Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen denn erinnere/ daß vor ohngefehr sechs-biß acht-und dreyßig Jahren in Thüringen ein solch Ve- nus-Bild am St. Andreas-Tage des Mor- gens früh/ als der Knecht die Pferde aus dem Stalle hat ziehen wollen/ in der Stall-Thür- Schwelle gesessen/ und dem Knechte/ als er die Thüre auffgezogen hat/ recht todt erfroren ent- gegen gefallen ist. Die hatte sich richtig den Teuf- fel zum Manne erbetet. Woraus mehr als zu viel erhellet/ daß der Mensch in dem Dienste/ den er dem Satan leistet/ viel eifferiger sey/ als wenn er den rechten wahren GOtt anruffet oder die- net. Es ist unstreitig wahr/ daß das Andreas- Gebet/ wie sie es nennen/ nichts anders ist/ als ei- ne Anruffung des Teuffels um einen Mann. Denn alle Abgötterey rühret vom Teuffel; das Gebet aber/ das die Huren zum Andreas abfer- tigen/ fangen sie gewöhnlich also an: Dees mees, (i. e. Deus meus) mein lieber St. Andres etc. Da nun kein anderer als der einige wahre GOtt kan Gott genennet werden/ die Huren aber zu dem nicht hörenden Andreas schreyen: Deus meus! oder: Mein Gott Andres! so möchte ich gerne ihre Antwort hören/ wenn ich sie fragte/ wer ihr Gebet denn erhörete? Ohne Zweiffel würden sie mir antworten: St. Andreas erhö- rete sie/ als welchen sie auch angeruffen hätten. Aber die Mann-thörichten Vetteln dürffen sich das
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen denn erinnere/ daß vor ohngefehr ſechs-biß acht-und dreyßig Jahren in Thuͤringen ein ſolch Ve- nus-Bild am St. Andreas-Tage des Mor- gens fruͤh/ als der Knecht die Pferde aus dem Stalle hat ziehen wollen/ in der Stall-Thuͤr- Schwelle geſeſſen/ und dem Knechte/ als er die Thuͤre auffgezogen hat/ recht todt erfroren ent- gegen gefallen iſt. Die hatte ſich richtig den Teuf- fel zum Manne erbetet. Woraus mehr als zu viel erhellet/ daß der Menſch in dem Dienſte/ den er dem Satan leiſtet/ viel eifferiger ſey/ als wenn er den rechten wahren GOtt anruffet oder die- net. Es iſt unſtreitig wahr/ daß das Andreas- Gebet/ wie ſie es nennen/ nichts anders iſt/ als ei- ne Anruffung des Teuffels um einen Mann. Denn alle Abgoͤtterey ruͤhret vom Teuffel; das Gebet aber/ das die Huren zum Andreas abfer- tigen/ fangen ſie gewoͤhnlich alſo an: Dees mees, (i. e. Deus meus) mein lieber St. Andres ꝛc. Da nun kein anderer als der einige wahre GOtt kan Gott genennet werden/ die Huren aber zu dem nicht hoͤrenden Andreas ſchreyen: Deus meus! oder: Mein Gott Andres! ſo moͤchte ich gerne ihre Antwort hoͤren/ wenn ich ſie fragte/ wer ihr Gebet denn erhoͤrete? Ohne Zweiffel wuͤrden ſie mir antworten: St. Andreas erhoͤ- rete ſie/ als welchen ſie auch angeruffen haͤtten. Aber die Mann-thoͤrichten Vetteln duͤrffen ſich das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unterſuchung/ derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ſuper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/> denn erinnere/ daß vor ohngefehr ſechs-biß