinck-Bock
und unflaͤthige Kothfincke ſich gern zu ſeines
gleichen/ nemlich zu unflaͤtigen Saͤuen geſellet.
Wenn nun das kothige Geſchmiere an der Kin-
der Stirn eine Huͤlffe wieder Neid und Zaube-
rey ſeyn ſoll/ ſo kan es wohl auff keine andere
Weiſe ſeyn/ als wenn die Zauberer und der Sa-
tan ſolche beſchmutzte Kinder vor junge Graſe-
Teuffel anſehen/ und dencken/ weil ſie ohne dem
in ihre Koth-Zunfft gehoͤreten/ ſo haͤtten ſie nicht
noͤthig/ ihren Zunfft-Genoſſen Schaden zu
thun. Aber was das vor ein ſchreckliches Ver-
brechen der Mutter iſt/ wenn ſie ihr getaufft
Chriſten-Kind ſo liederlicher Weiſe/ aus Aber-
glauben/ (wahrhafftig nur dem Teuffel zur
Freude) wieder mit Unflat und Koth beſudelt/

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[406/0230] Unterſuchung derer von ſuper-klugen zu halten/ ſondern haben/ nach des Satans Be- gehren/ mehrentheils in unſauberer Kleidung und mit ungewaſchenem Geſicht und Haͤnden ſich muͤſſen finden laſſen. Auch iſt aus vieler Hexen eigenem Geſtaͤndniß bekandt/ die ſie theils gutwillig/ theils auch in der Tortur gethan/ daß ſie diejenigen Perſonen/ welche ſie ungewaſchen angetroffen/ viel eher haͤtten bezaubern koͤnnen/ als dieſe/ welche ſich gewaſchen gehabt. Und dieſes iſt auch wohl glaublich/ weil gemeiniglich die innerliche Reinigkeit der Seelen mit der Rei- nigkeit des Leibes in einer guten Harmonie zu ſtehen pfleget/ und der hoͤlliſche Stinck-Bock und unflaͤthige Kothfincke ſich gern zu ſeines gleichen/ nemlich zu unflaͤtigen Saͤuen geſellet. Wenn nun das kothige Geſchmiere an der Kin- der Stirn eine Huͤlffe wieder Neid und Zaube- rey ſeyn ſoll/ ſo kan es wohl auff keine andere Weiſe ſeyn/ als wenn die Zauberer und der Sa- tan ſolche beſchmutzte Kinder vor junge Graſe- Teuffel anſehen/ und dencken/ weil ſie ohne dem in ihre Koth-Zunfft gehoͤreten/ ſo haͤtten ſie nicht noͤthig/ ihren Zunfft-Genoſſen Schaden zu thun. Aber was das vor ein ſchreckliches Ver- brechen der Mutter iſt/ wenn ſie ihr getaufft Chriſten-Kind ſo liederlicher Weiſe/ aus Aber- glauben/ (wahrhafftig nur dem Teuffel zur Freude) wieder mit Unflat und Koth beſudelt/ welches

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/230>, abgerufen am 24.11.2024.