Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 89. Capitel.

Maleficanten/ wenn sie torqviret
werden/ auff daß sie ohne Bekenntnitz die
Tortur ausstehen mögen/ hengen einen Zet-
tul auff den Rücken/ darauff der 15.
Verß aus dem zehenden Psalm
geschrieben ist.

ES ist kein Zweiffel/ es wird mancher sagen:
Ich hätte diesen Punct wohl mögen unbe-
rühret lassen/ dieweil hier durch nur Anlei-
tung zu solchen losen Praticken gegeben würde;
ja ich muß selbst gestehen/ daß ich auch eben um
deswillen lange an gestanden habe/ diesen und
dergleichen Punct mit anzuführen. Alleine/ in
Erwegung/ daß dieser und dergleichen Puncte
schon viel bekandt sind/ und von bösen Buben
ins geheime practiciret werden/ ohne daß man-
cher Bösewicht glaubet noch weiß/ daß er damit
sich nichts anders schaffe/ als GOttes Zorn noch
mehr auff sich lade/ und sein eigen Verderben
vermehre; so wird iedweder mit mir bekennen
müssen/ daß es rathsam wäre/ wenn alle solche
losen Händel/ besamt rechtmäßiger Wiederle-
gung am Tage lägen/ weil viele diese Dinge aus
Unverstande practiciren/ die es sonst wohl un-
terliessen/ wenn sie der Sache gründliche Be-
schaffenheit wüsten. Dahero auch ohne Zweif-

fel/
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 89. Capitel.

Maleficanten/ wenn ſie torqviret
werden/ auff daß ſie ohne Bekenntnitz die
Tortur ausſtehen moͤgen/ hengen einen Zet-
tul auff den Ruͤcken/ darauff der 15.
Verß aus dem zehenden Pſalm
geſchrieben iſt.

ES iſt kein Zweiffel/ es wird mancher ſagen:
Ich haͤtte dieſen Punct wohl moͤgen unbe-
ruͤhret laſſen/ dieweil hier durch nur Anlei-
tung zu ſolchen loſen Praticken gegeben wuͤrde;
ja ich muß ſelbſt geſtehen/ daß ich auch eben um
deswillen lange an geſtanden habe/ dieſen und
dergleichen Punct mit anzufuͤhren. Alleine/ in
Erwegung/ daß dieſer und dergleichen Puncte
ſchon viel bekandt ſind/ und von boͤſen Buben
ins geheime practiciret werden/ ohne daß man-
cher Boͤſewicht glaubet noch weiß/ daß er damit
ſich nichts anders ſchaffe/ als GOttes Zorn noch
mehr auff ſich lade/ und ſein eigen Verderben
vermehre; ſo wird iedweder mit mir bekennen
muͤſſen/ daß es rathſam waͤre/ wenn alle ſolche
loſen Haͤndel/ beſamt rechtmaͤßiger Wiederle-
gung am Tage laͤgen/ weil viele dieſe Dinge aus
Unverſtande practiciren/ die es ſonſt wohl un-
terlieſſen/ wenn ſie der Sache gruͤndliche Be-
ſchaffenheit wuͤſten. Dahero auch ohne Zweif-

fel/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0223" n="399"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 89. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Maleficanten/ wenn &#x017F;ie torqviret<lb/>
werden/ auff daß &#x017F;ie ohne Bekenntnitz die<lb/><hi rendition="#aq">Tortur</hi> aus&#x017F;tehen mo&#x0364;gen/ hengen einen Zet-<lb/><hi rendition="#c">tul auff den Ru&#x0364;cken/ darauff der 15.<lb/>
Verß aus dem zehenden P&#x017F;alm<lb/>
ge&#x017F;chrieben i&#x017F;t.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t kein Zweiffel/ es wird mancher &#x017F;agen:<lb/>
Ich ha&#x0364;tte die&#x017F;en Punct wohl mo&#x0364;gen unbe-<lb/>
ru&#x0364;hret la&#x017F;&#x017F;en/ dieweil hier durch nur Anlei-<lb/>
tung zu &#x017F;olchen lo&#x017F;en Praticken gegeben wu&#x0364;rde;<lb/>
ja ich muß &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen/ daß ich auch eben um<lb/>
deswillen lange an ge&#x017F;tanden habe/ die&#x017F;en und<lb/>
dergleichen Punct mit anzufu&#x0364;hren. Alleine/ in<lb/>
Erwegung/ daß die&#x017F;er und dergleichen Puncte<lb/>
&#x017F;chon viel bekandt &#x017F;ind/ und von bo&#x0364;&#x017F;en Buben<lb/>
ins geheime <hi rendition="#aq">practicir</hi>et werden/ ohne daß man-<lb/>
cher Bo&#x0364;&#x017F;ewicht glaubet noch weiß/ daß er damit<lb/>
&#x017F;ich nichts anders &#x017F;chaffe/ als GOttes Zorn noch<lb/>
mehr auff &#x017F;ich lade/ und &#x017F;ein eigen Verderben<lb/>
vermehre; &#x017F;o wird iedweder mit mir bekennen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß es rath&#x017F;am wa&#x0364;re/ wenn alle &#x017F;olche<lb/>
lo&#x017F;en Ha&#x0364;ndel/ be&#x017F;amt rechtma&#x0364;ßiger Wiederle-<lb/>
gung am Tage la&#x0364;gen/ weil viele die&#x017F;e Dinge aus<lb/>
Unver&#x017F;tande <hi rendition="#aq">practicir</hi>en/ die es &#x017F;on&#x017F;t wohl un-<lb/>
terlie&#x017F;&#x017F;en/ wenn &#x017F;ie der Sache gru&#x0364;ndliche Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit wu&#x0364;&#x017F;ten. Dahero auch ohne Zweif-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fel/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0223] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 89. Capitel. Maleficanten/ wenn ſie torqviret werden/ auff daß ſie ohne Bekenntnitz die Tortur ausſtehen moͤgen/ hengen einen Zet- tul auff den Ruͤcken/ darauff der 15. Verß aus dem zehenden Pſalm geſchrieben iſt. ES iſt kein Zweiffel/ es wird mancher ſagen: Ich haͤtte dieſen Punct wohl moͤgen unbe- ruͤhret laſſen/ dieweil hier durch nur Anlei- tung zu ſolchen loſen Praticken gegeben wuͤrde; ja ich muß ſelbſt geſtehen/ daß ich auch eben um deswillen lange an geſtanden habe/ dieſen und dergleichen Punct mit anzufuͤhren. Alleine/ in Erwegung/ daß dieſer und dergleichen Puncte ſchon viel bekandt ſind/ und von boͤſen Buben ins geheime practiciret werden/ ohne daß man- cher Boͤſewicht glaubet noch weiß/ daß er damit ſich nichts anders ſchaffe/ als GOttes Zorn noch mehr auff ſich lade/ und ſein eigen Verderben vermehre; ſo wird iedweder mit mir bekennen muͤſſen/ daß es rathſam waͤre/ wenn alle ſolche loſen Haͤndel/ beſamt rechtmaͤßiger Wiederle- gung am Tage laͤgen/ weil viele dieſe Dinge aus Unverſtande practiciren/ die es ſonſt wohl un- terlieſſen/ wenn ſie der Sache gruͤndliche Be- ſchaffenheit wuͤſten. Dahero auch ohne Zweif- fel/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/223
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/223>, abgerufen am 22.11.2024.