Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen alle Tage das Bette einreissen und wiedermachen/ sonst kan sie nicht in der Erden ruhen. DIeses ist eine Gewohnheit/ die fast an al- müsse
Unterſuchung derer von ſuper-klugen alle Tage das Bette einreiſſen und wiedermachen/ ſonſt kan ſie nicht in der Erden ruhen. DIeſes iſt eine Gewohnheit/ die faſt an al- muͤſſe
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Unterſuchung derer von ſuper-klugen
alle Tage das Bette einreiſſen und wieder
machen/ ſonſt kan ſie nicht in der
Erden ruhen.
DIeſes iſt eine Gewohnheit/ die faſt an al-
len Orten des Sachſen-Landes im Ge-
brauch iſt/ und wo kein Mandel-Holtz zu
haben iſt/ ſo nehmen ſie ein Scheid Brenn-Holtz/
oder auch ein Buch/ und ſolte es gleich der Eu-
lenſpiegel ſeyn/ auff daß ja etwas/ an ſtatt der
Woͤchnerin/ im Bette liege. Wo nun dieſe
Thorheit ihren Urſprung her bekommen haben
mag/ bin ich zwar offt beflieſſen geweſen zu erfor-
ſchen/ habe aber nicht ſtracks hinter den Grund
kommen koͤnnen. Endlich aber habe aus vie-
ler Erfahrung/ daß niemand anders/ als die ei-
gennuͤtzigen Web-Muͤtter/ dieſe Narrethey er-
ſonnen haben. Denn wenn zuweilen bey wohl-
habenden Leuten durch goͤttlichen Willen ſichs
begiebt/ daß die Woͤchnerin durch den Tod von
ihrem Manne verabſchiedet/ oder auch in Kin-
des-Noͤthen ſamt der Geburt todt bleibet/ da ha-
ben von Rechts wegen nach dem Begraͤbniß/ die
Weh-Muͤtter nichts mehr im Hauſe zu ſchaffen/
zumahl/ wenn Kind und Mutter zugleich geblie-
ben ſind/ bekommen auch billiger maſſen von dem
ohne das betruͤbten und nothdurfftigen Wittwer
nichts mehr. Alleine/ dieſes guten intereſſe
nicht verluſtig zu werden/ haben ſie erſonnen/ es
muͤſſe
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