Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Puncte anhiengen/ so wäre zu wündschen/ daßalle Tage Montag wäre/ und sich dieser Casus zutrüge/ so würde doch ihr Glaube recht bestäti- get/ woferne wahr ist/ was hier vorgegeben wird. Alleine/ weil dieses Vorgeben auff gar schwa- the Füsse gegründet ist/ so wündsche ich/ daß es bey denen abergläubischen alleine (iedoch nicht zur Stärckung ihres Aberglaubens/ sondern nur zu ihrer Züchtigung) eintreffen möge. Rechtschaffene und vernünfftige Weiber halten hiervon nichts/ dahero bekommen sie auch keine Schläge/ es sey denn daß mancher redlichen Frauen ihr Mann ein grober Esel sey/ der nicht weiß/ wie er ein rechtschaffen Weib tracti- ren soll. Wenn aber manch loses Weib des Sonntags mit andern losen Purschen/ Coppel- und Trödel-Huren/ oder Spaß-Galanen ist spatziren gewesen/ und hat/ ohne ihres Mannes Wissen und Willen/ mit ihnen/ einen guten Muth gehabt/ und kommen alsdenn von solchen schönen Spiel-Cammeraden einige des Mon- tags drauff/ um zu sehen/ ob Frau Schlam- pampe auch wohl geruhet habe/ getrauen sich a- ber vor dem Manne nicht gerade zuzugehen/ sondern gucken nur zur Stuben-Thür hinein als wie der Hund in die Küche/ und prallen als- denn/ wenn sie den Mann sehen/ wieder zurück/ so gibt solches stracks bey dem Manne Verdacht/ und
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Puncte anhiengen/ ſo waͤre zu wuͤndſchen/ daßalle Tage Montag waͤre/ und ſich dieſer Caſus zutruͤge/ ſo wuͤrde doch ihr Glaube recht beſtaͤti- get/ woferne wahr iſt/ was hier vorgegeben wird. Alleine/ weil dieſes Vorgeben auff gar ſchwa- the Fuͤſſe gegruͤndet iſt/ ſo wuͤndſche ich/ daß es bey denen aberglaͤubiſchen alleine (iedoch nicht zur Staͤrckung ihres Aberglaubens/ ſondern nur zu ihrer Zuͤchtigung) eintreffen moͤge. Rechtſchaffene und vernuͤnfftige Weiber halten hiervon nichts/ dahero bekommen ſie auch keine Schlaͤge/ es ſey denn daß mancher redlichen Frauen ihr Mann ein grober Eſel ſey/ der nicht weiß/ wie er ein rechtſchaffen Weib tracti- ren ſoll. Wenn aber manch loſes Weib des Sonntags mit andern loſen Purſchen/ Coppel- und Troͤdel-Huren/ oder Spaß-Galanen iſt ſpatziren geweſen/ und hat/ ohne ihres Mannes Wiſſen und Willen/ mit ihnen/ einen guten Muth gehabt/ und kommen alsdenn von ſolchen ſchoͤnen Spiel-Cammeraden einige des Mon- tags drauff/ um zu ſehen/ ob Frau Schlam- pampe auch wohl geruhet habe/ getrauen ſich a- ber vor dem Manne nicht gerade zuzugehen/ ſondern gucken nur zur Stuben-Thuͤr hinein als wie der Hund in die Kuͤche/ und prallen als- denn/ wenn ſie den Mann ſehen/ wieder zuruͤck/ ſo gibt ſolches ſtracks bey dem Manne Verdacht/ und
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Puncte anhiengen/ ſo waͤre zu wuͤndſchen/ daß
alle Tage Montag waͤre/ und ſich dieſer Caſus
zutruͤge/ ſo wuͤrde doch ihr Glaube recht beſtaͤti-
get/ woferne wahr iſt/ was hier vorgegeben wird.
Alleine/ weil dieſes Vorgeben auff gar ſchwa-
the Fuͤſſe gegruͤndet iſt/ ſo wuͤndſche ich/ daß es
bey denen aberglaͤubiſchen alleine (iedoch nicht
zur Staͤrckung ihres Aberglaubens/ ſondern
nur zu ihrer Zuͤchtigung) eintreffen moͤge.
Rechtſchaffene und vernuͤnfftige Weiber halten
hiervon nichts/ dahero bekommen ſie auch keine
Schlaͤge/ es ſey denn daß mancher redlichen
Frauen ihr Mann ein grober Eſel ſey/ der
nicht weiß/ wie er ein rechtſchaffen Weib tracti-
ren ſoll. Wenn aber manch loſes Weib des
Sonntags mit andern loſen Purſchen/ Coppel-
und Troͤdel-Huren/ oder Spaß-Galanen iſt
ſpatziren geweſen/ und hat/ ohne ihres Mannes
Wiſſen und Willen/ mit ihnen/ einen guten
Muth gehabt/ und kommen alsdenn von ſolchen
ſchoͤnen Spiel-Cammeraden einige des Mon-
tags drauff/ um zu ſehen/ ob Frau Schlam-
pampe auch wohl geruhet habe/ getrauen ſich a-
ber vor dem Manne nicht gerade zuzugehen/
ſondern gucken nur zur Stuben-Thuͤr hinein
als wie der Hund in die Kuͤche/ und prallen als-
denn/ wenn ſie den Mann ſehen/ wieder zuruͤck/
ſo gibt ſolches ſtracks bey dem Manne Verdacht/
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