Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wer leicht gläubt/ wird leicht betrogen.
Ist ein Sprichwort/ das zwar alt/
Doch ists auch noch nicht erlogen/
Und will ichs er weisen bald.
Daß ein Schlauch von einer Bircke
Aus dem Ameiß-Hauffen dir
So viel Guts beym Bier-Schanck wircke/
Ist Betrug/ das traue mir.
Denn ich hab es in den Proben.
Falsch besunden gantz und gar;
Drüm kan ich die Kunst nicht loben.
Aberglauben ist nicht wahr.
Das 2. Capitel.

Wer ein Brod auffschneidet/ und
schneidet nicht gleich/ der hat selbigen
Tag gelogen.

DIeses wird gemeiniglich nur aus Schertz
gesagt/ daheto ich mich auch nicht lange
dabey auffhalte/ iedoch will ich meine
Meynung hiervon kürtzlich entdecken/ woher
dieses Fürgeben seinen Ursprung mag genom-
men haben. Es ist bekandt/ daß ein Lügner/
Prahler oder Großsprecher/ ins gemein ein Auff-
schneider pfleget genennet zu werden/ dahero
man auch zu sagen pfleget: Dieser Auffschneider
log/ daß sich die Balcken hätten mögen bügen/ o-
der/ er sagt nicht gerade zu/ das ist/ er schneidet

trefflich
M 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wer leicht glaͤubt/ wird leicht betrogen.
Iſt ein Sprichwort/ das zwar alt/
Doch iſts auch noch nicht erlogen/
Und will ichs er weiſen bald.
Daß ein Schlauch von einer Bircke
Aus dem Ameiß-Hauffen dir
So viel Guts beym Bier-Schanck wircke/
Iſt Betrug/ das traue mir.
Denn ich hab es in den Proben.
Falſch beſunden gantz und gar;
Druͤm kan ich die Kunſt nicht loben.
Aberglauben iſt nicht wahr.
Das 2. Capitel.

Wer ein Brod auffſchneidet/ und
ſchneidet nicht gleich/ der hat ſelbigen
Tag gelogen.

DIeſes wird gemeiniglich nur aus Schertz
geſagt/ daheto ich mich auch nicht lange
dabey auffhalte/ iedoch will ich meine
Meynung hiervon kuͤrtzlich entdecken/ woher
dieſes Fuͤrgeben ſeinen Urſprung mag genom-
men haben. Es iſt bekandt/ daß ein Luͤgner/
Prahler oder Großſprecher/ ins gemein ein Auff-
ſchneider pfleget genennet zu werden/ dahero
man auch zu ſagen pfleget: Dieſer Auffſchneider
log/ daß ſich die Balcken haͤtten moͤgen buͤgen/ o-
der/ er ſagt nicht gerade zu/ das iſt/ er ſchneidet

trefflich
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0007" n="183"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Wer leicht gla&#x0364;ubt/ wird leicht betrogen.</l><lb/>
          <l>I&#x017F;t ein Sprichwort/ das zwar alt/</l><lb/>
          <l>Doch i&#x017F;ts auch noch nicht erlogen/</l><lb/>
          <l>Und will ichs er wei&#x017F;en bald.</l><lb/>
          <l>Daß ein Schlauch von einer Bircke</l><lb/>
          <l>Aus dem Ameiß-Hauffen dir</l><lb/>
          <l>So viel Guts beym Bier-Schanck wircke/</l><lb/>
          <l>I&#x017F;t Betrug/ das traue mir.</l><lb/>
          <l>Denn ich hab es in den Proben.</l><lb/>
          <l>Fal&#x017F;ch be&#x017F;unden gantz und gar;</l><lb/>
          <l>Dru&#x0364;m kan ich die Kun&#x017F;t nicht loben.</l><lb/>
          <l>Aberglauben i&#x017F;t nicht wahr.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 2. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wer ein Brod auff&#x017F;chneidet/ und<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;chneidet nicht gleich/ der hat &#x017F;elbigen<lb/>
Tag gelogen.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie&#x017F;es wird gemeiniglich nur aus Schertz<lb/>
ge&#x017F;agt/ daheto ich mich auch nicht lange<lb/>
dabey auffhalte/ iedoch will ich meine<lb/>
Meynung hiervon ku&#x0364;rtzlich entdecken/ woher<lb/>
die&#x017F;es Fu&#x0364;rgeben &#x017F;einen Ur&#x017F;prung mag genom-<lb/>
men haben. Es i&#x017F;t bekandt/ daß ein Lu&#x0364;gner/<lb/>
Prahler oder Groß&#x017F;precher/ ins gemein ein Auff-<lb/>
&#x017F;chneider pfleget genennet zu werden/ dahero<lb/>
man auch zu &#x017F;agen pfleget: Die&#x017F;er Auff&#x017F;chneider<lb/>
log/ daß &#x017F;ich die Balcken ha&#x0364;tten mo&#x0364;gen bu&#x0364;gen/ o-<lb/>
der/ er &#x017F;agt nicht gerade zu/ das i&#x017F;t/ er &#x017F;chneidet<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch">trefflich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0007] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Wer leicht glaͤubt/ wird leicht betrogen. Iſt ein Sprichwort/ das zwar alt/ Doch iſts auch noch nicht erlogen/ Und will ichs er weiſen bald. Daß ein Schlauch von einer Bircke Aus dem Ameiß-Hauffen dir So viel Guts beym Bier-Schanck wircke/ Iſt Betrug/ das traue mir. Denn ich hab es in den Proben. Falſch beſunden gantz und gar; Druͤm kan ich die Kunſt nicht loben. Aberglauben iſt nicht wahr. Das 2. Capitel. Wer ein Brod auffſchneidet/ und ſchneidet nicht gleich/ der hat ſelbigen Tag gelogen. DIeſes wird gemeiniglich nur aus Schertz geſagt/ daheto ich mich auch nicht lange dabey auffhalte/ iedoch will ich meine Meynung hiervon kuͤrtzlich entdecken/ woher dieſes Fuͤrgeben ſeinen Urſprung mag genom- men haben. Es iſt bekandt/ daß ein Luͤgner/ Prahler oder Großſprecher/ ins gemein ein Auff- ſchneider pfleget genennet zu werden/ dahero man auch zu ſagen pfleget: Dieſer Auffſchneider log/ daß ſich die Balcken haͤtten moͤgen buͤgen/ o- der/ er ſagt nicht gerade zu/ das iſt/ er ſchneidet trefflich M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/7
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/7>, abgerufen am 23.12.2024.