acht-<lb/> und dreyßig Jahren in Thuͤringen ein ſolch <hi rendition="#aq">Ve-<lb/> nus-</hi>Bild am St. Andreas-Tage des Mor-<lb/> gens fruͤh/ als der Knecht die Pferde aus dem<lb/> Stalle hat ziehen wollen/ in der Stall-Thuͤr-<lb/> Schwelle geſeſſen/ und dem Knechte/ als er die<lb/> Thuͤre auffgezogen hat/ recht todt erfroren ent-<lb/> gegen gefallen iſt. Die hatte ſich richtig den Teuf-<lb/> fel zum Manne erbetet. Woraus mehr als zu<lb/> viel erhellet/ daß der Menſch in dem Dienſte/ den<lb/> er dem Satan leiſtet/ viel eifferiger ſey/ als wenn<lb/> er den rechten wahren GOtt anruffet oder die-<lb/> net. Es iſt unſtreitig wahr/ daß das Andreas-<lb/> Gebet/ wie ſie es nennen/ nichts anders iſt/ als ei-<lb/> ne Anruffung des Teuffels um einen Mann.<lb/> Denn alle Abgoͤtterey ruͤhret vom Teuffel; das<lb/> Gebet aber/ das die Huren zum Andreas abfer-<lb/> tigen/ fangen ſie gewoͤhnlich alſo an: <hi rendition="#aq">Dees mees,<lb/> (i. e. Deus meus)</hi> mein lieber St. Andres ꝛc.<lb/> Da nun kein anderer als der einige wahre GOtt<lb/> kan Gott genennet werden/ die Huren aber zu<lb/> dem nicht hoͤrenden Andreas ſchreyen: <hi rendition="#aq">Deus<lb/> meus!</hi> oder: Mein Gott Andres! ſo moͤchte<lb/> ich gerne ihre Antwort hoͤren/ wenn ich ſie fragte/<lb/> wer ihr Gebet denn erhoͤrete? Ohne Zweiffel<lb/> wuͤrden ſie mir antworten: St. Andreas erhoͤ-<lb/> rete ſie/ als welchen ſie auch angeruffen haͤtten.<lb/> Aber die Mann-thoͤrichten Vetteln duͤrffen ſich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0012]
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
denn erinnere/ daß vor ohngefehr ſechs-biß acht-
und dreyßig Jahren in Thuͤringen ein ſolch Ve-
nus-Bild am St. Andreas-Tage des Mor-
gens fruͤh/ als der Knecht die Pferde aus dem
Stalle hat ziehen wollen/ in der Stall-Thuͤr-
Schwelle geſeſſen/ und dem Knechte/ als er die
Thuͤre auffgezogen hat/ recht todt erfroren ent-
gegen gefallen iſt. Die hatte ſich richtig den Teuf-
fel zum Manne erbetet. Woraus mehr als zu
viel erhellet/ daß der Menſch in dem Dienſte/ den
er dem Satan leiſtet/ viel eifferiger ſey/ als wenn
er den rechten wahren GOtt anruffet oder die-
net. Es iſt unſtreitig wahr/ daß das Andreas-
Gebet/ wie ſie es nennen/ nichts anders iſt/ als ei-
ne Anruffung des Teuffels um einen Mann.
Denn alle Abgoͤtterey ruͤhret vom Teuffel; das
Gebet aber/ das die Huren zum Andreas abfer-
tigen/ fangen ſie gewoͤhnlich alſo an: Dees mees,
(i. e. Deus meus) mein lieber St. Andres ꝛc.
Da nun kein anderer als der einige wahre GOtt
kan Gott genennet werden/ die Huren aber zu
dem nicht hoͤrenden Andreas ſchreyen: Deus
meus! oder: Mein Gott Andres! ſo moͤchte
ich gerne ihre Antwort hoͤren/ wenn ich ſie fragte/
wer ihr Gebet denn erhoͤrete? Ohne Zweiffel
wuͤrden ſie mir antworten: St. Andreas erhoͤ-
rete ſie/ als welchen ſie auch angeruffen haͤtten.
Aber die Mann-thoͤrichten Vetteln duͤrffen ſich
das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |